Sterben die Dialekte aus? Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will das verhindern und startet eine Initiative zum Erhalt der Mundart. Der Startschuss fällt noch in diesem Jahr.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Stuttgart - Winfried Kretschmann bricht eine Lanze für die Mundart: „Der schwäbische Dialekt ist kein Ausdruck mangelnder Sprachkompetenz. Er ist ein erhaltenswertes Kulturgut und darf nicht diskriminiert werden“, sagte der in Laiz bei Sigmaringen wohnende Grünen-Politiker schon vor zwei Jahren vor den Mitgliedern des Fördervereins Schwäbischer Dialekt. Dabei kündigte er an, die in Baden-Württemberg gesprochenen Dialekte stärken zu wollen. Jetzt ist es soweit.

 

Im Staatsministerium wird nach Angaben von Sprecher Arne Braun eine Tagung vorbereitet, auf der Sprachwissenschaftler und andere Dialekt-Experten im Herbst konkrete Maßnahmen zum Erhalt der Mundart diskutieren sollen. Kretschmann betrachte dies als Auftaktveranstaltung. Dem Ministerpräsidenten sei das Thema ein Herzensanliegen zumal Dialekte die Vielfalt des Landes widerspiegelten, sagt Braun. Kretschmann will mit der Initiative offenbar zugleich signalisieren, dass das Thema Heimat nicht Rechtsparteien überlassen werden soll.

Sprachforscher unterstützt die Idee

Der Grünen-Politiker hat bereits auch Vorstellungen entwickelt, in welche Richtung die Förderung gehen soll. „Ich wünsche mir, dass wir Dialekt und Dialekttexte in unserem kulturellen Gedächtnis verankern“, sagte er vor dem Förderverein Schwäbischer Dialekt. Kindergarten und Schule käme dabei eine große Bedeutung zu.

Der Tübinger Sprachwissenschaftler Hubert Klausmann sieht das ähnlich. „Unser Ziel muss sein, in die Bevölkerung und in die Schulen hineinzuwirken und über Sprache aufzuklären“, sagte er unserer Zeitung. Außerdem sollten Institutionen gefördert werden, die sich mit Mundart beschäftigen, denn: „Wer sollte Vorurteile entkräften, wenn’s keine Fachleute gibt?“ Schwäbisch steht wie Bayerisch im Unesco-Weltatlas für bedrohte Sprachen.