An diesem Wochenende wird die Kunsthalle übergeben. Eröffnet wird sie noch nicht. Ähnlich wie unlängst die Berliner Lindenoper macht das neue Museum nur kurz auf und empfängt am Montag sogar den Bundespräsidenten. Nach dem hohen Besuch wird dann aber wieder abgeschlossen. Richtig los geht es erst mit dem „Grand Opening“, das wegen technischer Probleme um ein halbes Jahr auf den 1. Juni 2018 verschoben werden musste. Gut möglich jedoch, dass die Mannheimer nach diesen zwei Tagen der offenen Tür ihre Kunsthalle mit anderen Augen ansehen werden, denn innen zeigt sich das Haus strahlend hell, als „Stadt in der Stadt“ mit Brücken, Stegen, Galerien, von wo aus das Publikumsgewusel stets sichtbar bleibt, mit großen und kleinen Sälen, die rings um das riesige, glasgedeckte Atrium angeordnet sind. „Marktplatz“ heißt dieser zentrale Innenhof im Sprachgebrauch des Museums, und wie auf einem Marktplatz sollen sich die Leute hier begegnen, sich als Gesellschaft über sich selbst verständigen - im Dialog miteinander und mit der Kunst. „Wir wollen Diskurse haben“, sagt die Direktorin, „Austausch, Offenheit.“

 

Dazu passt, dass der Bestand, eine der bedeutendsten bürgerschaftlichen Sammlungen mit Werken der klassischen Moderne bis zu zeitgenössischer Kunst und einem Skulpturenschwerpunkt, diese Offenheit auch räumlich fordert. Innen entspricht das Museum dem White-Cube-Konzept. Türen gibt es nicht, stattdessen weite, rahmenlose Durchgänge. Man durchwandert mal kleinere, mal größere, mal künstlich, mal natürlich belichtete Säle, in denen Ulrike Lorenz, abseits jeder chronologischen Präsentation, auch die Kunstwerke ins Gespräch miteinander bringen will. So soll Anselm Kiefers „Essence – Eksistence“ von 2011 mit einer Himmelslandschaft von Caspar David Friedrich in Dialog treten - auch um zu zeigen, dass Kiefers Malerei tief in der Romantik wurzelt. Aber ob das winzige Friedrich-Gemälde gegenüber den Megaformaten von Kiefers Eismeerbildern nicht rettungslos absäuft, für die der Raum extra auf sechs Meter erhöht werden musste, steht noch nicht fest. Bis jetzt hängt nur das Kiefer-Triptychon.

Schöne Aussicht auf den Wasserturm

Auch ein paar andere Werke hat die Hausherrin schon mal im neuen Museum als Appetithappen verteilt, um dem Publikum bei der Preview nicht nur kahle Wände vorzuführen. Durch die großen Fensterflächen erhascht man auf einige davon bereits von außen einen Blick, Alicja Kwades rotierende Bahnhofsuhr etwa oder den nachtblau leuchtenden Glaswürfel von Martin Honert im Eingangsbereich. Von ihrer besten Seite zeigt sich die Architektur aber beim Blick von innen nach außen, voran der Aussicht auf den Mannheimer Wasserturm, den man am Ende der Treppe ins erste Obergeschoss zum Greifen nah und in voller Schönheit vor sich hat. An solchen Stellen löst der Bau wirklich ein, was sonst eher Behauptung bleibt: dass Stadt, Architektur und Kunst zusammenwirken, nicht isoliert zu betrachten sind, sondern einen Lebensraum bilden, in dem wir uns als Gemeinschaftswesen bewegen.

Bis zur kompletten Fertigstellung bleibt viel zu tun. Nicht nur die komplizierte Museumstechnik gilt es noch zu justieren, auch ein paar handwerkliche Schönheitsfehler wie der wellige Putz auf vielen Wänden sind dann hoffentlich behoben. Mit uneleganten Details, zum Beispiel den wie aus dem Baumarkt zusammengeschraubten Halterungen der Treppengeländer, werden sich die Besucher aber wohl abfinden müssen. Gespannt sein darf man auf den Skulpturengarten, ebenso wie auf das Miteinander von alt und neu, denn der Jugendstilbau von Hermann Billing soll kein Eigenleben führen, sondern in den Sammlungsrundgang einbezogen werden. Bei der Vorpremiere bleiben die Verbindungstrakte, die künftig eine Lichtinstallation von James Turrell aufnehmen sollen, geschlossen. Insofern ist der Eindruck von diesem neuen Mannheimer Museum wirklich nur ein vorläufiger. Wir werden im Sommer wiederkommen müssen.

Tage der offenen Tür Freitag, 18–24, Samstag 10–22, Sonntag 10–19 Uhr. Endgültig eröffnet wird die Kunsthalle am 1. Juni 2018.

