Pro & Kontra Kulturförderung Kontra: Wer stark ist, hat Freunde, von Nikolaus Bachler
Eine der lebendigsten Zeiten für das Theater waren die 1920er Jahre, in denen die Intendanten auf volles Risiko und Unternehmertum setzten. In den sechziger bis neunziger Jahren hat sich das Theater sehr verändert und ist dabei weitgehend in die Hände von Leuten geraten, die aus der Wissenschaft und der Theorie kamen. Dabei sind zwei Dinge passiert: Es kam zu einer Ideologisierung des Theaters und zu einer Haltung, in der Einnahmen und Ausgaben in keinem direkten Zusammenhang mehr stehen. Das kommerziell Erfolgreiche wird seither als unkünstlerisch diskreditiert. Diese Anspruchs- und Versorgungshaltung dem Staat gegenüber ist kritisch und für Theatermacher auch demütigend.
Nikolaus Bachler.dpa
Laut der Statistik des Deutschen Bühnenvereins haben wir in München einen Betriebszuschuss von 98 Euro pro Zuschauer. In Berlin sind es 266 Euro, in Stuttgart 177 Euro. So viel zum Thema Luxus. Theater ist kein zimperliches Metier. Wenn wir stark sind in dem, was wir tun, werden wir Freunde haben: Publikum, Mäzene, Politiker. Auch bei der Uraufführungsserie der neuen Oper „Babylon“ standen die Menschen mit „Suche Karte“-Schildern vor ausverkauftem Haus. Und auch der von Herrn Zehelein als Oberlehrer der Nation kritisierte Pavillon 21 war eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Dort gab es unter anderem so wichtige Theaterabende wie die letzte Produktion von Christoph Schlingensief oder die Uraufführung von Miroslav Srnkas „Make No Noise“. Das Projekt hat in der ganzen Welt einen gigantischen Aufmerksamkeitseffekt gehabt. Es entstand aus einer vorbildlichen Zusammenarbeit von öffentlicher und privater Seite. Mit Kosten von drei Millionen Euro für drei Jahre hat der Pavillon sein Soll definitiv erfüllt. Ja, ihn wird es nun nicht mehr geben. Aber die Metallteile verwerten wir sogar noch für Bühnenbilder wieder.
Unsere Empfehlung für Sie

Künstler Tobias Rehberger über das DJ-Duo Tiefschwarz „Man musste geistig nackig über die Königstraße rennen wollen“
Der renommierte Künstler Tobias Rehberger hat eine Ausstellung über das musikalische Duo Tiefschwarz im Stadtpalais gestaltet. Im Interview spricht er über Kunst auf Privat-Jets, seinen Bezug zur elektronischen Musik und den Kleinen Schlossplatz in den 1980er Jahren.

Warten auf 007 Neuer James-Bond-Film soll nun im Oktober starten
Eine Überraschung ist es nicht mehr: Der Start des neuen James-Bond-Films „Keine Zeit zu sterben“ ist auf Herbst verschoben worden. So lange mussten 007-Fans bisher nur einmal warten.

Cornelius Meister „Kulturellen Mangel ausgleichen“
Der Generalmusikdirektor der Stuttgarter Staatsoper möchte schon vor Ostern Livemusik zu den Menschen bringen.

Schauspieler Jens Harzer im Gespräch „Ach komm, lass es doch lieber“
Jens Harzer wurde von Bruno Ganz zu seinem Nachfolger als Träger des Iffland-Rings bestimmt, der bedeutendsten Auszeichnung für einen deutschsprachigen Schauspieler. Im Fernsehen ist der 48-Jährige selten zu sehen, jetzt aber hat Harzer wieder eine TV-Rolle übernommen.

Ran NFL mit Icke, Stecker und Coach Esume So kam Football aus der Nische in die Primetime
American Football zur besten Sendezeit im Hauptprogramm – was früher undenkbar war, ist den Machern von „Ran NFL Football“ bei ProSieben eindrucksvoll gelungen. Hauptgrund sind nicht zuletzt die markanten Football-Frontmänner des Senders.

Der Weg zum Deutschen Literaturarchiv Vom Schelmengrüble zur Schillerhöhe
Unterirdischer Himmel, Schatzhaus des Geistes, schwäbisches Pantheon – wie wurde das Deutsche Literaturarchiv in Marbach zu dem, was es ist? Der Historiker Jan Eike Dunkhase verwandelt in seinem Buch „Die Provinz der Moderne“ die Chronik einer Institution in eine spannende Ideengeschichte.