Um jungen Flüchtlingen und Migranten den Einstieg in ihr neues Leben zu erleichtern, dürfen die Schüler einer Vorbereitungsklasse an der Grund- und Werkrealschule Ostheim jetzt Trickfilme drehen.

S-Ost - Mohammed wurde in Syrien geboren. Seit einem Jahr lebt er in Deutschland. Er ist allein hierher gekommen. Die Reise war lang, gefährlich und anstrengend, trotzdem lacht der 15-Jährige oft. Seit er in Deutschland ist, besucht Mohammed mit anderen Kindern und Jugendlichen unterschiedlichen Alters die Vorbereitungsklasse der Grund- und Werkrealschule in Ostheim. „Wir trennen hier nicht nach Alter“, sagt Christine Maurer, die Klassenlehrerin. „Alter sagt meist gar nichts darüber aus, was die Kinder schon können. Manche müssen mit vierzehn noch das Alphabet lernen, andere können beinahe sofort aufs Gymnasium.“

 

Oft fehlen einfach die Wörter

An der Schule gibt es zwei Vorbereitungsklassen, in denen Flüchtlinge und Einwanderer vor allem Deutsch lernen. „Danach kann man dem Regelunterricht sprachlich folgen“, erklärt Rektor Gerhard Menrad. „Wie lange das dauert, ist aber von Kind zu Kind grundverschieden, wie auch die Lehrvoraussetzungen, die sie aus ihrem jeweiligen Heimatland mitbringen.“ Christine Maurer sagt, dass sie sich oft mit Händen und Füßen unterhielten, da schlichtweg „die Wörter fehlen“ würden. Darum hat sich die Schule für ein Angebot der Landesvereinigung für kulturelle Jugendbildung entschieden: ein Trickfilm-Projekt.

Die Medienpädagogen Oliver Kroll und Adrian Wegerer sind für vier Tage an die Schule gekommen, um mit den Kindern Filme zu drehen. „Wir wollen den Schülern nicht nur ermöglichen, ihren Spracherwerb zu festigen, sondern auch, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und sich durch Kunst auszudrücken“, so Kroll. „Trickfilm ist das geeignete Medium dafür, denn man hat Symbole, mit denen man perfekt sprechen kann. Man sieht etwas und kann das auch ins Arabische, in Farsi, Dali oder andere Sprachen übersetzen. Dadurch kann jeder verstehen.“ Die Jugendlichen müssten in Deutschland „ankommen“. Das heißt, sie sollen sich in ihrer neuen Heimat wohlfühlen und zurechtfinden. Deshalb haben die Pädagogen mit der Klasse auch einen Stadtspaziergang unternommen. „Die Eltern können den Kindern die Stadt schlecht zeigen, sie sind hier ja selbst fremd, aber vielleicht zeigen die Kinder die Stadt jetzt den Eltern.“

Die Schule ist in Stuttgart besser, aber die Freunde fehlen

Obwohl sie sich in Stuttgart sehr wohl fühlen, ist „Zuhause“ für die meisten immer noch ihr Herkunftsland. Eine Schülergruppe aus Syrien und Afghanistan möchte deshalb im Trickfilm ihre Reise nach Deutschland darstellen. Sie haben Fotos von sich ausgeschnitten, die im Film über einen großen Globus laufen werden. Dazu erzählt jeder von sich. Der 14-jährige Mahdi will zeigen, dass in der Schule hier vieles anders ist als in Afghanistan. „Dort mussten wir immer eine Uniform tragen und die Haare ganz kurz schneiden. Dafür hatte ich aber keine Mittagsschule.“ Die Schule findet er hier besser, erzählt er, aber seine Freunde würden ihm sehr fehlen. „Aber in der Schule und im Flüchtlingsheim habe ich schon ein paar neue Freunde kennengelernt“, sagt er und lächelt. Mit seinen Eltern und den vier Geschwistern wohne er zwar immer noch in einem Heim, aber „zum Glück nicht mehr in der Turnhallle“, erzählt seine Lehrerin. „Inzwischen hat sich das erfreulicherweise entspannt. Es sind auch nur noch 13 anstatt 24 Schüler in der Klasse, so kann man Streit zwischen den unterschiedlichen Kulturen, Nationen oder Religionen viel besser schlichten.“

Beim Trickfilmprojekt haben alle viel Spaß. „Der Film hilft den Kindern, ihre Geschichte zu erzählen“, sagt Oliver Kroll. „Ihre Geschichte, nicht unbedingt die ihrer Flucht oder die von den schlimmen Dingen, die sie erleben mussten. Wenn Kinder aus Stuttgart im Film sehen, dass die Kinder in Syrien auch lieber Sport machen statt Mathe, dann wird vielen klar: Das ist fast wie hier, nur ein bisschen anders.“