Der Gemeinderat von Leinfelden-Echterdingen sendet mit einem halbherzigen Beschluss zur zentralen Wohnungsvermittlung ein falsches Signal an alle Wohnungssuchenden, meint unser Autor.

Leinfelden-Echterdingen - Der Gemeinderat kann noch leidenschaftlich diskutieren. Das hat die lange Debatte in Leinfelden-Echterdingen um die Einrichtung einer zentralen Wohnungsvermittlung für bedürftige Menschen – also Geringverdiener, Obdachlose und Flüchtlinge – am Dienstag gezeigt. Damit wären die positiven Aspekte dieses Diskurses bereits erschöpfend ausgebreitet. Das dem Starrsinn einiger Räte geschuldete Ergebnis ist, gelinde gesagt, für die Stadt und den wachsenden Kreis der vom normalen Wohnungsmarkt Ausgeschlossenen eine Katastrophe.

 

Man muss sich schon wundern: Einige Stadträte hatten – das ist mehrfach deutlich geworden – offensichtlich nicht verstanden (oder verstehen wollen?), worum es im Kern geht. Es geht nämlich nicht um den normalen Mietwohnungsmarkt, den einige zurecht gegen politische Eingriffe mit Zähnen und Klauen meinten verteidigen zu müssen. Sondern es geht um all jene Wohnungen, die diesem Markt aus unterschiedlichsten Gründen vorenthalten werden und oft schon Jahre lang leer stehen. Davon gibt es in der Stadt laut statistischen Berechnungen offenbar eine beachtliche Menge.

Mit seiner Entscheidung, nur eine halbe Technikerstelle zu genehmigen, ist der Gemeinderat auf halbem Weg stehen geblieben. Das Gremium sendet damit ein fatales Signal an die Öffentlichkeit, nämlich dass die Linderung der Wohnungsnot in der Stadtpolitik gerade dann keinen hohen Stellenwert genießt, wenn’s ernst wird. Dabei hätte man sich ein ganz anderes Signal gewünscht, nämlich einen dringlichen Appell an alle Eigentümer, nicht belegte Wohnungen anzubieten. Oder eine Zusage, die Akquise nach Kräften zu begleiten. Wie es scheint, ist aber auch der Gemeinderat leider nur ein Spiegelbild einer sich immer weiter entsolidarisierenden Gesellschaft.