Während Kaymer direkt nach dem Abitur die Profilaufbahn einschlug, entschied sich Wiedergrün, zweigleisig zu fahren. "Zur Absicherung", sagt er. Nach dem Wehrdienst startete er in North Carolina sein Business-Management-Studium, das er im vergangenen Jahr mit summa cum laude abschloss. Für das Golfteam am College in Charlotte war er ein Glücksfall. 2007 führte er seine Mannschaft in der Uni-Liga von Rang hundert auf Platz eins.

Er stellte mit einem Ergebnis von 17 Schlägen unter dem Platzstandard nach drei gespielten Runden einen Schulrekord auf. Im selben Jahr wurde er als bester Spieler der USA während eines Semesters ausgezeichnet. Er trat dabei unter anderem gegen Rickie Fowler an, den aktuellen Shooting-Star der amerikanischen Profitour. Manchmal lag Wiedergrün im Endergebnis sogar vor Fowler.

Über die Grenzen hinaus


Zweigleisig wird Stefan Wiedergrün auch fahren, um die begehrte Eintrittskarte für die Teilnahme an einer der beiden großen Profitouren in Amerika oder in Europa zu bekommen. Entweder er empfiehlt sich mit Top-Resultaten bei den zweit- und drittklassigen Turnieren, oder er geht den direkten Weg über die "Qualifying School". Dabei versuchen mehr als tausend Spieler in drei Turnieren mit zusammen 14 Runden unter die besten 25 zu kommen, die dann eine Tourkarte für die Saison erhalten.

Im vergangenen Jahr war Wiedergrün erstmals mit von der Partie. Ein einziger Schlag hat am Finaltag gefehlt. Das ist wie Platz vier beim olympischen Marathonlauf wegen einer hundertstel Sekunde Rückstand. "Irgendwo müssen sie ja die Grenze setzen", sagte Wiedergrün damals - und trainierte gleich im Anschluss konsequent weiter. Nach zehn Schritten müssen Ärger und Enttäuschung wieder verflogen sein. Dann zählt nur der nächste Schlag.