Der Bundesvision Song Contest findet zum siebten Mal statt. Braucht Deutschland dieses Sendeformat? Ein Pro und Contra.  

Ja, wir brauchen den BuViSoCo!

 

Einen Eurovision Song Contest ohne osteuropäische Glitzerkleidchen, wilde Tanzeinlagen und 12-Punktevergaben an das Nachbarland - das war die gute Grundidee für den Bundesvision Song Contest. 16 deutsche Bundesländer lassen 16 Künstler in einem Wettbewerb gegeneinander antreten, bei dem es wirklich um Musik geht.

Und wer könnte die Sendung besser moderieren als das "Pro 7-Hirn" Stefan Raab? Beim BuViSoCo wird vor jedem Auftritt ein Trailer des jeweiligen Bundeslandes mit den Worten „Kommen wir nun zum wahrscheinlich schönsten Bundesland“ eingeleitet. So witzig und ironisch geht es auf europäischer Ebene nicht zu. Dort müssen die Massen bedient werden - und zwar auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner in Sachen Fernsehunterhaltung. Raab dagegen ist Kult. Er sorgt für gute Laune und weckt den Lokalpatriotismus. In etlichen Städten feiern die Fans beim Public Viewing als wären sie in der Halle. Und die Privatsender, die den BuViSoCo unterstützen, richten Partys aus.

Alle profitieren

Das Einzigartige an dem deutschen Konkurrenzmodell zum Eurovision Song Contest ist, dass es  wirklich um die Künstler geht. Sie singen mindestens 50 Prozent des Textes auf Deutsch - eine der wenigen Regeln des Wettbewerbs. Der Bundesvision Song Contest ist eines der wenigen glaubwürdigen Sprungbretter für junge und unbekannte deutsche Künstler im Fernsehen. Sie alle profitieren davon, sich einem Millionenpublikum präsentieren zu können. Für sie lohnt sich der Auftritt allemal - auch wenn wieder die Julis oder Seeeds von morgen gewinnen. 

Noch kurzweiliger wäre der Wettbewerb, wenn die Punktevergabe weniger zäh und die Erklärungen kürzer wären. Da muss Stefan Raab noch nacharbeiten. Der Bundesvision Song Contest findet in diesem Jahr zum siebten Mal statt. Mit ein paar Verbesserungen am Sendekonzept hat der Wettbewerb das Potenzial, eine feste Größe in der deutschen Fernsehlandschaft zu bleiben. Stephanie Beutel

Contra: And the winner is...

Nein, schafft dieses Format ab!

Juli wird gewinnen! Glauben Sie nicht? Warten Sie's ab! Wenn Stefan Raab am Donnerstag wieder 16 Bands aus den 16 deutschen Bundesländern zum Bundesvision Song Contest bittet, sind die Rollen jedenfalls klar verteilt. 15 Statisten, ein Hauptdarsteller. Wie schon in den vergangenen Jahren wird die Band, die vor dem Wettbewerb schon berühmt war, das Rennen um Stimmen und Stimmungen machen. Die übrigen 15 Bands spielen den Sparringspartner. Natürlich ist es für diese zumeist unbekannten Musik-Ensembles ein Image-Gewinn, am Donnerstag überhaupt auf der Bühne stehen zu dürfen. Doch wie viele der unbekannten Bands der vergangenen Jahre sind heute noch erfolgreich oder haben es jemals wieder in die Öffentlichkeit geschafft?

Dem Bundesvision Song Contest fehlt mittlerweile jede Legitimation. Ursprünglich als Kompensation für das mangelhafte deutsche Abschneiden beim Eurovision Song Contest gedacht, ist dieses Argument seit dem Erfolg von Lena nicht mehr griffig. Fallen lassen will Stefan Raab das Format mit den deutschen Bands aber nicht, womit das Überangebot von Raab-Shows weiter bestehen bleibt.

Es geht wieder nur um die Quote

Besonders ärgerlich an diesem Format: Die kurzen Einblendungen zu den lokalen Radiosendern, bei denen ein oft überforderter Moderator ein paar Zahlen verliest. Vorher und nachher wird in dem kurzen Einspieler x-fach erklärt, was für eine "irre Party" in dem jeweiligen Studio oder der jeweiligen Halle abgeht. Dann wird noch versucht, unnötig Spannung ob der zu vergebenden Punkte aufzubauen, um am Ende doch wieder die Favoriten vorne anzusiedeln. Zum Schluss gibt's noch eimal das initiierte Gekreische der sich in "bester Stimmung" befindlichen Schreihälse im Hintergrund.

Letztlich geht es bei diesem sogenannten Musikevent nur um eins: die bestmögliche Quote für Stefan Raab. Die Bands können ihm egal sein, wichtig ist nur, dass mit Juli wieder ein Zugpferd dabei ist, das im Übrigen schon 2005 gewonnen hat. Wenn es um die ausschließliche Förderung junger Bands gehen würde, hätte jede der 16 Bands eine Siegchance verdient. Und nicht nur wie in diesem Fall das Bundesland Hessen. Julis Mitwirken ist ganz nach dem Geschmack des omnipräsenten Raab, weshalb es am Ende wieder heißen wird: And the winner is: Stefan Raab! Markus Merz