Man stelle sich das nur einmal kurz vor: Nicht ein Viertel, nicht die Hälfte, nein, alle Posten in der neuen grün-schwarzen Landesregierung würden von Frauen übernommen – lauter Ministerinnen. Alle von den Grünen berufenen Positionen, alle von der CDU bestimmten Ämter: Frauen. Die Aufmerksamkeit der ganzen Republik wäre dem Südwesten sehr gewiss. Vor allem, wenn man dazu auch noch sagen könnte: Keine Quote, keine politische Selbstverpflichtung, keine Form falsch verstandener politischer Korrektheit, sondern einfach die Klasse der ausgewählten Kandidatinnen habe zu dieser Besetzung geführt – weil sie klasse sind, und kompetent und machtbewusst genug, um in diesen Ring zu steigen. Spannend wäre das, und niemand könnte dagegen etwas sagen. Qualität schlägt eben alle anderen Argumente.

 

Instrument einer Lobby- und Klientelpolitik

Die Realität sieht anders aus. Die Kabinettsbildung hat sicher mit der Suche nach den qualitativ geeignetsten Persönlichkeiten zu tun. Aber leider nicht nur. So viele Rücksichtnahmen schränken das einzige Kriterium ein, das eigentlich ausschlaggebend sein sollte: der hoch- und heiliggehaltene Grundsatz des Regionalproporzes, die „Gesichtswahrung“ für gescheiterte politische Karrieren, die Forderungen der Interessengruppen, von den Tarifpartner bis zu den Seniorenverbänden – in diesen bunten Strauß von Ansprüchen, die letztlich nur eine Abweichung vom Ziel darstellen, ein Kabinett der Besten aufzustellen, fügt sich die Forderung nach der Quotenregelung. So tief sollte man als Anhänger der Geschlechtergleichheit nicht sinken.

Warum sollen denn nicht die Senioren mit gleichem Recht eine Altersquote fordern? Der dramatische demografische Wandel sollte doch bei den Entscheidungsträgern angemessen abgebildet werden. Oder im Gegenteil: eine Jugendquote. Geht nicht der Verteilungswahn der Politik hemmungslos über die Interessen der jungen Generation hinweg? Was macht den Wunsch der Gruppe der Frauen gewichtiger? Sie stellen 24,5 Prozent der Landtagsabgeordneten. Sie stellen sieben von 42 Mitglieder der CDU-Fraktion. Sie stellen ganz bestimmt nicht die Hälfte der an Ministerämtern sowohl ernsthaft Interessierten als auch dazu Befähigten. Eine automatische 50-Prozent-Quote ist deshalb nur dies: ein Instrument einer Lobby- und Klientelpolitik.