Händler brauchen solche Aktionen

 

Die Gewerkschaft trifft mit ihrem Vorstoß gegen verkaufsoffene Sonntage die Falschen. Man kann ja durchaus darüber diskutieren, ob die Kaufhäuser und Filialisten entlang der Königstraße auch noch an ein oder zwei Sonntagen im Jahr offen haben müssen, den Konzernen dürfte das herzlich egal sein.

In den Stadtbezirken sieht das anders aus. Dort mühen sich die Einzelhändler und Handels- und Gewerbevereine ab, um die Einkaufsstraßen am Leben zu erhalten und attraktiver zu machen. Oft werden sie von der Wirtschaftsförderung der Stadt unterstützt, die dafür inzwischen eigene Stadtteilmanager hat, um das sogenannte Downgrading in den Stadtteilen zu verhindern. Eine Maßnahme dabei sind eben verkaufsoffene Sonntag, maximal zwei an der Zahl im Jahr. Dabei geht es, egal ob in Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt oder Zuffenhausen, nicht darum, so viel Umsatz wie möglich zu machen. Ziel der HGVs ist vielmehr, mit Hilfe von Zusatzangeboten – Kinderkarussell, Ponyreiten, Floh- oder Hobbymärkten entlang den Straßen – auf ihre Einkaufsstraßen aufmerksam zu machen, neue Kunden anzulocken und ihnen zu zeigen: Schaut her, ihr müsst nicht in die Stadt fahren oder per Internet bestellen! Angestellte sind davon kaum betroffen, die meisten Geschäfte sind inhabergeführt. Die Händler und ihre Kunden können auch vorher in die Kirche, weil die Geschäfte selten vor zwölf öffnen. Und dass nach der Aktion der Gewerkschaften beispielsweise der verkaufsoffene Sonntag in Ostheim verboten wurde, während wenige Meter weiter der Martinimarkt in Gablenberg stattfinden darf, ist schlicht und einfach absurd.