Die Hochschule in Hohenheim zahlt ihre Professoren nun nicht mehr so attraktiv – auf Anweisung des Wissenschaftsministers.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Drei Wochen nach seiner Amtsübernahme kündigt der neue Rektor der Universität Hohenheim, Stephan Dabbert, eine „radikale Neuausrichtung der Professorenzulagen“ an. Für alle neuen Verträge gilt nun: Es werden nur befristete Leistungszulagen gezahlt. Glücklich ist Dabbert über diese Entscheidung nicht. Er befürchtet, dass die Uni etablierte Spitzenkräfte „gar nicht mehr gewinnen“ könne. „Wir werden sehr gute Professoren und Professorinnen verlieren“, prognostiziert er. Schließlich könne man keine konkurrenzfähigen Angebote mehr machen.

 

Dass er sich dennoch zu dem Schritt genötigt sieht, liegt an einer Anweisung des Wissenschaftsministeriums vom 22. März. Per E-Mail wurde Dabberts Vorgänger Hans-Peter Liebig mitgeteilt, dass die Universität keine unbefristeten Leistungszulagen an Professoren mehr zahlen dürfe. Bisher war dies in Hohenheim üblich. Die E-Mail hatte allerdings einen Grund: Seit sechs Jahren hat die Uni das Budget für Professorengehälter von rund 9,5 Millionen Euro pro Jahr überzogen. Man habe ein Minus von rund 400 000 Euro angehäuft, räumt Dabbert ein. In einer Sondersitzung hat das Rektorat deshalb die Neuregelung bei den Zulagen beschlossen. Sie gilt nur für neue Verträge.

Für die Uni sei die Konsequenz „dramatisch“ , sagt der Rektor, der gerade 19 Berufungsverfahren am Laufen hat. Er hatte gehofft, das Minus anders auszugleichen, um im Konkurrenzkampf bestehen zu können – und zwar indem ein oder zwei Stellen vorerst nicht besetzt würden. Doch das Ministerium habe nicht mit sich reden lassen. Nur unbefristete Zulagen wirken sich direkt auf die Pensionsansprüche aus – und die Pensionen bezahlt das Land.

Drei Gründe, warum die Gelder nicht ausgereicht haben

Seit der Umstellung der Besoldung im Jahr 2005 erhalten Professoren ein Basisgehalt, das die Unis mit Zulagen aufbessern können. Diese werden ausgehandelt. Die Dienstjahre werden bei der neuen W-Besoldung anders als zuvor bei der C-Besoldung nicht mehr mitgerechnet.

Drei Gründe führt Dabbert dafür an, dass die Uni mit ihrem Professoren-Budget, dem sogenannten Vergaberahmen, nicht zurecht gekommen ist: So erhalte Hohenheim im Landesvergleich weniger für die Besoldung seiner Professoren als der Durchschnitt der Hochschulen – hier müsse ein „einheitlicher Schnitt“ her, meint er. Hinzu komme, dass die Arbeitsverträge in der C-Besoldung mit ihren Alterszuschlägen das Budget belasten. 60 Prozent der Professoren werden nach dem alten System bezahlt. Ein dritter Faktor seien die hohen Gehaltskosten für Professoren, die über das Pensionsalter hinaus verlängerten. Sie erhalten – das sei eine Vorgabe – einen Zuschlag von zehn Prozent. Es sei von der Landespolitik gewünscht, die verdienten Kollegen weiterzubeschäftigen. „Nun werden wir über den Vergaberahmen dafür bestraft“, sagt Dabbert. Allein dieser Punkt sei für ein Fünftel des Defizits verantwortlich.

„Der Vergaberahmen ist ein wichtiges Steuerungsinstrument“, so der Ministeriumssprecher Jochen Schönmann. Die Budgeteinhaltung sei durch das Landesbesoldungsgesetz vorgeschrieben. „Es ist ausdrücklich nicht möglich, schlicht Mittel von einem Topf in einen anderen zu verschieben“, betont Schönmann. Ob auch andere Hochschulen eine Anweisung erhalten haben, konnte er nicht sagen. Laut einer Sprecherin der Uni Stuttgart ist diese nicht betroffen. Man habe den Vergaberahmen nie nennenswert überschritten.