Das ist nicht das Votum eines Pädagogen, sondern das eines Pragmatikers. Der ist schon erschrocken, damals, als bei einem Elternabend – die Tochter ging in die zweite Klasse – schon Erwartungsdruck hinsichtlich der späteren Gymnasialkarriere der Kinder aufgebaut wurde. Die Tochter hat die Reifeprüfung bestanden, das ist jetzt 13 Jahre her.

 

Die zeitliche erklärt auch die inhaltliche Distanz; erklärt zum einen die verhaltene Begeisterung für Vollmundthesen wie die, dass durch „längeres gemeinsames Lernen und durch bestmögliche individuelle Lernformen“ die Gemeinschaftsschule der Unterschiedlichkeit der Schüler am besten gerecht werde, wie es die Bildungsreformer glauben. Sie erklärt aber auch die mangelnde Bereitschaft zur Erregung, wenn die Gemeinschaftsschulgegner vom Startpunkt der Bildungsmisere fantasieren.

Tatsache ist, dass es bei rückläufigen Schülerzahlen nicht einfach so weiter gehen kann wie bisher. Man muss Impulse setzen. Da ist es positiv, Verantwortung nach unten zu geben. Die Gemeinden und die Schulen sollen sich überlegen, wie sie ihren Bildungsauftrag erfüllen wollen. Die einen, warum und wie sie das mit einer Gemeinschaftsschule tun möchten. Diejenigen, die eine solche nicht haben wollen, müssen sich ihre Gründe überlegen und gegenüber den Eltern vertreten.

Sinnvoll ist es auch, wenn Kommunen miteinander ins Gespräch kommen, um womöglich mit einer Gemeinschaftsschule gemeinsame Sache zu machen. Zusammen stemmt man einen Ganztagesschulbetrieb vielleicht, allein wäre er zu teuer. Wenn es darüber hinaus pädagogische Argumente für die Gemeinschaftsschule gibt, dann: nur zu.

Thomas Breining

Der Streit kommt auch bei den Schülern an. Unser Gast sieht die Gemeinschaftsschule kritisch und stellt seine Sicht gegen einige Pro-Argumente eines Redakteurs.

Pro: Man muss Impulse setzen

Das ist nicht das Votum eines Pädagogen, sondern das eines Pragmatikers. Der ist schon erschrocken, damals, als bei einem Elternabend – die Tochter ging in die zweite Klasse – schon Erwartungsdruck hinsichtlich der späteren Gymnasialkarriere der Kinder aufgebaut wurde. Die Tochter hat die Reifeprüfung bestanden, das ist jetzt 13 Jahre her.

Die zeitliche erklärt auch die inhaltliche Distanz; erklärt zum einen die verhaltene Begeisterung für Vollmundthesen wie die, dass durch „längeres gemeinsames Lernen und durch bestmögliche individuelle Lernformen“ die Gemeinschaftsschule der Unterschiedlichkeit der Schüler am besten gerecht werde, wie es die Bildungsreformer glauben. Sie erklärt aber auch die mangelnde Bereitschaft zur Erregung, wenn die Gemeinschaftsschulgegner vom Startpunkt der Bildungsmisere fantasieren.

Tatsache ist, dass es bei rückläufigen Schülerzahlen nicht einfach so weiter gehen kann wie bisher. Man muss Impulse setzen. Da ist es positiv, Verantwortung nach unten zu geben. Die Gemeinden und die Schulen sollen sich überlegen, wie sie ihren Bildungsauftrag erfüllen wollen. Die einen, warum und wie sie das mit einer Gemeinschaftsschule tun möchten. Diejenigen, die eine solche nicht haben wollen, müssen sich ihre Gründe überlegen und gegenüber den Eltern vertreten.

Sinnvoll ist es auch, wenn Kommunen miteinander ins Gespräch kommen, um womöglich mit einer Gemeinschaftsschule gemeinsame Sache zu machen. Zusammen stemmt man einen Ganztagesschulbetrieb vielleicht, allein wäre er zu teuer. Wenn es darüber hinaus pädagogische Argumente für die Gemeinschaftsschule gibt, dann: nur zu.

Thomas Breining

Kontra: Es klingt ja ganz nett...

Die Guten helfen den Schlechten. Das ist eines der Prinzipien der Gemeinschaftsschule. Das mag zwar ganz nett klingen, es klappt aber nicht. Die guten Schüler wollen nämlich nicht selbst die Lehrer sein. Statt dessen möchten sie etwas lernen. Auch die schlechten Schüler wollen nicht die Dummen sein, die nichts selber kapieren und von den anderen bevormundet werden. Doch so eine Gruppenarbeit muss es erst einmal geben. Wer garantiert denn, dass eine Kleingruppe mit verhaltensauffälligen, behinderten und hochbegabten Kindern nicht einfach herumalbert, anstatt die Aufgaben zu lösen? Und wie soll ein einziger Lehrer gleich mehrere solcher Gruppen im Zaum halten? Sollten die Schüler trotzdem etwas lernen, wird es so wenig sein, dass diejenigen, die mit dem Hauptschulabschluss abgehen bestenfalls bis zum Bruchrechnen gekommen sind. Schlechte Schüler ziehen gute auf ihr Niveau herunter.

Ein weiteres sehr großes Problem der Gemeinschaftsschulen sind die Räumlichkeiten. Wie sollen denn die Kleingruppen in Lernecken und Gruppenräumen arbeiten, wenn die bereits vorhandenen Klassenzimmer auf 30 Schülerinnen und Schüler ausgelegt sind?

Die individuelle Förderung der Stärken eines Schülers gehört anscheinend auch zu den Vorzügen der Gemeinschaftsschule. Doch warum ist die Gemeinschaftsschule dann eine Ganztagsschule? Denn so können Schüler, die in einer Sportart sehr begabt sind oder ein Instrument sehr gut spielen, dieser Tätigkeit nicht nachgehen, weil sie den ganzen Tag in der Gemeinschaftsschule eingespannt sind. Es wäre wohl für alle besser, wenn das alte Schulsystem bliebe.

Tom Bräuninger