Das Übehaus auf dem Wilhelmsplatz soll keine weitere Verlängerung mehr bekommen. Der Betreiber hält einen öffentlichen Proberaum für Musiker gerade während der Coronakrise aber für essenziell. Nun sucht man nach einer Lösung.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Seit zwei Jahren steht es auf dem Wilhelmsplatz: das Übehaus. Der Bau aus gelben Holzkästen, fünf Meter hoch und fünf Tonnen schwer, ist ein öffentlicher Proberaum. Das ist wichtig in einer Stadt wie Stuttgart, in der Platz- und Wohnraummangel herrscht. So hat das Übehaus bisher fast 400 Musikern und Musikerinnen einen Platz zum Proben bereitgestellt, fast 1600 Buchungen gab es.

 

Baurechtsgründe erfordern den Abbau

Nun soll die Genehmigung für das Übehaus nicht verlängert werden. „Der Bezirksbeirat Mitte hatte im Herbst einer Verlängerung bis Ende 2022 einstimmig zugestimmt“, sagt Thorsten Schulz, der Eigentümer und Betreiber des Übehauses. Doch das Baurechtsamt habe als einziges Amt abgelehnt. Das Amt für öffentliche Ordnung bestätigt, dass „im Zuge des Verfahrens zur Verlängerung bis Ende des Jahres 2022 festgestellt wurde, dass eine weitere Genehmigung des Übehauses über einen längeren Zeitraum als drei bis maximal sechs Monate am selben Standort aus Gründen des Baurechts nicht mehr möglich ist.“ Denn: „Bei einer längeren Aufstelldauer wäre aufgrund baurechtlicher Vorgaben eine Baugenehmigung erforderlich.“ Diese könne nicht erteilt werden, da es sich beim Wilhelmsplatz um eine bauplanungsrechtlich festgesetzte Verkehrsfläche handelt, die nicht bebaut werden kann.

Alternativer Standort wird geprüft

Schulz weiß, dass das Übehaus baurechtlich als fliegender Bau gilt, er glaubt aber, dass das Baurechtsamt mit etwas gutem Willen die Möglichkeit hätte, es etwa als Denkmal einzustufen und die Sache damit aus der Welt zu schaffen. Schließlich sei das Übehaus ein Kunstwerk, das Architektur, Musik und Bildende Kunst vereint. „Zudem gibt es meines Wissens befristete Baugenehmigungen.“ Die Frage sei, „wie stark sich das Baurechtsamt verbiegen“ könne und wolle.

„Um über diese Zeit zu kommen, brauchen wir Kunst“

Für Schulz steht außer Frage, dass das Übehaus unbedingt erhaltenswert ist. Vor allem derzeit: „Wir waren der einzige Kulturbetrieb, der bei allen Lockdowns offenhaben konnte.“ Das sei wichtig: „Die Leute müssen im Tun bleiben. Um über diese Zeit zu kommen, brauchen wir Kunst – und zwar nicht nur virtuell, sondern zum Anfassen.“

Von Seiten der Stadt „werden nun alternative Standorte geprüft“. Vorstellbar wäre, so heißt es, das Übehaus wechselweise an verschiedenen Standorten in der Stuttgarter Innenstadt aufzustellen. So sei es ja auch ursprünglich konzipiert worden. Tatsächlich stand das Übehaus schon auf dem Leonhardsplatz, auf dem Schwabenplatz in Vaihingen, auf dem Ottilienplatz in Esslingen und auf dem Wilhelmsplatz. „Das stellt aber einen enormen logistischen und finanziellen Aufwand dar“, sagt Schulz: Schließlich gelte es, 250 Einzelteile auseinander- und wieder zusammenzuschrauben und fünf Tonnen zu bewegen. „Da wir die Versicherung für das Übehaus zahlen und alle ehrenamtlich tätig sind, ist das schwierig.“

Andere Städte hätten Interesse am Übehaus bekundet

Die Stadt zahle den Strom – und habe das Übehaus erst möglich gemacht. Schulz hofft, dass die Zusammenarbeit weiter funktioniert. „Sonst müsste ich das Übehaus verkaufen.“ Andere Städte hätten Interesse bekundet. Von Seiten der Stadt heißt es, dass „ein Gespräch mit dem Betreiber, der Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle und den beteiligten Fachämtern in Kürze“ stattfände.