Früher hat die lange Unterhose zur Winterausrüstung des Mannes gehört, nun stirbt sie aus. Ist das schade? Ein Pro & Kontra

Stuttgart - Wenn man der Datingplattform „Victoria Milan“ Glauben schenken mag, reagieren Frauen beim Anblick langer Herren-Unterhosen alles andere als begeistert. Von den 4800 Teilnehmerinnen einer Umfrage zu den Vorlieben bei der Herrenunterwäsche eines potenziellen Sexualpartners, fühlten sich 97 Prozent der Frauen von langen Unterhosen eher abgestoßen. Selbst Tangas kommen da besser weg. Doch es gibt auch Männer, die bis heute auf lange Unterhosen schwören. Zu recht?

 

Pro: Weich, warm, wunderbar

Wirklich kalt lassen sie keinen. Nicht jene, die sie verschämt anziehen, und auch jene nicht, denen schon beim Anblick einer langen Unterhose jegliche Libido abhandenkommt. Dabei sind sie der Gipfel der Behaglichkeit, wenn die Tage kürzer werden und der Mensch Wärme und Geborgenheit sucht. Weich, warm, wunderbar!

Könner setzen natürlich nicht auf ausgeleierten Feinripp aus den Adenauer-Jahren samt Eingriff und Gummizug. Passgenau, eng anliegend, ohne irgendetwas abzuschnüren, und in dunklen Farben erinnert nichts mehr an den netten Opa im Ohrensessel.

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Mit der richtigen Hose gibt fast jeder untenrum eine gute Figur ab. Auch beim Kneipenbesuch in Zeiten von Corona. So schlug der Berliner Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) im Herbst 2020 vor, den Gästen lange Unterhosen zu empfehlen, damit die Wirte keine Heizpilze für ihre Außengastronomie anschaffen müssten. Die Wirtschaft ankurbeln und gleichzeitig das Klima schützen? Geht nur mit langen Unterhosen! (smr)

Kontra: Freiheit fürs Männerbein!

Niemand weiß, was der Klimawandel mit den Wäscheschubladen deutscher Angestellten anstellen wird, doch in meinem Fall ist die Antwort klar: Der Feinripp-Liebestöter ist aussortiert und wird dem Kostümmuseum vererbt. Die Winter sind nicht mehr das, was sie mal waren. Selbst im November schlurft der junge Nachbar in Adiletten zum Döner-Imbiss. Zuletzt ging der Trend ohnehin zum Verzicht. Der Mann trägt keine Krawatten mehr, statt in Mantel und Sakko schlüpft er in Funktionsjacken, während in den Sneakers nackte Füße stecken.

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Mal ehrlich: Welcher Mann in unserer Dienstleistungsgesellschaft benötigt im klimatisierten ICE, Büro oder Homeoffice noch die Doppellage ums Bein? Zudem sieht man Slim-Fit-Jeans-Trägern stets an, wenn sie etwas Langes darunter anhaben. Sie watscheln wie auf Presswürsten, auch weil lange Unterhosen gerne knubbeln. Und falls es doch mal frostig werden sollte, kommt man mit schönen Kniestrümpfen auch gut durch die sogenannte kalte Jahreszeit. (pav)