Das Kulturagenten-Programm für Schulen ist in Stuttgart vorbei, in Ostheim wird trotzdem weiter gemacht. Dank des von der Kulturagentin in den vergangenen Jahren aufgebauten Netzwerks, können jetzt eigene Projekte wie ein Pantomime-Stück der Sechstklässler verwirklicht werden.

S-Ost - Chaos, Bombe und Friedenspfeife“ – was für manchen Lehrer wie die vielleicht etwas drastische Beschreibung eines ganz normalen Tagesablaufs in der Schule klingen mag, ist lediglich der Titel eines kurzen Theaterstücks, das am heutigen Freitagabend im Foyer der Grund- und Werkrealschule (GWRS) Ostheim gezeigt wird. Das Stück hat es aber in sich. Zum einen wurde es von Sechstklässlern zusammen mit einem Theaterpädagogen und Lehrerinnen entwickelt und umgesetzt. Zum anderen bedeutet es nichts anderes als Kontinuität nach dem Auslaufen des Kulturagenten-Programms, an dem die GWRS Ostheim in den vergangenen Jahren teilgenommen hat.

 

Die Kulturagentin hat ein Netzwerk aufgebaut

Das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ wird von der Mercator-Stiftung und der Stiftung des Bundes finanziert und organisiert. Ziel des Programms ist es, „bei Kindern und Jugendlichen Neugier für künstlerische Aktivitäten zu wecken und mehr Kenntnisse über Kunst und Kultur zu vermitteln“. Deswegen war an der GWRS in den vergangenen Jahren eine sogenannte Kulturagentin tätig, die zwischen der Schule und zahlreichen Kultureinrichtungen im Stadtbezirk ein kleines Netzwerk aufbaute, von dem beide profitierten. Die Schüler konnten in vielen Projekten in ganz unterschiedlichen Kunstrichtungen selbst kreativ sein, die Künstler aus der Umgebung entdeckten eine ganz neue Zielgruppe für ihr Wirken.

Das Projekt war von vornherein nur bis Ende vergangenen Schuljahres angelegt, dann war die Pilotphase zu Ende. Mittlerweile läuft es im ganzen Land als Angebot für Schulen und Schüler weiter – allerdings ohne die Beteiligung von Stuttgarter Schulen. „Die Stadt Stuttgart ist raus“, sagt der Leiter der GWRS, Gerhard Menrad. Er selbst habe versucht, beim Kulturamt und beim Gemeinderat Interesse dafür zu wecken, allerdings ohne Erfolg. „Der Schulträger hätte Interesse bekunden müssen“, sagt Menrad. „Das ist aber leider nicht passiert.“ Allerdings hätte die reine Interessensbekundung der Stadt nicht ausgereicht, sie hätte auch 10 000 Euro dafür bereitstellen müssen. Das ist nicht geschehen, jetzt profitieren die Schüler in anderen Kommunen von den Fördermitteln für das Kulturagentenprogramm.

Jetzt gibt es eine eigene Kulturbeauftragte

Dass die Kulturarbeit an der GWRS Ostheim trotzdem weiter geführt wird, zeigt aber auch, wie erfolgreich die Kulturagentin in den vergangenen Jahren im Stuttgarter Osten gewirkt hat. „Das Programm war von Anfang an so ausgelegt, dass die Schulen anschließend selbst weitermachen können“, sagt der Schulleiter. Es sei ein Netzwerk mit Kultureinrichtungen geschaffen worden, und es gebe Kontakt zu vielen Künstlern. „Auch in der Schule selbst wurden Strukturen geschaffen. Wir haben jetzt eine Kulturbeauftragte und ein Kultur-Curriculum. Was fehlt, sind die fachliche Begleitung und Fortbildungen.“

Zunächst fehlte auch das Geld, um die weitere Kulturarbeit an der Schule und mit den Schülern finanzieren zu können. Dafür sprangen Sponsoren, zu denen die Schule und der Förderverein gute Kontakte pflegen, ein. Allein der Bau- und Wohnungsverein, der schon aus historischen Gründen ein langjähriger Partner der GWRS Ostheim ist, spendete 1000 Euro.

Weitere Projekte sind in Planung

Das Pantomime-Stück „Chaos, Bombe und Friedenspfeife“, das heute Abend sozusagen Premiere feiert, ist das erste Kulturprojekt, das die GWRS alleine realisiert. Die Schüler der sechsten Klassen erarbeiteten die rund 30 Minuten lange Aufführung in den vergangenen Monaten mit ihren Lehrerinnen und dem Theaterpädagogen Tobias Metz, der in Stuttgart kein Unbekannter ist. Es war ein fächerübergreifendes Projekt: Im Kunstunterricht wurden die Masken dafür entworfen und hergestellt, im Musikunterricht wurde die musikalische Begleitung für die Aufführung komponiert und arrangiert. In den kommenden Monaten sollen weitere Kulturprojekte folgen, die Themen reichen von Trickfilm über Skulpturen bis hin zu Tanz. Gezeigt werden diese Arbeiten der Schüler dann beim Schulfest am Ende des Schuljahres.