Der neue Fernzug-Anbieter auf der Strecke von Stuttgart nach Berlin tritt gegen einen übermächtigen Gegner an, findet der StZ-Bahnexperte Thomas Wüpper.
Derek Ladewig ist kein Träumer. Schon mit dem Schnellzug HKX, der zwischen Köln und Hamburg fährt, hat der Investor gezeigt, dass seinen Worten auch Taten folgen. Das kann man nicht von jedem Unternehmer behaupten, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten seit der Bahnreform vollmundig neue Fernzüge angekündigt hat.
Mancher Plan scheiterte schon im Ansatz. Denn neue Loks und Waggons sind teuer, gebrauchte schwer zu bekommen. Zudem tritt jeder Neuling gegen einen übermächtigen Platzhirsch an. Der Ex-Monopolist Deutsche Bahn hat nicht nur die attraktivsten Fahrzeiten belegt und beherrscht den Fahrkartenvertrieb, sondern betreibt mit seiner Tochter DB Netz auch die bundeseigene Schieneninfrastruktur und vergibt die benötigten Trassen.
Mit der Strecke Stuttgart–Berlin hat sich Ladewig aber eine lukrative Verbindung ausgesucht, auf der man mit dem richtigen Konzept sicher Geld verdienen und überleben kann. Wenn der erste tägliche Zug und die Finanzierungskampagne von Locomore im Internet Erfolg haben, sollen bald weitere folgen. Für Reisende ist das eine gute Nachricht, denn jedes zusätzliche Angebot macht den umweltschonenden Schienenverkehr attraktiver – und Konkurrenz belebt das Geschäft.
Bleibt zu hoffen, dass die Deutsche Bahn den neuen Wettbewerber fair behandelt und die Aufsichtsbehörde streng darauf achtet. Ladewig muss jetzt beweisen, dass er sein Geschäft versteht und nächsten Herbst der erste Locomore-Zug nach Berlin tatsächlich starten kann.