Update. Kuh Yvonne ist ausgebüxt. Nun soll sie durch Kuh Waltraud angelockt werden. In der Nacht kam Yvonne vorbei - und flüchtete wieder.

Mühldorf - Die ausgebüxte Kuh Yvonne hat im Schutz der Nacht ihre als Lockvogel eingekaufte Schwester Waltraud auf einer Weide in Bayern besucht. Damit ist zwar die Anlock-Strategie der Helfer vom Tiergnadenhof Gut Aiderbichl aufgegangen. Das Einfangen der „Kuh, die ein Reh sein will“, misslang jedoch.

 

„Es war sehr neblig und finster. Wir haben da fast keine Chance“,erläuterte der Salzburger Gutsverwalter von Aiderbichl, Hans Wintersteller, am Freitag. Yvonne sei vorsichtig gewesen und habe das Morgengrauen gemieden. „Die ist blitzgescheit. Sie weiß: Wenn es dunkel ist, schießen wir nicht auf sie.“ Kuh Waltraud und das Kälbchen Waldi, das Gut Aiderbichl einem Tierhändler abgekauft und so vor der Schlachtbank gerettet hat, sollen die nächsten Tage in einem eigens gebauten Gehege bleiben. Die beiden hatten die umherstreunende Yvonne anlocken sollen, denn in dem benachbarten Wald hat sie seit dem 24. Mai ihr Lager. Waldi soll Mutterinstinkte bei Yvonne wecken. „Sie hat ja selbst auch Kälbchen gehabt“, sagte Hans Wintersteller. Das klappte auch - doch Yvonne war schlauer und flüchtete wieder.

Flucht in die Freiheit

Schon einmal sei es gelungen, Yvonne nachts zu betäuben. Doch in den wenigen Minuten, bis die Spritze wirkte, sei sie so weit gelaufen, dass sie nicht gefunden wurde. Jetzt muss Dackel Mirko ran. Er hatte laut Wintersteller schon früher Rinder aufgespürt. Die Szenarien: Mirko bellt, die Kuh läuft aus dem Unterholz und kann betäubt werden. Oder Mirko umkreist sie und hält sie in Schach, bis die Helfer kommen.

Zusätzlich wollen die Tierretter Yvonne mit einem Leckerbissen in die Falle locken: In einer Futterstelle soll Silage ausgelegt werden. „Das mag sie sehr gern“, sagt Wintersteller. „Das riecht sie meilenweit und es schmeckt ihr fantastisch - wie uns Schokolade.“ Wenn alles nicht klappt, wollen 100 Paten und Aiderbichl-Mitglieder den Wald absuchen, um Yvonne zu finden.

Als „Kuh, die ein Reh sein will“ wurde sie vor Wochen bekannt. Denn scheu wie das Wild lebt sie im Wald, versteckt sich tagsüber und kommt nachts heraus zum Grasen. Nach einem Leben als Milchkuh in Österreich hatte sie ein Bauer im Kreis Aschau am Inn gekauft, Yvonne sollte gemästet und geschlachtet werden - und floh in den Wald.

Yvonne rannte vor ein Polizeiauto

Erich Kozel, Fachbereichsleiter öffentliche Sicherheit und Ordnung des Landratsamts Mühldorf am Inn, sah zunächst keinen Grund, dagegen vorzugehen. Die Grundstücksbesitzer - darunter der Revierpächter und ein Bauer, dessen Weide Yvonne leerfraß - seien „sehr tolerant“ gewesen. Doch dann rannte Yvonne ausgerechnet vor ein Polizeiauto - und wurde zum Sicherheitsrisiko erklärt.

Kozel erließ eine Anordnung zum Abschuss. Zwei Experten des Landratsamtes sind nun mit Gewehren unterwegs, um einen weiteren Zusammenstoß mit einem Auto zu verhindern. Denn das könnte schlimmste Folgen haben. „Ein Reh hat 30 oder 40 Kilo, die Kuh hat 700 Kilogramm“, erläutert Kozel. „Diese Gefahr sehen wir - deshalb können wir nicht zuschauen, bis sie auf die Straße läuft.“