In Schorndorf leben 700 Kinder in Hartz-IV-Familien. Im Kampf gegen die Kinderarmut will die Stadt im Rems-Murr-Kreis jetzt neue Wege beschreiten – und früher erkennen, wenn Familien Hilfe brauchen.

Schorndorf - Allein in Schorndorf leben 700 Kinder in Familien, die Hartz-IV-Leistungen beziehen; Kinder, „die eine schwierige Startvoraussetzung ins Leben haben“, wie der Oberbürgermeister Matthias Klopfer jüngst berichtet hat. Um ihnen besser, schneller und umfangreicher helfen zu können, baut ein breites Bündnis aus Einrichtungen ein neues Präventionsnetzwerk vor Ort auf.

 

Beteiligt sind das Familienzentrum Schorndorf, das Kreisjugendamt mit den Frühen Hilfen, der Kreisdiakonieverband, die Stadtverwaltung Schorndorf, der Deutsche Kinderschutzbund, die Evangelische Gesellschaft, Pro Familia, die Paulinenpflege, das Frauenhaus Rems-Murr, die Kinderstiftung Funke, die Initiative Kinderreich des Deutschen Kinderschutzbundes sowie das Jobcenter Rems-Murr. Die Arbeit der Kooperation wird von dem neuen Landesförderprogramm „Aktiv und gemeinsam gegen Kinderarmut und für Kindergesundheit“ mit 33 000 Euro unterstützt. Neben Schorndorf werden Singen, Stuttgart, Ulm sowie der Landkreis Ravensburg und der Ortenaukreis von dem Förderprogramm bedacht.

Schorndorf will die Chancen von persönlichen Kontakten nutzen

In Schorndorf kennen sich im Grunde die meisten Akteure bereits, viele bewegen sich in einem ähnlichen Aufgabenbereich: Pro Familia organisiert etwa ein „Windelfrühstück“ im Familienzentrum, zu dem oft Frauen kommen, die wenig soziale Kontakte haben und sich dort mit ihren Fragen an eine Familienhebamme wenden können. Der Vorteil: „Hebammen genießen ein großes Vertrauen, deswegen ist das eine gute Stelle, um die Familie zu erreichen“, berichtete Oranna Keller-Mannschreck von Pro Familia.

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Die Chancen solcher persönlichen Kontakte will man nun besser nutzen: „Bisher wurden viele Informationen nur in Tür- und Angel-Gesprächen weitergegeben. Deswegen wollen wir uns besser vernetzen“, sagte Simone Halle-Bosch, Geschäftsführerin des Familienzentrums. Zusammenarbeiten möchte man auch mit Schulen, Kindergärten und Ehrenamtlichen.

Einmal im Monat soll das Netzwerk sich über betroffene Familien austauschen

Geplant ist, dass das Netzwerk sich einmal im Monat trifft, um sich zum Beispiel über Familien, die bei den einzelnen Partnern mit ihren Problemen aufschlagen, auszutauschen und sich gemeinsam zu überlegen, wie man den betroffenen Kindern weiter helfen kann. „Wir möchten eine Präventionskette aufbauen, damit die Hilfen an die richtigen Stellen kommen“, sagte Christian Bergmann, Leiter des Fachbereichs Familie und Soziales. Der Informationsfluss soll auch dazu dienen, einen besseren Überblick über die Situation in der Stadt zu bekommen. „Vielleicht können wir 2020 schon eine erste Antwort auf die Frage geben, was Schorndorf anders machen muss, welcher Bedarf nicht gedeckt ist“, sagte OB Klopfer.

Das Netzwerk will zudem neue Angebote schaffen. Zu manchen Zielgruppen seien noch keine Zugänge erschlossen, an dieses Problem wolle man herangehen, berichtete Sabine Daunderer: „Da gibt es aschon kreative Ideen. Denkbar wäre, mit Sportboxen auf Spielplätze zu gehen“, erzählte die Mitarbeiterin der Stadt Schorndorf. Eine andere Idee ist, Kochworkshops im Familienzentrum anzubieten und dabei das Thema gesunde Ernährung zu vermitteln. „Damit könnten wir vielleicht auch noch andere Familien ins Familienzentrum holen“, sagte Simone Halle-Bosch.