Die Stadt Leinfelden-Echterdingen richtet in den kommenden Wochen eine digitale Wohnungstauschbörse auf ihrer Homepage ein. Das erklärte Ziel: den vorhandenen Wohnraum künftig effizienter nutzen

Leinfelden-Echterdingen - Zuviel Haus, zuviel Arbeit? Oder auch: Familienzuwachs? Diese Fragen stehen in großen Lettern ganz oben auf der Internetseite der Freiburger Wohnungstauschbörse. Darunter erklärt Oberbürgermeister Martin Horn in einem kurzen Video das Prinzip der digitalen Plattform, die im vergangenem Juni freigeschaltet wurde. „Unsere Stadt ist für viele Dinge bekannt: das Münster, der Schwarzwald . . .“ informiert er darin. „. . . aber eben auch für horrende Mietpreise und einen fast nicht existierenden Wohnungsmarkt.“ Hier müsse und wolle die Kommune gegensteuern, ein Instrument dafür sei diese Börse.

 

Welche Idee steckt dahinter?

Die Idee dahinter: Ältere Menschen, deren Kinder aus dem Haus sind, deren Wohnung nun also über zu viele Zimmer verfügt, können diese nun mit der Wohnung einer Familie tauschen, die vielleicht gerade Nachwuchs bekommen hat und deshalb mehr Platz brauchen. „Mehr als 400 solcher Anzeigen sind in Freiburg aktiv, die Stadt hat Kenntnis von drei geglückten Wohnungstauschen“, informierte Thomas Krämer, Pressesprecher der Stadt Leinfelden-Echterdingen diese Woche in einem Gemeinderatsausschuss. Wie hoch die genaue Zahl an erfolgten Wohnungstauschen dort sei, werde allerdings nicht festgehalten.

Eine ähnliches, wenn auch im Vergleich zu Freiburg abgespecktes Angebot, wird in den kommenden Wochen auch auf der Internetseite der Stadt Leinfelden-Echterdingen eingerichtet. Wer eine Miet- oder auch Eigentumswohnung anbieten will, füllt dazu dann ein Onlineformular aus, das auf der Homepage eingestellt ist und schickt dieses ab. Wer dann Interesse an der Wohnung hat, kann den Anbieter über die Stadtverwaltung kontaktieren. Adressen und Namen werden laut Krämer nicht veröffentlicht . „Diese Lösung kann mit relativ wenig Aufwand umgesetzt werden“, sagte er.

Wie sieht die rechtliche Situation aus?

Die Sache soll erst einmal auf kleiner Flamme gekocht werden, um zu sehen, wie groß der Bedarf überhaupt ist. Vorab haben Mitarbeiter der Stadtverwaltung mit Mitarbeitern aus Freiburg gesprochen – auch über die rechtliche Situation. „Das dortige Rechtsamt sieht keinen unzulässigen Eingriff in den Wohnungsmarkt, da kein Angebot von Maklerfirmen ersetzt wird“, sagte Krämer. Freiburg übernehme für die Inhalte der Börse keine Haftung, sie sei nicht am Mietvertrag beteiligt.

Die Stadtverwaltung reagiert auf einen Antrag der CDU-Fraktion, die Sozialdemokraten hatten vor vier Jahren Ähnliches gefordert. „Uns ist bewusst, dass wir so die Wohnungsnot in unserer Stadt nicht auflösen können“, sagte CDU-Stadträtin Marie Céline Kühnel dazu im Ausschuss. Es könnte aber ein möglicher Baustein sein, um den vorhandenen Wohnraum künftig effizienter zu nutzen.“

Bekanntlich ist der Druck auf den Immobilienmarkt gerade im Speckgürtel von Stuttgart hoch. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen versucht mit mehreren Neubaugebieten darauf zu regieren. Dass die Nachfrage damit befriedigt ist, das glauben die Christdemokraten nicht. Allerdings sei das Ausweisen von Neubauflächen nicht unendlich möglich. Auch hier könne die Tauschbörse helfen.

Wie hoch sind die Erfolgschancen?

Unterstützt wird die kleine Lösung einer solchen digitalen Börse auch von den anderen Fraktionen, wenn auch Teile der Grünen und der Freien Wähler monierten, dass allein dieses Angebot ältere Menschen nicht dazu bewegen werde, ihren großen Wohnraum aufzugeben. Ganz viel Werbung, beispielsweise durch Mitarbeiter der Altenarbeit, sei vielmehr für einen Erfolg des Projektes notwendig. Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell will das Angebot bei stationären Pflegeeinrichtungen, über den Stadtseniorenrat und via soziale Medien bekannt machen.