Am 29. Juni 2002 sind sieben Frauen zu Priesterinnen geweiht worden. Eine davon ist Ida Raming aus Asemwald.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Plieningen - Das Ungeheuerliche ist vor genau zehn Jahren geschehen. Sieben Frauen, vier Deutsche, zwei Österreicherinnen und eine Amerikanerin, sind auf das Donauschiff MS Passau gestiegen und haben sich von einem männlichen Bischof zu Priesterinnen weihen lassen. Ungeheuerlich war dies allerdings nicht für alle. Für die ungehorsamen Katholikinnen war es der einzige und der naheliegende Weg. So sagt es Ida Raming. Die 79-jährige Frau aus dem Asemwald ist eine dieser sieben Frauen. Für ihre Sache haben sie sich mit der Katholischen Kirche angelegt.

 

Am Freitag ist Ida Raming in Passau. Sie feiert mit anderen Mitgliedern der Bewegung den Tag, an dem die sieben Pionierinnen vor zehn Jahren ein Zeichen gesetzt haben. Ein Zeichen gegen die Sturheit der Amtskirche. „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“, zitiert sie eine Bibelstelle aus der Apostelgeschichte. Und sie fügt mit ihren eigenen Worten hinzu: „Als den Männern in der Kirchenleitung.“

Wer Priesterin wird, „geht in eine unsichere Zukunft“

Seit jenem 29. Juni 2002 haben sich immer mehr Leute den Frauen, die sich Priesterinnen nennen, angeschlossen. „Die Breite wächst, da ist kein Vertun“, sagt Ida Raming. Mittlerweile gehören der Bewegung 130 Frauen an, sie stammen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Schottland, den USA, Kanada und Lateinamerika. In Norwegen und den Niederlanden gibt es jeweils eine Kandidatin, die auf ihre Weihe wartet.

Ebenfalls im Asemwald wohnt Patricia Fresen. Die Muttersprache der Südafrikanerin ist Englisch. Sie sei es im Wesentlichen gewesen, die die Priesterinnen in den Vereinigten Staaten und Kanada bekannt gemacht habe, erzählt Ida Raming. Jenseits des Atlantiks wachse die Bewegung recht schnell. Was laut Raming daran liegt, dass die Kirchen dort Freikirchen sind. Sie sind finanziell nicht mit dem Staat verbandelt. So unterstützen die Leute die Gemeinden, die ihnen zusagen.

Geld ist ein gewichtiger Grund für Frauen, sich das mit der Weihe reiflich zu überlegen. Wer Priesterin wird, „geht in eine unsichere Zukunft“, sagt Raming. Pastoralreferentinnen verlieren ihren Job, wenn sie sich über die geltenden Gesetze hinwegsetzen. Ida Raming hatte Glück. Sie war an jenem 29. Juni vor zehn Jahren bereits pensioniert. Vorher hatte sie als Oberstudienrätin an einem Gymnasium bei Münster Religion und Deutsch unterrichtet.

„Die Männer im Vatikan sind wirklich vernagelt“

Die Schüler wussten, wie die Lehrerin dachte. Sie hat daraus keinen Hehl gemacht. Im Gegenteil. Sie hat das gesagt, was sie schon fast ihr ganzes Leben sagt: Dass es ungerecht ist, dass Männer Frauen vom Priesteramt ausschließen. Ihre Stelle hat Raming zwar nicht verloren, doch ihre Kirche hat sie nach der Weihe ausgeschlossen.

„Die Männer im Vatikan sind wirklich vernagelt“, sagt Raming. Sie würden sich auf diese Weise mehr und mehr von der Außenwelt isolieren. Und dort weht der Wind der Reform. Sei es der Zölibat, sei es die Wiederheirat geschiedener Katholiken, seien es weibliche Priester – es gibt viele Baustellen in der Katholischen Kirche. „Es rumort überall“, sagt Raming. „Die Christen merken, dass sie mit dieser Amtskirche, mit dieser Kirchenleitung nicht weiterkommen.“

Und so hält es die 79-jährige Priesterin aus dem Asemwald nicht für ausgeschlossen, dass die Weihen von Frauen irgendwann nichts Ungeheuerliches mehr sein werden. Schlicht, weil eine Mehrheit es ganz normal findet. Ob die Männer in Rom dann mitziehen, sei dahingestellt, sagt sie und ergänzt: „Die Wahrheit wird siegen.“