Die teilweise Erneuerung der Start-und-Lande-Bahn ist termingerecht beendet. Die Kosten sind geringer als erwartet. Die Corona-Pandemie spielte bei der Operation eine beträchtliche Rolle.

Stuttgart - Dreiundsiebzig Tage lang hat die Flughafengesellschaft die Start-und-Lande-Bahn teilweise sanieren lassen, nun ist Schluss. In der Nacht zum Donnerstag sind die letzten Baustelleneinrichtungen entfernt, Markierungen und Beschilderungen angebracht worden. Seit diesem Morgen, 6 Uhr, steht die Piste für die Flieger wieder in der kompletten Länge von 3345 Metern zur Verfügung. Auch Flüge auf längeren Strecken – nach Ägypten, auf die Kanaren oder in die USA – könnten nun wieder angeboten werden. Alles wäre also wieder gut. Doch das Geschäft belebt sich nach der Ausbreitung des Coronavirus Sars-CoV-2 nur langsam. Am Tag 1 nach der Sanierung gibt es keinen Schub. Es ist, wie wenn man eine Schampusflasche aufmacht und es doch nicht plopp macht.

 

Rund 350 Starts und Landungen wären in normalen Zeiten an einem 18. Juni wohl zu erwarten gewesen. Diesmal sind es etwa 45. Sogar am Mittwoch, am letzten Tag der Pistensanierung, waren es fünf mehr. Auch manche der ausländischen Fluggesellschaften mit eher weniger Starts und Landungen in Stuttgart wie SAS kehren nun zwar zurück, und Turkish Airlines wollen statt kleiner Maschinen wieder etwas größere Jets einsetzen. Doch die Flugzahlen zeigen noch wenig Wirkung. Manche Anbieter pausieren sogar noch im Juli, so etwa Delta Airlines.

Delta pausiert noch bis Ende Juli

„Delta hat schon vor Wochen angekündigt, dass man nicht am 18. Juni wieder an den Start geht, sondern am 1. August“, sagt Flughafensprecher Johannes Schumm. Delta ist die Fluggesellschaft, die seit Jahren den weitesten Flug ab Stuttgart anbietet. Ihre Maschine bringt besonders viel Masse und Gewicht auf die Piste, braucht daher die ganze Bahn – und möglichst Starts nach Osten anstatt in Richtung Weidacher Höhe. Darum war von vornherein klar gewesen, dass der Direktflug Stuttgart-Atlanta während der kompletten Sanierung ausfallen würde, nicht nur in der ersten der beiden Phasen, als von der Bahn maximal 1965 Meter zur Verfügung standen und nicht 2475 Meter wie vom 21. Mai an. Doch das Virus verursachte andere Verhältnisse in der Reisebranche – und eine andere Dramaturgie beim Bauprojekt am Manfred-Rommel-Flughafen.

Der ersten Phase mit Baustart am 23. April und eingeschränktem Flugbetrieb haben die Flughafenchefs noch schnell einen 17-tägigen Flugstopp vorgeschaltet, weil die Airlines ohnehin kaum Flüge anbieten wollten. Das Landesverkehrsministerium stimmte dem Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht zu. Der Baubeginn wurde auf den 6. April vorgezogen, und noch in den ersten 17 Tagen konnten 60 Prozent der Betonarbeiten erledigt werden, begünstigt vom sonnigen Wetter. Schon am 29. Mai fand die bautechnische Abnahme der Piste statt. Ergebnis: „Top-Belastungsfähigkeit, hervorragende Tragfähigkeit“, sagt Schumm.

Auch bei den Finanzen der Flughafen-GmbH, die wegen der Corona-Pandemie in den Krisenmodus stürzten, ergab sich eine Entspannung: Vermutlich wird die eine oder andere Million eingespart, der Aufwand wird etwa 30 Millionen Euro betragen.