Anwohnerinnen und Anwohner kritisieren die Pläne und fordern, dass die Stadt über alternative Bauorte nachdenkt. Dafür haben sie jetzt eine Bürgerinitiative gegründet.

Filderzeitung: Sandra Belschner (sbr)

Wird in der Echterdinger Ortsmitte neben dem ehemaligen Schulhaus bald eine Energiescheuer stehen? Nicht, wenn es nach Beate Krämer geht. „Eine industrielle Anlage gehört prinzipiell nicht in die Stadtmitte, sie gehört ins Industriegebiet“, sagt die Anwohnerin.

 

Vergangenen Herbst stimmte der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen nach langer Diskussion für den Bau der Heizzentrale. Um gegen den Bau in der Echterdinger Mitte vorzugehen, haben sich Beate Krämer, Eberhard Alber und Paul-Gerhard Armbruster Ende Dezember getroffen und die Bürgerinitiative „Pro historische Mitte“ gegründet. Zwölf weitere Personen waren bei dem Treffen anwesend, darunter ein Architekt, ein Sachverständiger für Gebäude-Wärmeversorgung und Wolfgang Haug, der als einziges Mitglied des Gemeinderats gegen den Bau stimmte. Die Initiatoren betonen: Sie finden den Schritt in Richtung eines klimaneutralen Wärmenetzes richtig. Sie seien nicht gegen den Bau des Gebäudes, sondern gegen den Ort, den die Stadt und die Stadtwerke dafür vorsehen.

Das hat mehrere Gründe: Allen voran stehen die Optik des geplanten Gebäudes sowie der Lärm und der unangenehme Geruch aus dem Schornstein, den die Anwohnerinnen und Anwohner befürchten. „Uns geht es um das Gesamtpaket. Wir haben schon den Fluglärm und den Lärmpegel der Autobahn. Wir brauchen keine zusätzliche Belastung“, sagt Beate Krämer. Außerdem ist die angedachte Kubatur den Initiatoren ein Dorn im Auge. Die geplante Energiescheuer sei zu klobig, zu modern, zu industriell – kurzum: Sie füge sich nicht in das historische Ortsbild von Echterdingen ein und passe nicht zu den denkmalgeschützten und stadtteilprägenden Häusern.

Die Bürgerinitiative fordert deshalb, dass die Stadt „intensiver über mögliche Alternativen, also andere Bauorte, nachdenkt und die Kosten dafür transparent kommuniziert“. Bisher seien die Aussagen, die seitens der Stadtverwaltung und der Stadtwerke zum geplanten Bau kamen, zu vage gewesen – auch bei einem Treffen aller Parteien, vergangene Woche, sagt Krämer. Die Stadtverwaltung und die Stadtwerke haben auf eine Anfrage unserer Zeitung zu der Bürgerinitiative am Mittwoch nicht geantwortet.

Anwohner befürchten Lärm und Gestank

Und was sagen die Echterdinger Bürgerinnen und Bürger, die nicht in unmittelbarer Nähe zu der geplanten Energiezentrale wohnen? „Ich habe noch niemanden getroffen, der das nicht so schlimm findet“, berichtet Krämer. Laut der Echterdingerin fühlen sich die meisten Bürgerinnen und Bürger aber auch nicht ausreichend über die Vorgänge informiert.

Um weiter auf das Thema aufmerksam zu machen und um zu erreichen, dass Stadt und Stadtwerke öffentlich machen, ob und welche Alternativen geprüft wurden und wie hoch die Kosten dafür sind, plant die neu gegründete Bürgerinitiative eine Unterschriftensammlung, die in den kommenden Wochen anlaufen soll. Sowohl online als auch mit Handzetteln sollen Unterschriften gegen den Bau der Energiescheuer in der historischen Ortsmitte gesammelt werden.