Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums zur Gründung der Firma Probst kann man im Heimatmuseum lokale Geschichte hautnah erleben. Wir haben hinter die Kulissen geschaut.

Möhringen - Ein verspieltes Mäusepärchen, majestätische Vögel, eine kunstvolle Brunnenfigur, filigrane Teeservice sowie Tonfliesen mit Jugendstil-Motiven – all diese Skulpturen, Keramiken, Krüge und Gebrauchsgegenstände, von Hand bemalt, die Oberflächen zum Teil veredelt mit Glasur, stammen aus der Produktion von Berthold Probst, der 1893 die Schamotte- und Tonwarenfabrik nördlich der Vaihinger Straße gründete – also vor genau 125 Jahren. Dieses Jubiläum nimmt das Heimatmuseum im Spitalhof zum Anlass, ihnen Raum im Rahmen einer Sonderausstellung zu geben.

 

Die Vernissage ist am heutigen Dienstag. Die Probst’schen Werke, die in den Kunstkeramischen Werkstätten von Probst & Kluge (1919) entstanden sind, werden bis zum 24. Februar 2019 ausgestellt sein. „Wundervoll ist, dass wir ausschließlich Einzelanfertigungen haben – kein Krug, keine Vase gleicht der anderen. Probst arbeitete nur nach Auftrag“, sagt Irene Reichert, die zur zwölfköpfigen ehrenamtlichen Heimatgruppe im Museum gehört. Diese ist Teil der Initiative Lebensraum Möhringen-Fasanenhof-Sonnenberg (Ilm).

Keramik galt als Zeichen des Wohlstands

Der Name Probst präge den Stadtbezirk Möhringen außerordentlich– ob der Probstsee oder auch die Villa Probst sowie die gleichnamige Straße: „Doch viele wissen nicht, was hinter dem Namen steckt und was Berthold Probst für eine Bedeutung im Stadtbezirk hatte“, sagt Reichert. Dieses Wissen will die Heimatgruppe im Rahmen der Ausstellung weitergeben: „Die Historie der Familie und den Einfluss, den sie hier hatte und hat, wollen wir den Besuchern nicht vorenthalten. Plakate werden aufgehängt, womit sich der Kreis dann – von Keramikschätzen bis hin zur Firmen- und Familienhistorie – schließt“, erzählt Reichert. Sie war es auch, die sich innerhalb weniger Wochen um die Beschaffung weiterer verloren geglaubter Gegenstände kümmerte. „Jeder Leihgeber erzählte mir Geschichten zu den Kostbarkeiten, die zum Großteil in der Wohnung aufgestellt waren: Wandteller an den Wänden, Krüge auf dem Kachelofen.“ Nur wenige Schätze hätten die Leihgeber aus dem Keller geholt.

Auch 19 Werke werden zu sehen sein, die aus dem Besitz direkter Nachfahren stammen. Unter anderem drei große Figuren, die um die 30 Kilogramm schwer sind – darunter auch eine Brunnenfigur, die einst einen dreischaligen Brunnen vor der Villa Probst zierte. „Keramikgegenstände galten als Symbol für Wohlstand“, erzählt Reiner Gorges, der ebenfalls ehrenamtlich für das Heimatmuseum tätig ist – Probst’sche Werke hat auch er im Besitz und nun dem Heimatmuseum ausgeliehen. „Mich berührt der von Hand geschaffene Probstsee. Die Firma kenne ich zudem schon lange, obwohl ich kein waschechter Möhringer bin. Daher finde ich es toll, dass wir an das erinnern, was der See vorher war: eine Lehmgrube der Ziegelei Probst“, sagt Friedrich Bretz, auch Teil der Gruppe und erster Vorsitzender der Ilm.

Geschichte hautnah erleben

Nach der Stilllegung des Betriebs im Jahr 1934 gründete Gottlob Auwärter die Firma Neoplan Omnibusse. Heute befindet sich am ehemaligen Standort das Wohnquartier Seepark. Mehr zur Geschichte erfährt man anhand von Schautafeln am Probstsee selbst, die Inhalte stammen von der Diplom-Geografin und Ortshistorikerin Sonja Mailänder.

Worüber sich die Ehrenamtlichen freuen: Täglich werde man mit dieser Geschichte konfrontiert, nun mache man sie im Museum sichtbar – und lokaler gehe es wahrlich nicht. „Es ist erstaunlich, dass sich so viele Menschen auf unseren Aufruf im Internet und in der Zeitung gemeldet haben. Die Sonderausstellung ist im Prinzip das Ergebnis einer offenen Bürgerbeteiligung“, so Irene Reichert. „Wir waren zwar im Besitz einiger Werke, doch wir wollten volle Vitrinen – und die können wir dank der großen Unterstützung der Öffentlichkeit präsentieren.“