Rund zwei Monate nach der Ankündigung ist es nun soweit: Meghan und Harry wollen ein letztes Mal im offiziellen Auftrag der Queen in Großbritannien auftreten. Danach werden sie sich in ihre neue Wahlheimat Kanada zurückziehen - dort ist schon alles hergerichtet.

London/North Saanich - Ein Blitzlichtgewitter dürfte ihnen gewiss sein: Rund zwei Monate nach der Ankündigung, sich von ihren royalen Aufgaben zurückziehen zu wollen, sind Prinz Harry (35) und Herzogin Meghan (38) an diesem Montag voraussichtlich zum letzten Mal öffentlich im Auftrag von Königin Elizabeth II. (93) in Großbritannien unterwegs. Beim Commonwealth Day in der ehrwürdigen Westminster Abbey will das Paar gemeinsam mit anderen Mitgliedern aus dem engen Kreis der Königsfamilie an einer Messe teilnehmen.

 

Bei ihrer kurzen Abschiedstour in den vergangenen Tagen hatten die beiden - solo oder als Paar - noch einen Sprint hingelegt: Sie besuchten gemeinsam kriegsversehrte Veteranen und am Samstag ein Musikfestival in der Royal Albert Hall. Harry eröffnete ein Motorsport-Museum bei der legendären Silverstone-Rennstrecke. Meghan tauchte plötzlich im National Theatre und in einer Londoner Schule auf, wo ein Jugendlicher ihr einen Wangenkuss gab. Stolz rief der 16-Jährige auf dem Podium seinen Mitschülern zu: „Sie ist wirklich schön .... Ich muss hier doch die Wahrheit sagen.“ Die Schüler tobten, Meghan reagierte locker, sie scherzte und lachte.

Mal gemeinsam in Blautönen, dann beide in rotem Outfit - das glamouröse Paar bekam auf seiner Abschiedsrunde viel Beifall. Aber es gab auch Buhrufe und böse Kommentare in sozialen Medien, in denen vor allem Meghan beschimpft wurde. Tenor: Sie habe einen schlechten Einfluss auf ihren Prinzen und mache die Queen traurig. Die 38-Jährige schien in Kanada abgenommen zu haben. Zuvor hatten viele Briten gewettet, dass das Paar wieder Nachwuchs bekommt.

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Verzicht auf Anrede „Königliche Hoheit“

Im Januar hatten die beiden angekündigt, sich von ihren royalen Aufgaben teilweise zurückzuziehen und „finanziell unabhängig“ werden zu wollen. Später einigten sie sich mit dem Königshaus auf einen klaren Bruch: Demnach verzichtet das Paar von April an auf die Anrede „Königliche Hoheit“ und nimmt keine offiziellen Aufgaben mehr für die Royals wahr. Auch die Marke „Sussex Royal“, die Harry und Meghan seit ihrer Hochzeit verwendet haben, soll verschwinden. Die Queen will in einem Jahr überprüfen lassen, ob alles in geordneten Bahnen verläuft.

Für die beiden ist es ein Schritt ins Ungewisse. Werden sie genug verdienen, um ihren anspruchsvollen Lebensstil aufrecht zu erhalten? Ein Auftritt bei einer Veranstaltung der US-Großbank JP Morgan in Miami befeuerte Spekulationen, sie könnten künftig mit solchen Reden ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die kanadische Regierung stellte klar, dass sie ab April nicht mehr für die Sicherheit von Harry, Meghan und Archie aufkommen wird. Allein der Personenschutz des Paares soll bis zu 20 Millionen Euro pro Jahr kosten.

Sicher ist bislang nur, wo Meghan und Harry - zumindest vorerst - leben wollen. „Mille Fleurs“ (Tausend Blumen) heißt die Villa, die das Paar derzeit mietet. Schon über Weihnachten hatten sie sich gemeinsam mit ihrem Sohn über einen längeren Zeitraum dort aufgehalten - direkt an einem Fjord auf Vancouver Island gelegen, etwa eine halbe Autostunde nördlich von Victoria, der Hauptstadt der westkanadischen Provinz British Columbia. Nur wenige Autominuten von dem Anwesen entfernt liegen der Flughafen von Victoria und der Fährhafen, wo die Boote in die Metropole Vancouver ablegen - aber im idyllisch gelegenen „Mille Fleurs“ bekommt man davon nichts mit.

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Nicht nur Edelvillen

North Saanich heißt der Bezirk um das Luxusanwesen herum. Rund11 000 Menschen leben dort - aber bei weitem nicht alle in Edelvillen mit großen Grundstücken. Die ländlichen Straßen sind gesäumt von kleineren Häuschen, vor vielen grasen Schafe, Pferde oder Esel. Gemüse und Obst werden angebaut, auch Wein. Auf einem Schild werden „Eier aus Freilandhaltung“ angeboten. Es gibt Wanderwege und Fahrradfahrer, Autos kommen seltener vorbei.

In Plastikcontainern wird die Gratis-Zeitung „Peninsula News Review“ angeboten, die unter anderem die Sonderangebote der lokalen Supermärkte und Veranstaltungen wie ein Treffen des Schach-Clubs und des Chores verkündet sowie über die Eishockey-Teams der Region berichtet. Meghan und Harry sollen sich unter anderem schon auf dem lokalen Bauernmarkt haben blicken lassen, gemeinsam mit Archie. Ein schickes Restaurant in der Gegend hatte dem Paar allerdings aus Sicherheitsgründen eine Reservierung verweigert.

Die meisten Anwesen am dunkelblau glitzernden Fjord wirken größer und schicker als der Rest der Häuser der Gegend - aber keines auch nur annähernd so groß und edel wie „Mille Fleurs“, das angeblich einem russischen Milliardär gehören soll. Allein das Gästehäuschen soll laut Beschreibung einer Immobilien-Webseite, die es vor einigen Jahren für rund 18 Millionen Dollar anbot, drei Schlafzimmer und zwei Badezimmer haben. Das Haupthaus im französischen Landhausstil hat demnach gleich fünf Schlafzimmer, acht Badezimmer und unter anderem einen Pizza-Ofen, ein Spiele-Zimmer und einen Raum für Weinproben. Um das Haus herum ist ein großer Garten mit vielen Tannen, es gibt zwei direkte Zugänge zu einem kleinen Strand am Fjord.

Neue Sicherheitsvorkehrungen wegen Meghan und Harry

Seit Meghan und Harry dort wohnen, sind neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Der Zaun ist vielerorts mit weißen Plastikplanen verstärkt, zudem sind Überwachungskameras angebracht worden. Zwischen Anwesen und Strand wurde ein Behelfszaun aufgestellt. Aber das Grundstück ist weder abgelegen noch uneinsehbar: Direkt daneben führt ein öffentlicher Weg zum Strand, an dem auch eine kleine Bank steht. Durch Teile des Maschendrahtzauns und vom Strand aus sind die Terrasse und der Vorplatz des Hauses gut zu sehen.

„Hier wohnen unsere neuen prominenten Nachbarn“, sagte ein älterer Mann, der gemeinsam mit seiner Frau nur wenige Häuser entfernt wohnt und Freunde zu Besuch hat. Bislang seien Meghan und Harry sehr angenehme Nachbarn, von denen man wenig mitbekomme. Um Weihnachten herum seien sehr viele Journalisten und Schaulustige da gewesen, danach habe das wieder abgenommen. „Glücklicherweise. Wir mögen hier in dieser Gegend nämlich unsere Ruhe. Und wir lassen unsere Nachbarn in Ruhe - auch die prominenten.“