Seit Wochen treibt sich Yvonne schon in den bayerischen Wäldern herum. Die Band "Gnadenkapelle" hat jetzt ein Lied für sie geschrieben.

Bockhorn - Die "Gnadenkapelle" hat einen Traum: Die vierköpfige Hobbyband aus Bockhorn im Landkreis Erding wünscht sich Freiheit für die bayerische Problemkuh Yvonne. „Lasst doch die Yvonne in Rua, ist doch nua a entlaufene Kua“, heißt es in ihrem gerade veröffentlichten Lied „Yvonne du wuide Kua“. Und weiter geht es: „Gibt's denn kein größeres Missgeschick in der Bundesrepublik?“ Seit Mai versteckt sich die Kuh in einem Wald bei Zangberg im Landkreis Mühldorf. Weder ein Bodensuchtrupp samt Jäger noch private Glücksritter konnten die schlaue Yvonne bislang überlisten. „Die Cowboys müssen noch a wengerl üben“, spottet die „Gnadenkapelle“ in ihrem Song, der zurzeit in mehreren Radiosendern gespielt wird.

 

Jetzt soll sogar ein Spezialist behutsam und teils auf Socken - um Yvonne nicht zu verschrecken - den frischen Huftritten folgen. „Wenn wir keinen Erfolg haben, fliegen wir Donnerstag mit der Wärmebildkamera“, sagte Gut Aiderbichl-Gründer Michael Aufhauser. Der Hubschrauber des Senders Antenne Bayern soll mit Aiderbichl-Geschäftsführer Dieter Ehrengruber an Bord abheben, um Yvonne zu finden. Sollte die Kuh gesichtet werden, fahren am Boden Tierretter mit vermutlich drei bis vier Geländewagen los und gehen auf Beobachtungsposten. „Wir haben auch Tierbetäuber dabei“, sagte Aufhauser. Wenn es damit nicht klappt, soll in den nächsten Tagen Yvonnes ausgewachsener Sohn Friesi auf eine Weide in der Nähe des Waldes bei Zangberg im Landkreis Mühldorf am Inn gebracht werden. Der Mastochse wurde gerade noch vor der Schlachtbank gerettet und soll nun seine Mutter locken - wenngleich Tierexperten erhebliche Zweifel an der Wirkung der verwandtschaftlichen Bande haben. Ochse Ernst, der laut Aiderbichl tagelang „rührend“, aber ohne Erfolg nach Yvonne gemuht hat, wurde auf den Aiderbichl-Hof in Deggendorf zurückgebracht. Yvonne sei zur Nomadin geworden. Es mache keinen Sinn, zusammen mit Ernst hinter der „Kuh, die ein Reh sein will“ herzuziehen.

Ode an Yvonne

Die Inspiration zum Lied über die Kuh bekam "Gnadenkapelle"-Frontmann Valentin Dasch bei einem Familientreffen von seiner Verwandtschaft aus Zangberg, dem Ort des Geschehens, die den Rest der Familie auf den neuesten Stand der Suchaktion brachte. Kurzerhand entschloss sich Dasch, selbst gebürtiger Zangberger, das Drama in Worte zu fassen. Innerhalb einer Woche verfasste er den Liedtext. In seinem Hobbystudio zu Hause im Landkreis Erding sang die „Gnadenkapelle“ die Ode an Yvonne ein.

Eigentlich singt die Band über „ernstere Themen, die einem im Leben berühren“, sagt Dasch. Auch die unweigerlich komische Geschichte um die Kuh hat für ihn einen ernsten Hintergrund. Ihm und seiner Band sei es sehr wichtig, dass „die Kuh, die ein Reh sein will“ in Ruhe gelassen und nicht abgeschossen wird: „Das würde tatsächlich zeigen, dass man in Bayern tolerant ist“, sagt er. Valentin Dasch hat eine die idyllische Zukunftsvision für sie ausgemalt: „Die Kuh würde an den Futterständen der Rehe mitfressen“. Und bei Kälte würde sie die Nähe von Menschen suchen.