An diesem Wochenende wird die Kunsthalle übergeben. Eröffnet wird sie noch nicht. Ähnlich wie unlängst die Berliner Lindenoper macht das neue Museum nur kurz auf und empfängt am Montag sogar den Bundespräsidenten. Nach dem hohen Besuch wird dann aber wieder abgeschlossen. Richtig los geht es erst mit dem „Grand Opening“, das wegen technischer Probleme um ein halbes Jahr auf den 1. Juni 2018 verschoben werden musste. Gut möglich jedoch, dass die Mannheimer nach diesen zwei Tagen der offenen Tür ihre Kunsthalle mit anderen Augen ansehen werden, denn innen zeigt sich das Haus strahlend hell, als „Stadt in der Stadt“ mit Brücken, Stegen, Galerien, von wo aus das Publikumsgewusel stets sichtbar bleibt, mit großen und kleinen Sälen, die rings um das riesige, glasgedeckte Atrium angeordnet sind. „Marktplatz“ heißt dieser zentrale Innenhof im Sprachgebrauch des Museums, und wie auf einem Marktplatz sollen sich die Leute hier begegnen, sich als Gesellschaft über sich selbst verständigen - im Dialog miteinander und mit der Kunst. „Wir wollen Diskurse haben“, sagt die Direktorin, „Austausch, Offenheit.“

Dazu passt, dass der Bestand, eine der bedeutendsten bürgerschaftlichen Sammlungen mit Werken der klassischen Moderne bis zu zeitgenössischer Kunst und einem Skulpturenschwerpunkt, diese Offenheit auch räumlich fordert. Innen entspricht das Museum dem White-Cube-Konzept. Türen gibt es nicht, stattdessen weite, rahmenlose Durchgänge. Man durchwandert mal kleinere, mal größere, mal künstlich, mal natürlich belichtete Säle, in denen Ulrike Lorenz, abseits jeder chronologischen Präsentation, auch die Kunstwerke ins Gespräch miteinander bringen will. So soll Anselm Kiefers „Essence – Eksistence“ von 2011 mit einer Himmelslandschaft von Caspar David Friedrich in Dialog treten - auch um zu zeigen, dass Kiefers Malerei tief in der Romantik wurzelt. Aber ob das winzige Friedrich-Gemälde gegenüber den Megaformaten von Kiefers Eismeerbildern nicht rettungslos absäuft, für die der Raum extra auf sechs Meter erhöht werden musste, steht noch nicht fest. Bis jetzt hängt nur das Kiefer-Triptychon.

Schöne Aussicht auf den Wasserturm

Auch ein paar andere Werke hat die Hausherrin schon mal im neuen Museum als Appetithappen verteilt, um dem Publikum bei der Preview nicht nur kahle Wände vorzuführen. Durch die großen Fensterflächen erhascht man auf einige davon bereits von außen einen Blick, Alicja Kwades rotierende Bahnhofsuhr etwa oder den nachtblau leuchtenden Glaswürfel von Martin Honert im Eingangsbereich. Von ihrer besten Seite zeigt sich die Architektur aber beim Blick von innen nach außen, voran der Aussicht auf den Mannheimer Wasserturm, den man am Ende der Treppe ins erste Obergeschoss zum Greifen nah und in voller Schönheit vor sich hat. An solchen Stellen löst der Bau wirklich ein, was sonst eher Behauptung bleibt: dass Stadt, Architektur und Kunst zusammenwirken, nicht isoliert zu betrachten sind, sondern einen Lebensraum bilden, in dem wir uns als Gemeinschaftswesen bewegen.

Bis zur kompletten Fertigstellung bleibt viel zu tun. Nicht nur die komplizierte Museumstechnik gilt es noch zu justieren, auch ein paar handwerkliche Schönheitsfehler wie der wellige Putz auf vielen Wänden sind dann hoffentlich behoben. Mit uneleganten Details, zum Beispiel den wie aus dem Baumarkt zusammengeschraubten Halterungen der Treppengeländer, werden sich die Besucher aber wohl abfinden müssen. Gespannt sein darf man auf den Skulpturengarten, ebenso wie auf das Miteinander von alt und neu, denn der Jugendstilbau von Hermann Billing soll kein Eigenleben führen, sondern in den Sammlungsrundgang einbezogen werden. Bei der Vorpremiere bleiben die Verbindungstrakte, die künftig eine Lichtinstallation von James Turrell aufnehmen sollen, geschlossen. Insofern ist der Eindruck von diesem neuen Mannheimer Museum wirklich nur ein vorläufiger. Wir werden im Sommer wiederkommen müssen.

Tage der offenen Tür Freitag, 18–24, Samstag 10–22, Sonntag 10–19 Uhr. Endgültig eröffnet wird die Kunsthalle am 1. Juni 2018.