Der Wolfsburger Stürmer Max Kruse hat zuletzt kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen. Hat seinen stattlichen Pokergewinn im Taxi liegen lassen. Einer Dame in einem Berliner Club ihr Smartphone abgenommen, um ungefragt von ihm geschossene Bilder zu löschen.

 

Die Konsequenzen dieser Handlungen brechen nun wie ein Tsunami über Kruse herein. Nationaltrainer Löw hat ihn aus seinem aktuellen Kader verbannt. Wolfsburgs Manager Allofs gibt ihn öffentlich zum Abschuss frei, anstatt sich schützend vor ihn zu stellen. Und im Internet und an den Stammtischen der Nation bricht sich Häme und Spott Bann.

Falsche Fragen, richtige Fragen

Wie kann er nur? Warum wird er nicht seiner Vorbildrolle gerecht? Lernt er denn gar nichts aus den vorhergegangenen Fehlern? Das sind die Fragen, die den meinungsmachenden Boulevard umtreiben und die somit die Diskussion um den ganzen Sachverhalt bestimmen.

Die richtigen Fragen werden jedoch bisher nicht gestellt. Wieso geben der Nationaltrainer und der Manager den Spieler öffentlich zum Abschuss frei? Wie kann es sein, dass sich die Dame aus dem Club urplötzlich als „Journalistin“ der Zeitung mit den großen Buchstaben entpuppt? Wie kann es zu einer solch eklatanten Häufung pikanter Details innerhalb von nur wenigen Tagen kommen? Steckt da vielleicht mehr dahinter? Will der VfL Wolfsburg mit allen Mitteln einen bei den Entscheidern in Ungnade gefallenen Spieler loswerden und bekommt dabei mediale Unterstützung? Hatte sich Fußball-Deutschland nicht nach dem tragischen Suizid Robert Enkes geschworen, es zukünftig etwas ruhiger mit der Bewertung und Betrachtung seiner Fußballstars angehen lassen zu wollen?

Löw handelt scheinheilig

Dass zudem ausgerechnet der Nationaltrainer mal wieder einen auf Moralapostel macht, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Jener Nationaltrainer, der schon mal sechs Monate wegen permanenten Geschwindigkeitsübertretungen seinen Lappen abgeben musste. Jener Nationaltrainer, der „seinen“ Spieler Kevin Großkreutz öffentlich und ohne Not abwatscht.

Das ist einerseits Pech für Max Kruse, den neuen Beelzebub der Liga. Denn natürlich darf auch ein Fußballer grundsätzlich in seiner Freizeit das machen, was er für richtig hält. Allerdings gelten für einen sehr gut bezahlten Leistungssportler wie ihn gleichzeitig besondere Regeln: Und gegen die hat Max Kruse, der bereits wegen seiner allzu menschlichen Schwäche für schokoladehaltigen Brotaufstrich am Frühstückstisch der Nationalelf negativ auffiel, nun bereits zum wiederholten Mal verstoßen. Deshalb hat ihn der Bundestrainer Joachim Löw völlig zu Recht für die Länderspiele gegen England (Samstag) und Italien (Dienstag) aus dem Kader geschmissen. Diesmal also musste Kruse nicht nach Berlin reisen, wo der Kader des Weltmeisters am Dienstagmittag im Nobelhotel Grand Hyatt zusammen kam.

Letzter Warnschuss

Für Kruse, der an einem guten Tag jeder Mannschaft fußballerisch weiterhelfen kann, ist nun zu hoffen, dass er diese Ausbootung als letzten Warnschuss zu interpretieren weiß. Denn als die Kollegen des VfL Wolfsburg am Dienstagvormittag zum Training zusammenkamen, fehlte der Stürmer ebenfalls. Vermutlich haben ihm zu diesem Zeitpunkt die Verantwortlichen der Wölfe, an ihrer Spitze der Geschäftsführer Sport, Klaus Allofs, und der Trainer Dieter Hecking, noch einmal ins Gewissen geredet.

Schließlich sollte ein Profisportler einsehen, dass er sich während der Saison nicht die Nächte an Pokertischen um die Ohren schlagen kann. Wer zudem 75.000 Euro in einem Taxi liegen lässt, zeigt, dass er im Big Business Profifußball mit seinen Millionengehältern die Bodenhaftung verloren hat. Ein Fußballer zählt neben seinem Talent auch einen gesunden, ausgeruhten Körper zu seinem Kapital. Darauf hat nicht zuletzt der Arbeitgeber – in diesem Fall der VfL Wolfsburg – ein Recht, denn er zahlt an seinen Spieler eben diese Unsummen an Geld.

Die EM verpassen – das wäre besonders tragisch

Offen bleibt bisher, ob der pokerfreudige Max Kruse mit seiner aktuellen Verbannung durch Joachim Löw bereits seine Chance auf eine Teilnahme an der EM (10. Juni bis 10. Juli) in Frankreich verspielt hat. Das wäre besonders tragisch, hatte das Stürmertalent doch bereits die Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien verpasst. Damals soll dem Troublemaker Kruse Damenbesuch im Teamhotel in London anlässlich des Freundschaftsspiels der DFB-Elf im November 2013 zum Verhängnis geworden sein.

