Durch 3D-Drucker wird es immer einfacher, Teile und ganze Maschinen zu fälschen Die deutsche Industrie erleidet jedes Jahr einen Milliardenschaden durch Produktpiraterie. Dabei kommen besonders viele Nachahmer kommen aus Deutschland.

Hannover - Neue Technologien spielen Produktpiraten offensichtlich in die Hände. Durch digitale Messwerkzeuge könnten Maschinen leicht vermessen und auf einem 3D-Drucker dann ausgedruckt werden, erläutert Rainer Glatz, beim Maschinenbauverband VDMA verantwortlich für elektrische Automation sowie Software und Digitalisierung, in Hannover. Kopiert würden Kleinteile bis hin zu kompletten Maschinen, hieß es. Das Geschäft mit Fälschungen sei durchaus lukrativ, die Gewinnmargen hoch, sagt Glatz. Abgekupferte Maschinen und Komponenten würden teilweise nur einen Bruchteil des Originals – manchmal sogar nur zehn Prozent davon – kosten, so Glatz.

 

Dies dürften Gründe sein, dass – trotz vieler Abwehrbemühungen – dem deutschen Maschinenbau jedes Jahr ein erheblicher Schaden durch Produktpiraterie entsteht. Er soll sich aktuell auf geschätzt 7,3 Milliarden Euro summieren, geht aus der VDMA-Studie „Produktpiraterie 2018“ hervor, die der Maschinenbauverband alle zwei Jahre erstellt und nun in Hannover vorgestellt hat. Umgerechnet auf Arbeitsplätze würde dies etwa 33 000 Stellen entsprechen. Zusätzlich zum entgangenen Umsatz bedeute dies für die betroffenen Unternehmen einen Imageschaden, der Verlust des Marktvorsprungs sowie ungerechtfertigte Regressforderungen.

Chinesen kopieren am häufigsten – danach kommen die Deutschen

Beim Ideenklau – sowohl bei der Herstellung als auch beim Vertrieb – haben Unternehmen aus China weiterhin die Nase vorn. Trotz vielfältiger Ankündigungen aus der Volksrepublik habe sich nicht wirklich etwas verbessert, heißt es beim VDMA. Unverändert gut 80 Prozent der befragten Maschinenbauer haben demnach schlechte Erfahrungen in der Volksrepublik gemacht. US-Präsident Donald Trump hat das Thema Urheberrechtsverletzungen durch Chinesen vor Kurzem auf die politische „Weltbühne“ gebracht, so Glatz.

Abgeschlagen, aber unverändert auf Platz zwei der Rangliste der größten Produktfälscher steht auch in diesem Jahr Deutschland. 19 Prozent der Befragten haben demnach im eigenen Land Ideen geklaut. Das sind weniger als bei der letzten Umfrage, als 24 Prozent der Maschinenbauer Fälscher im eigenen Land sahen. Dass innerhalb Deutschlands so häufig abgekupfert werde, liegt nach Ansicht von Glatz auch an der technologischen Stärke hiesiger Unternehmen. Man schaut da mal hin, könnte man salopp formulieren. Glatz sieht die Chance, dass Italien Deutschland den – unliebsamen – zweiten Rang streitig machen wird. Plagiate werden häufig über nicht autorisierte Händler vertrieben, die Klagen darüber haben zugenommen. Eine immer größere Bedeutung im Geschäft zwischen Unternehmen (B2B) nimmt das Internet ein. Zunehmend würden über Plattformen wie Alibaba, ec21 oder ezplaza Fälschungen vertrieben.

Plagiate werden weiter verkauft

Den Kampf gegen die Fälscher nehmen vor allem große Unternehmen auf, kleine Firmen verzichten überwiegend auf entsprechende Maßnahmen. Die Großen entscheiden sich entweder für den gerichtlichen Weg oder suchen eine außergerichtliche Lösung. Allerdings nicht immer mit Erfolg. „Häufig berichten uns VDMA-Mitglieder – selbst in Deutschland – von Händlern und Fälschern, die ihre Plagiate trotz rechtskräftiger Urteile mit nur geringfügigen Änderungen weiter verkaufen und selbst nach etlichen Plagiatsfällen unvermindert auf Messen angetroffen werden“, heißt es beim VDMA. Beim Kampf gegen Piraten fühlen sich viele deutsche Maschinenbauer von den Behörden in den jeweiligen Ländern nicht ausreichend unterstützt.

Immer mehr Unternehmen wollen mit der Anmeldung von Schutzrechten bereits im Vorfeld Fälscher abschrecken. Auch die sorgfältige Auswahl von Kooperationspartnern soll vor dem Ideenklau schützen. Dagegen hat die Bedeutung eines technischen Kopierschutzes abgenommen. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Fälscher zunehmend äußere Merkmale von Maschinenteilen wie Design und Farbe abkupfern. Und dagegen richtet ein technischer Kopierschutz nun mal nichts aus.