Es sind 17 Gemeinden in der Champagne, die ihre Reben auf sogenannten „Grand Cru“, also Best-Lagen bewirtschaften. Eine davon ist Ay, die Partnerstadt von Besigheim.

Ein Schauplatz wie er sich am Samstagabend in der Stadthalle Alte Kelter gezeigt hat, der ist nicht alle Tage zu sehen. An langen eingedeckten Tischreihen saßen rund 300 genussfreudige Gäste, die den Fokus auf ein kulinarisches Spitzenerzeugnis gelegt haben: den Champagner. Mitgebracht hatten ihn die Freunde der französischen Partnerstadt Ay in der Champagne. Allen voran Familie Goutorbe, die sich für die Auswahl und die Kontaktaufnahme zu den Herstellern in Ay verantwortlich zeigt.

 

Englische Gäste, Amtsträger und „Wiederholungstäter“

Allesamt wurden sie von Bürgermeister Steffen Bühler begrüßt. So auch die Freunde aus der englischen Partnerstadt, Newton Abbot, die ebenfalls an der Champagnerprobe teilnahmen, die in Besigheim seit 1990 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Jedenfalls, wenn Corona dem keinen Strich durch die Rechnung macht. Weinprinzessin Jaqueline Waraich wurde dies zum Verhängnis: So fiel ihr erst in der zweiten Amtszeit die Aufgabe zu, die Probe eröffnen zu dürfen. Mit der Wiedergabe von Lily Bollingers humorvollem Genießer-Grundsatz, eröffnete sie das feucht-fröhliche Zeremoniell, das auch viele „Wiederholungstäter“ anlockt. Waraich zielte damit auf die vermeintliche Leichtigkeit und die augenzwinkernde Grundhaltung der Champagner-Genießerin ab.

Eine gewisse Kondition muss man sich freilich erworben haben, um aus der Probe, für die der Gast einen Hunderter hinlegen muss, „unbeschadet“ hervorzugehen: schließlich werden zwölf verschiedene Champagner kredenzt. Um die alkoholische Wirkung abzufedern und den Geschmack zu neutralisieren, werden im Laufe des Abends kleine Köstlichkeiten gereicht: Shrimps, Lachs, Schinken, Käse und Weißbrot mit Butter. Die Korntalerin Corinna Degen, die von der Familie bereits den Spitznamen „Champagner-Lilly“ erhielt, und mit sieben weiteren Personen gekommen war, freute sich „auf das gemeinsame Erleben von ganz verschiedenen Champagnern“. Dass es „gleich zwölf aus einem Ort sind“, das begeistert auch den Affalterbacher Bürgermeister Steffen Döttinger, der wie sein Pleidelsheimer Amtskollege, Ralf Trettner, an der prickelnden Veranstaltung teilnahm. „Das sind einfach andere Marken als die gängigen“, betonte er in Vorfreude und war sich sicher: „Erst ab der neunten Kostprobe wird es schwierig, die Feinheiten des Geschmacks auseinanderzuhalten.“

Verbale und gustatorische Geschmacksexplosionen

Um den einzelnen Aromen und Nuancen auf die Spur zu kommen, dafür sorgten auch Kirsten Neubarth, die aktuell in Ay als Champagnerführerin tätig ist, und die deutsche Französischlehrerin Ulrike Wallisch. Die Frauen hatten im Vorfeld die sachkundigen Erläuterungen der französischen Hersteller übersetzt und vermittelten bei der Verkostung eine verbale Geschmacksexplosion. Die französischen Champagnerhersteller gehen in puncto Marketing selbstbewusst und mit Stolz an die Sache. Sie verstehen nicht nur das önologische Handwerk, sondern auch die Ausgestaltung ihres jeweiligen Produkts mit feinsinnigen, sprachlichen Bildern, die in die Poesie entführen.

Die Anmerkungen zum „Champagne Goutorbe“ etwa, bedienten sich dem Vokabular aus der Musik: Crescendo und Tremolo waren signifikante Begleiter beim Geschmackserleben, bei dem die Gäste auch an Themen wie Rebsorten, Lage, Lagerzeiten, Bläschenbildung, Dosage und Assemblage herangeführt wurden. Die jeweilige Probe wurde mit einem Tusch angekündigt: dafür sorgte das Trio For-me-dables, das an dem Abend mit vier Musikern erschienen war. Die Formation ermöglichte mit stimmungsvollen Swing-, Chanson- und Musettestücken, eine passende musikalische Einbettung.

Sekt oder Champagner?

Unterschiede
Beides sind Schaumweine: Doch der entscheidende Unterschied zwischen Champagner und Sekt liegt in der Herkunft sowie in der Herstellung. Erstgenannter kommt zwingend aus der Champagne und seine Produktion erfolgt nach strengen Vorgaben – nämlich der „méthod champenoise“. Ein weiterer Unterschied liegt im Gärungsverfahren: Zwar stammt bei beiden Erzeugnissen die Kohlensäure aus der zweiten Gärung des Grundweins; beim Champagner muss sie jedoch in der Flasche erfolgen und danach mindestens 15 Monate reifen, um die spezielle Feinperligkeit zu erzielen. Sekt entsteht meistens durch Gärung in großen Tanks und reift neun Monate.

Rebsorten
Bei der Champagnerherstellung dürfen nur die Rebsorten Pinot Noir, Pinot Neunier und Chardonnay verwendet werden, die von Hand geerntet worden sind. Es gibt durchaus deutsche Winzersekt-Sorten, die dem Champagner qualitativ ebenbürtig sind, aber nicht den gleichen Ruf genießen.