In diesem und im nächsten Jahr soll der Ölpreis niedrig bleiben, meint Shell. Erst 2020 sei mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen.

Korrespondenten: Helmut Hetzel (htz)

Stuttgart - Der Ölpreis wird in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich auf dem jetzigen relativ niedrigen Niveau verharren. Erst im Jahr 2020 wird Öl wieder teurer und ein Preisniveau von rund 90 Dollar je Fass von 159 Litern erreichen. Diese Prognose gibt der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch Shell ab.  ,,Wir rechnen nicht damit, dass der Ölpreis sich in den kommenden Jahren kräftig nach oben bewegt‘‘, sagt Shell-Manager Andy Brown, der für die Ölförderung – außer in den USA – für den Konzern zuständig ist. Brown meint aber auch, dass der Verbraucher den relativ niedrigen Ölpreis an der Tankstelle und beim Benzinpreis kaum bemerken wird.

 

Denn die Benzinpreise werden nach Enschätzung des Mineralölkonzerns nicht sinken, obwohl das Öl derzeit mit nur 58 Dollar je Fass einen sehr niedrigen Wert erreicht hat. Der Grund: der Dollar hat gegenüber dem Euro enorm an Wert gewonnen. Der Euro ist derzeit nur noch 1,09 Dollar wert. Außerdem wird am Markt damit gerechnet, dass der Dollarkurs weiter steigen wird und innerhalb der nächsten sechs Monate die Parität 1:1 zum Euro erreichen wird. Ölimporte werden für die Länder der Eurozone damit teurer.

Es gibt eine Reihe von Gründen, dass das Öl momentan relativ billig ist. Zum einen die sinkende Nachfrage aus China, weil dort die Wirtschaft nicht mehr so rasant wächst wie in den vergangenen Jahren. Dann die steigende Ölproduktion von Saudi-Arabien, das ein großes Interesse daran hat, seinen Marktanteil  zu halten.

Außerdem will Saudi-Arabien die US-Schieferölproduzenten vom Markt verdrängen. Das geht nur, wenn er Ölpreis niedrig ist, weil die Gewinnung von Öl aus Schiefergestein teuer ist und erst bei einem Ölpreis von etwa 70 Dollar je Fass rentabel wird. Viele amerikanischen Schieferölproduzenten haben ihre Produktion bereits eingestellt. Ferner wird damit gerechnet, dass demnächst der Iran wieder auf den Ölmarkt drängen wird, nachdem mit den Persern ein Abkommen zur Kontrolle ihrer Nuklearanlagen geschlossen wurde und der Boykott gegen den Iran wohl aufgehoben wird. Das könnte zu einer regelrechten Ölschwemme führen und den Preis für das schwarze Gold noch weiter drücken.

Trotz des relativ niedrigen Ölpreises will Shell an seinem Vorhaben festhalten, vor der Küste von Alaska nach Öl zu bohren. Die US-Regierung hat Shell dafür eine Genehmigung erteilt. Zwei schwimmende Bohrplattformen, der ,,Noble Discoverer‘‘ und der ,,Transocean Polar Pioneer‘‘ werden in diesem Sommer vor der Küste Alaskas wieder auf Ölsuche gehen. Dort vor den Küsten Alaskas sollen große Ölvorräte liegen.   Außerdem hält Shell an der Übernahme des britischen Branchenkonkurrenten BG Group fest, der für 70 Milliarden Dollar akquiriert werden soll. Die Übernahme will Shell im kommenden Jahr abschließen. Mit der geplanten Megaübernahme der BG Group werden die nachgewiesenen Öl- und Gasvorräte der Shell-Gruppe nach Berechnungen von Shell per saldo um ein Viertel zunehmen. Nach der Megaübernahme des britischen Konzerns BG wird Shell seine jährliche Öl- und Gasproduktion voraussichtlich um 20 Prozent steigern können. Derzeit fördert die Shell-Gruppe durchschnittlich täglich rund drei Millionen Barrel Öl- und Gas.

Finanziert werden soll die Mega-Akquisition teilweise aus liquiden Mitteln und mit Shell-Aktien. Die BG-Aktionäre sollen 0,383 Pfund in bar und 0,4454 Shell-Aktien erhalten, das ist eine Prämie von 50 Prozent im Vergleich zum BG-Aktienkurs vor der Shell-Offerte. Außerdem kündigte Shell ein großes Aktienrückkaufprogramm an. Shell will zwischen 2017 und 2020 mindestens für 25 Mlliarden Dollar eigene Aktien zurückkaufen.