In Sachen disziplinarischer Fehltritte ist Max Kruse also ein Wiederholungstäter. Weil er aber auch ein feiner Fußballer ist, bleibt zu hoffen, dass der gebürtige Hamburger die Zeichen der Zeit erkannt hat – und zur Ruhe kommt. Ansonsten würde er sogar seine Karriere aufs Spiel setzen. Und dies wäre auch für einen bekennenden Pokerfreund ein allzu hoher Einsatz.

Löw handelt scheinheilig, findet Philipp Maisel

Der Wolfsburger Stürmer Max Kruse hat zuletzt kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen. Hat seinen stattlichen Pokergewinn im Taxi liegen lassen. Einer Dame in einem Berliner Club ihr Smartphone abgenommen, um ungefragt von ihm geschossene Bilder zu löschen.

Die Konsequenzen dieser Handlungen brechen nun wie ein Tsunami über Kruse herein. Nationaltrainer Löw hat ihn aus seinem aktuellen Kader verbannt. Wolfsburgs Manager Allofs gibt ihn öffentlich zum Abschuss frei, anstatt sich schützend vor ihn zu stellen. Und im Internet und an den Stammtischen der Nation bricht sich Häme und Spott Bann.

Falsche Fragen, richtige Fragen

Wie kann er nur? Warum wird er nicht seiner Vorbildrolle gerecht? Lernt er denn gar nichts aus den vorhergegangenen Fehlern? Das sind die Fragen, die den meinungsmachenden Boulevard umtreiben und die somit die Diskussion um den ganzen Sachverhalt bestimmen.

Die richtigen Fragen werden jedoch bisher nicht gestellt. Wieso geben der Nationaltrainer und der Manager den Spieler öffentlich zum Abschuss frei? Wie kann es sein, dass sich die Dame aus dem Club urplötzlich als „Journalistin“ der Zeitung mit den großen Buchstaben entpuppt? Wie kann es zu einer solch eklatanten Häufung pikanter Details innerhalb von nur wenigen Tagen kommen? Steckt da vielleicht mehr dahinter? Will der VfL Wolfsburg mit allen Mitteln einen bei den Entscheidern in Ungnade gefallenen Spieler loswerden und bekommt dabei mediale Unterstützung? Hatte sich Fußball-Deutschland nicht nach dem tragischen Suizid Robert Enkes geschworen, es zukünftig etwas ruhiger mit der Bewertung und Betrachtung seiner Fußballstars angehen lassen zu wollen?

Löw handelt scheinheilig

Dass zudem ausgerechnet der Nationaltrainer mal wieder einen auf Moralapostel macht, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Jener Nationaltrainer, der schon mal sechs Monate wegen permanenten Geschwindigkeitsübertretungen seinen Lappen abgeben musste. Jener Nationaltrainer, der „seinen“ Spieler Kevin Großkreutz öffentlich und ohne Not abwatscht.

Jener Nationaltrainer, dem es offensichtlich nicht ganz so sehr gestunken hat, dass sein Spieler Marco Reus jahrelang ohne Führerschein durch die Lande gondelte und einen Strafbefehl von 500000 Euro berappen musste. Reus bekam einen leichten Tadel, Kruse und Großkreutz wurden an den medialen Pranger ausgeliefert.

Wie wäre das bei Müller oder Boateng?

Da darf man sich schon einmal die Frage stellen, wieso dem so ist. Die Antwort liegt auf der Hand. Sowohl Großkreutz als auch Kruse sind verzichtbar. Beide sind durchaus gute Spieler, die für eine Mannschaft wertvoll sein können und sich – wie Großkreutz bei der WM in Brasilien – ohne zu Murren an Position 20 im Kader einreihen, wenn das gewünscht ist.

Beide haben nicht den Wert eines Thomas Müller, eines Marco Reus, eines Jerome Boateng. Daher fällt es Löw nicht schwer, Tatsachen zu schaffen. Im Gegenteil, er entledigt sich elegant und weit im Vorfeld der EM einer eventuell aufkommenden Personaldiskussion. Und ganz sicher wäre die Entscheidung anders ausgefallen, hätte Müller 75.000 Euro in einem Taxi vergessen oder wäre ein Sexvideo von Boateng im Umlauf.

Sicher, Max Kruse hat sich ganz bestimmt nicht so clever angestellt, wie er es sonst in den Strafräumen der Bundesliga vermag. Und ja, Fußballstars stehen in der Öffentlichkeit, sind gläsern, haben eine gewisse Vorbildrolle, der sie gerecht werden sollten und für die sie fürstlich entlohnt werden. Doch jedem Menschen, ob Star oder nicht, steht eben auch ein gewisses Maß an Privatsphäre zu. Der Mensch Max Kruse und seine Persönlichkeitsrechte sollten in diesen Tagen absolut im Vordergrund stehen.