Das Gruselfest vor Allerheiligen entzweit die Deutschen. Vielen ist der Horrorschabernack zu aufgesetzt. Andere freuen sich über den morbiden Spaß. Auch in unserer Redaktion gehen die Meinungen auseinander.

Stuttgart - Das Gruselfest vor Allerheiligen entzweit die Deutschen. Vielen ist der Horrorschabernack zu aufgesetzt. Andere freuen sich über den morbiden Spaß. Auch in unserer Redaktion gehen die Meinungen auseinander. Simone Höhn freut sich auf den Spaß für Kinder und Erwachsene. Peter Trapmann kann dem Treiben einfach gar nichts abgewinnen.

 

Pro: Ein simpler Spaß

Das bunte Horrortreiben weckt die Kreativität und belebt die Kommunikation, meint Simone Höhn.

Plastikskelette, ausgehöhlte Kürbisse und Totenkopf-Gummibärchen – ein klarer Fall für Kulturpessimisten. Der Untergang des Abendlandes steht bevor. Dass sich Halloween aus den USA in unsere jahreszeitlichen Bräuche einschleicht, empfinden sie als Zumutung.

Dabei verkennen Halloween-Hasser, wie viel Potenzial in dem Ritual steckt. Kreativität, Improvisation, Kommunikation, Mitmenschlichkeit – alles kann man dabei trainieren. Ob Zombie, Pirat oder Fledermaus: Die Utensilien für ein Kostüm finden sich in der alten Schmuckschatulle, in der Bastelkiste oder hinten im Kleiderschrank.

Wer Kinder hat, sollte sie einmal auf ihrem „Süßes oder Saures“-Streifzug begleiten. Selten bekommt man so gute Einblicke in die Häuser der Nachbarn. Man kann sogar mit ihnen sprechen – ein Ritual, das laut Kulturpessimisten ja vollkommen verloren gegangen ist. Wer keine Kinder hat, kann den kleinen Monstern an der Tür mit ein paar Süßigkeiten diebische Freude bereiten.

In der häuslichen Küche herrscht langweilige Routine? Überraschen Sie Ihre Familie doch zu Halloween einmal mit Monster-Frikadellen, Augapfelkonfekt und Wurstmumien. Da kommt Freude auf. Oder zumindest Grusel und Abscheu, passend zum Fest.

Kontra: Halloween nervt bloß

Halloween ist ein Fest der Fratzen, des schlechten Geschmacks und der bösen Absicht, findet Peter Trapmann.

Man könnte es sich einfach machen und Halloween als amerikanischen Blödsinn abtun, der hier unerwünscht ist. Aber das wäre erstens dumpf-verschlossen und zweitens falsch. Denn das Spektakel ist irischen Ursprungs, von dort in die USA gelangt und schwappt nun seit einigen Jahren als ureuropäischer Brauch auf den Alten Kontinent zurück. Was also ist wirklich falsch an Halloween, was nervt daran so? Alles!

Halloween ist ein Fest der hässlichen Fratzen, des schlechten Geschmacks und der bösen Absicht. Dies komplett ohne Geist und Hintersinn – im Unterschied zum Karneval übrigens, der bei allem Unfug den Mächtigen spöttisch den Spiegel vorhält. Halloween dagegen will einfach nur den Nachbarn erschrecken.

Anders als die Sternsinger, die mit ihrer Darbietung Geld für Gutes sammeln, fördert Halloween in Kindern den Erpressergeist. Sie treiben bei ihren Mitmenschen Süßigkeiten ein, andernfalls rächen sie sich durch kleine Streiche. Ein quasi mafiöses Gebaren, von dem es bis zur Schutzgelderpressung nicht mehr weit ist. Aus den kleinen Streichen wird immer öfter Vandalismus. Auch vermeintlich Erwachsene glauben mittlerweile vermehrt, sich daran beteiligen zu dürfen. Ist ja schließlich Halloween.