Überfüllte, verspätete oder ausgefallene Züge – der Regionalverkehr in Baden-Württemberg sorgt immer wieder für verärgerte Fahrgäste. Das Verkehrsministerium sieht ganz klar die Deutsche Bahn in der Pflicht.

Stuttgart - Das Verkehrsministerium macht für verspätete, überfüllte und ausgefallene Regionalzüge im Südwesten erneut die Deutsche Bahn verantwortlich. „Die nachdrückliche Forderung des Verkehrsministeriums lautet daher: Fahrzeuge reparieren, Werkstatt in den Griff bekommen und zusätzliches Personal rekrutieren“, sagte eine Sprecherin von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart.

 

Anhaltende Probleme im Regionalverkehr der Bahn im Südwesten haben einen Streit über die Schuld dafür entfacht. Die Opposition und zwei Landräte machen das Verkehrsministerium verantwortlich für verspätete, überfüllte und ausgefallene Züge im Südwesten.

Das Ressort von Minister Winfried Hermann (Grüne) betonte am Donnerstag in Stuttgart hingegen: „Die nachdrückliche Forderung des Verkehrsministeriums lautet daher: Fahrzeuge reparieren, Werkstatt in den Griff bekommen und zusätzliches Personal rekrutieren.“ Die Bahn sieht sich selbst auf dem Wege der Besserung.

Die SPD schloss sich der Kritik an

Kritik am Ausschreibungskonzept des Landes für den Schienennahverkehr wies das Verkehrsministerium zurück. Dieses hatten die Landräte Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis) und Lothar Wölfle (Bodenseekreis) sowie indirekt der Landeschef des Verkehrsclubs Deutschland, Matthias Lieb, laut „Schwäbischer Zeitung“ getadelt.

Auch die SPD im Landtag schloss sich der Kritik an. Ressortchef Hermann habe die oberste politische Verantwortung für das seit geraumer Zeit bestehende „Chaos“ des Bahnverkehrs in Baden-Württemberg, sagte der Verkehrsexperte Martin Rivoir. Der Bahn die Schuld in die Schuhe zu schieben, sei ein „zu offensichtlicher Ablenkungsversuch“ von hauseigenen Problemen und Zuständigkeiten.

Auch die FDP-Fraktion sieht im Ausschreibungskonzept „eine Quelle des Schienenübels“ im Land. Die ursprünglich angenommenen Fahrgastkapazitäten habe die FDP immer wieder als zu gering gerügt.

Land pocht schon lange auf Nachbesserungen

Bereits im Frühjahr 2017 hatte das Land als Besteller von Regionalzügen nach anhaltender Kritik Probleme mit der Deutschen Bahn erörtert und auf Abhilfe gepocht.

Die Deutsche Bahn Regio hat nach Angaben eines Sprechers in den vergangenen Monaten den Betrieb vielerorts stabilisiert und Pünktlichkeit und Qualität verbessert. Auf einigen von der Bahn nicht näher benannten kritischen Linien müsse man weiter intensiv an Lösungen arbeiten. Der Sprecher nannte Beispiele für bereits eingeleitete Schritte: Die Werkstätten konzentrierten sich auf jeweils nur noch wenige Baureihen von Zügen. Lokführer würden geschult, kleinere Reparaturen selbst vorzunehmen. Außerdem wolle man verstärkt Triebfahrzeugführer ausbilden.

Verkehrsunternehmen drohen Vertragsstrafen

Bei der Ausschreibung der Netze durch das Land seien immer die Fahrgastzahlen zu den Hauptverkehrs- und Nebenzeiten auf einer Strecke zugrunde gelegt worden, erläuterte die Sprecherin Hermanns. „Bei der Vergabe galt der Grundsatz, vor allem in den Hauptverkehrszeiten keine Kapazitäten einzusparen.“ Die Verträge enthielten bei schlechten und nicht erbrachten Leistungen Vertragsstrafen für die Verkehrsunternehmen.