Die Unionsfrauen dringen darauf, dass die Hälfte der Kabinettsposten in der baden-württembergischen Landesregierung mit Ministerinnen besetzt wird. Doch ist eine feste Quote wirklich zeitgemäß? Dazu kommentieren eine Redakteurin und ein Redakteur.

Stuttgart - Von dem gegebenen Versprechen kommt die CDU schwer wieder herunter. Guido Wolf, der weitgehend gescheiterte Spitzenkandidat der Union, hatte im Landtagswahlkampf weibliche Wähler mit der Zusage zu umgarnen versucht, dass in seinem Kabinett die Hälfte der Ministersesseln von Frauen besetzt werden sollten. Wolf selbst braucht sich darum keine Gedanken mehr zu machen. „Sein“ Kabinett wird es so nicht geben. Aber nun, da nach dem Ringen um die Inhalte einer grün-schwarzen Koalition der Poker um die Poste beginnt, erinnern die CDU-Frauen Thomas Strobl, der nun für die Union die Wege ins Ministeramt lenkt, mit Nachdruck an das einmal gegebene Versprechen.

 

Die Bundesvorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, pocht darauf. Die Landes-Vorsitzende der Frauen-Union, Inge Grässle, hat sich dem auch schon angeschlossen. Sie nennt die Zahl der Frauen im Kabinett sogar „die Nagelprobe für den Reformer Strobl“. Keine der beiden Damen stünde allerdings selbst für den Einzug in die Regierung bereit. Tatsächlich kursieren immer dieselben, wenig überraschenden Namen: Friedlinde Gurr-Hirsch zum Beispiel, Sabine Kurtz, Nicole Razavi oder zuletzt immer häufiger Susanne Eisenmann. Thomas Strobl allerdings lässt sich bislang noch nicht in die Karten schauen.

Womöglich hofft Strobl auf die Grünen

Er hatte sich, anders als sein einstiger Konkurrent um die CDU-Spitzenkandidatur, nie so deutlich für die feste Zielmarke eines 50-prozentigen Frauenanteils im Kabinett ausgesprochen. Wohl auch deshalb, weil er weiß, dass der Geschlechterproporz nicht die einzige Frage darstellt, bei der es um einen fairen Ausgleich geht. Traditionell wird in der Union zum Beispiel sehr genau darauf geachtet, dass die Landesbezirke im zu erstellenden Personaltableau angemessen berücksichtigt werden. Zudem wäre eine vernünftige Balance zwischen alten Fahrensleuten und frischen Gesichtern wünschenswert. Und womöglich mag Strobl auch darauf hoffen, dass letztlich der Koalitionspartner, die Grünen, durch eine hinreichende Zahl von Ministerinnen dafür sorgt, dass die Quote erfüllt ist.

Der Landesfrauenrat trommelt derweil mächtig für die 50-Prozent-Marke. Es sei „nicht mehr zeitgemäß“, wenn nicht automatisch die Hälfte der Posten in einer Landesregierung von Frauen besetzt seien, sagt die Vorsitzende des Verbandes Manuela Rukavina. Ist eine feste Quote wirklich „zeitgemäß“?