Lange galt er als das Schwarze Schaf der Königsfamilie, inzwischen ist Prinz Harry einer der beliebtesten Royals – gerade weil er nicht perfekt ist.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

London - Vielleicht ist es das Aussehen. Der struppige Bart und der nachlässig gestylte Rotschopf, das schalkhafte Lächeln – hartnäckig hält sich Prinz Harrys Ruf als Rebell der britischen Königsfamilie. Dabei ist die Sturm-und-Drang-Phase des Zweitgeborenen von Thronfolger Prinz Charles lange vorbei. Der in den Medien als Lieblingsenkel der Queen titulierte Harry ist mittlerweile einer der beliebtesten Windsors. Das hat mit seinem Engagement für Veteranen und Kriegsversehrte zu tun, aber auch mit seiner offenen Art, die an Harrys verstorbene Mutter, Prinzessin Diana, erinnert.

 

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Früher tat sich Harry mit den royalen Zwängen schwer: Er feierte wilde Partys und guckte oft zu tief ins Glas. Mit Grausen dürfte man sich in der „Firma“ – so nennen sich die Windsors – an seinen Fehltritt aus dem Jahr 2005 erinnern: Der damals 20-Jährige lief bei einer Party in Naziuniform mit Hakenkreuzbinde auf – das Foto ging um die Welt, das Boulevardblatt „The Sun“ titelte „Harry, the Nazi“. 2012 zeigte ein US-Promiportal ihn nackt – Harry hatte in Las Vegas ausschweifend gefeiert, ein weiterer Gast zückte das Smartphone. Immer wieder musste der Palast kleinlaute Entschuldigungen im Namen des Party-Prinzen abgeben.

Wer den aufmüpfigen Jung-Royal in diesen Zeiten beobachtete, der konnte den Eindruck gewinnen, einem halbstarken Twen seien Status und Prominenz zu Kopf gestiegen. Doch in seinem Inneren sah es anders aus, wie Harry 2016 in einer Dokumentation bekannte.

Erst das Militär brachte Struktur in Harrys Leben

Der frühe Tod seiner Mutter – Prinz Harry war zwölf, als Diana 1997 bei einem Autounfall in Paris ums Leben kam – habe ihn für Jahre aus der Bahn geworfen: „Ich hatte mich nie wirklich damit auseinander gesetzt, was da eigentlich passiert ist. Da war dementsprechend eine Menge verschütteter Emotionen. Einen Großteil meines Lebens wollte ich nicht einmal daran denken.“ Erst mit 28 Jahren suchte er sich Hilfe. Struktur in Harrys Leben brachte das Militär. Nicht ganz freiwillig soll 2005 die Entscheidung gefallen sein, sich in der Militärakademie Sandhurst einzuschreiben. Doch wider Erwarten liegt dem Prinzen die Armee. Er diente zehn Jahre als Hubschrauberpilot und war zweimal in Afghanistan im Einsatz.

Harrys Liebesleben war seinerzeit so unstet wie sein Lebenswandel: Hin und her ging es mit seiner On-off-Freundin Chelsy Davy, auch die Liebelei mit Cressida Bonas hatte keine lange Halbwertszeit. Die Beziehungen sollen auch am öffentlichen Interesse gescheitert sein. In den vergangenen Jahren deutete Harry an, er sei bereit, sesshaft zu werden. Die Liebe fand ihn in Form eines „Blind Dates“ – eine gemeinsame Freundin hatte das erste Treffen mit Meghan Markle eingefädelt.

Sein Engagement für die Armen, für Kranke, für Versehrte sieht Harry als Katharsis, als Möglichkeit, „die unerledigte Arbeit“ fortzusetzen, „die meine Mutter nie vollenden konnte“. Für die „Invictus Games“, sein Herzensprojekt, konnte Harry prominente Mitstreiter wie Michelle und Barack Obama gewinnen. Elton John, ein Freund von Prinzessin Diana, glaubt, in Harry das Charisma der verstorbenen „Königin der Herzen“ zu erkennen: „Es gibt nicht viele Menschen, die anderen das Gefühl vermitteln können, dass sie geliebt und geschätzt werden und dass sie einen Unterschied machen. Diana war so ein Mensch. Und Harry ist auch so ein Mensch.“