Nach vielen Monaten der Schließung eröffnen die Wagenhallen den Publikumsbetrieb wieder an diesem Freitag. Zunächst setzen die Macher auf bewährte Formate.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Viele Monate lang ist es still um die Wagenhallen im Stuttgarter Norden gewesen, zumindest was Publikumsveranstaltungen betrifft. Das ändert sich jetzt: Die Wagenhallen öffnen wieder für Kunst, Kultur, Musik, gute Gastronomie und vieles andere. Da es sich hier aber um einen Kulturbetrieb handelt, der sich ausschließlich selbst finanzieren muss, wird hier erst einmal mit bewährten Formaten gestartet.

 

Gelegenheit zum Kruschteln

Eines davon ist an diesem Freitag der Nachtflohmarkt. „Den hat es schon in Zeiten vor dem Umbau gegeben“, erinnert Stefan Mellmann, einer der Geschäftsführer. Los geht es am Samstag, 9. April, um 18 Uhr. Gehandelt werden darf bis Mitternacht. „Gut 100 Aussteller haben sich angemeldet“, so Mellmann, „und sie bieten viel Kleidung an, aber auch vieles andere“. Musik gibt es auch für alle zum Eintrittspreis von zwei Euro von DJ Turnbeutelvergesser.

Und das Restaurant hat an diesem Abend an ebenfalls zum ersten Mal wieder geöffnet. Die Plätze sind allerdings quasi schon alle ausgebucht. Dennoch gibt es für die Flohmarkt-Besucher die ganze Zeit über kleinere Mahlzeiten wie Maultaschen.

Viel Bier im Norden

Mit Genuss geht es weiter am Freitag und Samstag, 22. und 23. April: Da findet zum siebten Mal das Craft-Beer-Festival statt. An etwa 30 Ständen wird das etwas andere Bier gezapft, veranstaltet von Kraftpaule Thorsten Schwämmle. Dazu gibt es Livemusik von Camp Riot und Drunk Burner, Tastings und weitere Attraktionen, etwa das beliebte Maßkrugstemmen. Zum Eintrittspreis gehört bereits das VVS-Ticket, ein Verkostungsglas, eine Bierprobe (100 ml) am Kraftpaule-Stand und ein Freigetränk vom Mineralwasser-Hersteller Ensinger.

Ausstellung zum Thema Flüchtlinge

Am Samstag, 30. April, versucht Mellmann ein neues Veranstaltungskonzept: Zu „Kunst in den Mai“ gibt es eine Ausstellung und zwei Live-Bands. Den Auftakt macht die Kunst von 18 Uhr bis 20.30 Uhr: Jan-Hendrik Pelz präsentiert in der ehemaligen Tango-Halle seine Ausstellung „An Inner Place“. Pelz porträtiert dabei Menschen, die durch Krieg oder Terror zur Flucht gezwungen worden sind. Dies geschah in Kooperation mit Geflüchteten aus der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Ellwangen, sowie Personen aus Stuttgart und Kassel mit mehr als 20 nach Deutschland geflüchteten Personen. Ein Projekt, das wegen des Russland-Ukraine-Kriegs aktuell ist. Entwickelt wurde es allerdings davor. Musikalisch kommt die Sängerin Anna Illenberger mit Kitz zur Geltung, danach Broken Window Syndrome, die etwas zupackender aufspielen.

Stuttgart in den 1920er Jahren

Und am Sonntag, 1. Mai, wird schließlich um 13 Uhr der von vielen ersehnte Biergarten eröffnet. Da kommt dann wieder die Wagenhallen-Gastronomie zur Geltung. Wenn das Wetter nicht so richtig mitmacht, kann es auch drinnen problemlos weitergehen. Für Samstag, 14. Mai, ist die „Old but gold“-Party angesetzt, da wird auch der Rapper Massive Töne dabeisein. Und im Wilhelmspalais am Charlottenplatz sind die Wagenhallen in diesem Jahr auch wieder aktiv. Dort im Stadtmuseum stehen die 1920er Jahre in Stuttgart im Mittelpunkt der Sommerausstellung. Dazu werden noch Bands gesucht, die den Sound dieser Zeit beherrschen. Möglicherweise ist da And. Y von den Fantastischen Vier dabei mit seiner Vertonung des Stummfilm-Klassikers Nosferatu.

Da wird also noch einiges an Programm hinzukommen in den nächsten Wochen und Monaten. Die zurückliegende Zeit ist aber auch noch nicht aufgearbeitet. Wie viele andere Unternehmen haben auch die Wagenhallen Corona-Hilfen angemeldet. Doch der größte Teil des bewilligten Gelds sei bisher noch nicht angekommen, so Mellmann. Und es musste viel helfendes Personal gesucht und eingearbeitet werden. Denn viele der gut eingearbeiteten Kräfte haben sich durch die lange Schließung umorientiert und neue Beschäftigungsmöglichkeiten gefunden.