Lokales: Christine Bilger (ceb)

Das Tanzverbot ist nicht mehr zeitgemäß und gehört abgeschafft. Es steht für die Bevormundung des freien Bürgers durch den Staat und die Kirchen. Der Staat sollte nur so weit in das Leben seiner Bürger regelnd eingreifen, wie es für ein friedliches Miteinander notwendig ist, und die Kirchen haben sich vollends herauszuhalten. Anders kann das Zusammenleben in einer multikulturellen und pluralistischen Gesellschaft, zu der das deutsche Gemeinwesen längst geworden ist, nicht funktionieren. Ein Tanzverbot hat da keinen Platz mehr, es ist Menschen, die mit dem Christentum und dessen Konzepten entweder nichts anfangen können oder es sogar ablehnen, nicht zuzumuten.

 

Das Tanzverbot steht für mich auch stellvertretend für einen Grundpfeiler fast jeder Religion, nicht nur des Christentums, das Konzept von Geboten und Verboten: Tue dies nicht, sondern jenes, und du erlangst Erlösung. Ich möchte als moderner und aufgeklärter Mensch aber nicht vorgeschrieben bekommen, was ich zu tun habe, sondern bestenfalls von Ideen überzeugt werden. Wie viel schöner wäre es, wenn die Kirchen und der von ihnen vertretene Glaube so attraktiv und anziehend wären, dass sich die Tanzflächen von selbst leerten und die Kirchenschiffe füllten.

Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall, und Verbote sind keine Lösung. Ändern müssen sich vielmehr Ritus und Liturgie, mit denen die Kirchen den höchsten Tag des christlichen Jahres traditionell begehen. Wie viel bunter, fröhlicher und lebensbejahender es zugehen kann, wird zweifellos in wenigen Wochen einmal mehr der evangelische Kirchentag zeigen.