Die Jugendmusikschule Marbach-Bottwartal hat ein Pilotprojekt mit zehn- bis 14-jährigen Mädchen und Buben umgesetzt. Das kam sehr gut an.
Nicht jeder, der den Wunsch hat, eigene Songs schreiben zu können, will gleich ein Singer-Songwriter-Star werden. Aber das Knowhow dafür zu erwerben, das war ein Angebot, das Schulkinder in den Herbstferien nutzen konnten, um selbst ein Lied zu texten und die passende Melodie dafür zu entwickeln.
Anja Wichmann, Sängerin und Gesangslehrerin sowie stellvertretende Schulleiterin an der Jugendmusikschule (JMS) Marbach-Bottwartal, hatte die Idee dazu. Ihr ist wichtig, dass das Singen weitaus mehr in das Angebotsspektrum der JMS integriert wird. Umgesetzt hat sie den Vorschlag gemeinsam mit ihrem Kollegen Jörg Bielfeldt, der in der Schule Schlagzeug unterrichtet. Die beiden haben als Pilotprojekt zwei Tage lang einen Workshop für 10- bis 14-Jährige im Musikschulcontainer in Marbach angeboten, wo Teilnehmende genau jene Tipps erhalten, die zum Ziel haben, einen Song zu produzieren. Die Jüngeren erlebten diesen Prozess in der Kleingruppe, eine 14-jährige Teilnehmerin erarbeitete sich ihren Song solo mit einer Lehrkraft. Für Anja Wichmann aber gestaltete sich gerade das Arbeiten in der Kleingruppe „als intensiv und angenehm“.
So war auch die schwierige Phase der Themen-Auswahl per Brainstorming nicht allzu komplex. Die Teilnehmenden konnten demokratisch über die Vorschläge abstimmen, zu denen sich die Gruppe später dann auch den Text einfallen ließ. Etwas überrascht zeigte sich Anja Wichmann vom Voting: Die Auswahl fiel auf das Thema Tiere. Bäume oder Umwelt waren ebenfalls begehrt. Dass ein Lied etwas ganz Persönliches ist und viel mit den eigenen Emotionen zu tun hat, das lernten die Anwesenden schnell.
Nämlich bei der Abfrage von Gründen, weshalb jemand überhaupt ein Lied schreiben will. Beispielsweise, weil man eine spezielle Stimmung oder ein Gefühl beschreiben möchte, oder weil das Lied Trost geben soll. Aber auch, wenn man das Lied zum Geschenk machen will.
Wie finden die Kinder das Projekt?
Für die zehnjährige Emma aber ist es einfach „cool, ein eigenes Lied schreiben zu können“. So hat auch sie eifrig dabei zugehört, als es beim Liedervergleich im nächsten Schritt darum ging, die Struktur eines Liedes zu erfassen. „Wie sind die Strophen, der Refrain oder auch mögliche Bridges, die den Höhepunkt zum Schluss einleiten, darin eingesetzt?“
Kurz darauf wurden Schlagworte gesucht und auch schon nach Worten, die sich reimen. Beim Tiere-Song hatten die Teilnehmenden rasch die Idee einer Dynamik entwickelt: bei den ersten Strophen mit den leisen und langsameren Tieren zu beginnen und dann auf die Schnelleren überzugehen. Und schon fingen die Kinder plötzlich an, den Strophen einen Klangteppich zu geben. Das kann oft mit dem Sprechen des Textes angeregt werden. „Experimentieren und mutig sein“, lautet hier die Devise. „Einfach drauflos singen“. Das fordert den Mut heraus, sich auszuprobieren.
Die Ideen der Kinder sprudeln
„Denn es tut nicht weh, einen Fehler zu machen, sondern bringt uns weiter“, weiß die Pädagogin, die zweimal fünf Stunden für den Workshop eingeplant hat. Die Grundstimmung eines Liedes ergibt sich meist aus dem Text. Wichtig ist Anja Wichmann, „dass es das Werk der Kinder bleibt“. Obwohl sie natürlich ab und zu einschreitet: zur Niveauverbesserung. Denn die Ideen sind nach anfänglicher Schüchternheit lebhaft herausgesprudelt. Doch einmal ein Melodie-Strickmuster gefunden, wollte es sich im weiteren Verlauf nicht mehr so recht variieren lassen. Doch dafür gibt es die Lehrkräfte. Die helfen nicht allein dabei, eine etwaige Motivationsflaute zu überbrücken, sondern auch das Erarbeitete mit Mikrofon und Instrumenten festzuhalten. Jörg Bielfeldt saß deshalb auch am Mischpult, wo er das Resultat digital aufnahm, damit es die Teilnehmenden mit nach Hause nehmen konnten.