Wie geht es weiter bei Prokon? Auf diese und andere Fragen haben der Firmenchef und der vorläufige Insolvenzverwalter nur wenige Antworten. Prokon ist ein besonderer Fall - Juristen müssen ran.

Wie geht es weiter bei Prokon? Auf diese und andere Fragen haben der Firmenchef und der vorläufige Insolvenzverwalter nur wenige Antworten. Prokon ist ein besonderer Fall - Juristen müssen ran.

 

Itzehoe - Nach dem Gang zum Insolvenzgericht will das Windkraft-Unternehmen Prokon Windparks verkaufen, um sich so dringend benötigtes Kapital zu besorgen. Es seien zwei Gespräche mit Marktteilnehmern geführt worden, sagte Prokon-Chef Carsten Rodbertus am Donnerstag am Firmensitz in Itzehoe bei Hamburg. Weitere würden folgen. „Damit werden wir auch den Nachweis erbringen, dass es stille Reserven im Unternehmen gibt, eben die Windparks.“ Der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin stellt sich auf ein komplexes und längeres Verfahren ein. Für eine Bewertung der Lage und einen Ausblick zur Zukunft des Unternehmens sei es noch zu früh.

Der Fall Prokon ist ein besonderer: Denn es müssen noch fundamentale juristische Fragen geklärt werden. Drei Rechtsprofessoren seien mit Gutachten beauftragt, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. Sie sollen die Frage klären, ob gekündigte Genussrechtsanteile von Anlegern offene Forderungen gegen das Unternehmen im Sinne des Insolvenzrechts seien. Nur dann sei Prokon überschuldet und das Amtsgericht könne das Insolvenzverfahren eröffnen. Andernfalls liege keine Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit vor, weil es keine weiteren nennenswerten offenen Forderungen gebe. Die Gutachten sollen in zwei bis drei Monaten vorliegen.

"Unser Ziel ist die Fortführung"

Sowohl Penzlin als auch Rodbertus wiederholten: Es sei weder der Ort noch die Stunde, um 24 Stunden nach dem Insolvenzantrag schon Angaben zu machen über die aktuelle Situation des Unternehmens, die Fehler der Vergangenheit oder die Perspektiven für die Zukunft. „Unser Ziel ist die Fortführung, der Erhalt und die Sicherung von Unternehmenswerten“, sagte Penzlin. Ob es dazu eines Insolvenzverfahrens bedürfe oder ob Prokon erst einmal mit dem vorhandenen Genusskapital weiterarbeiten kann, müssten die Gutachter klären.

Prokon-Chef Rodbertus will nun einige von mehr als 50 Windparks verkaufen. Er betonte erneut, es gebe keine Zahlungsrückstände gegenüber Lieferanten, Mitarbeitern oder anderen Gläubigern. Das Problem seien allein die gekündigten Genussrechte.

Betroffen sind 480 Mitarbeiter der Prokon Regenerative Energien GmbH, für die ein Insolvenzantrag gestellt worden ist. Sie erhalten vorübergehend Insolvenzgeld. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen rund 1300 Mitarbeiter.

Die reale Lage des Unternehmens bleibt erst einmal unklar, eine testierte Bilanz liegt nicht vor. „Es gibt Hinweise, dass der Wirtschaftsprüfer das Testat für 2012 verweigern könnte“, sagte Penzlin. Er wolle so schnell wie möglich „Grund in die Zahlenlage“ bekommen. Vorher könne er auch nichts dazu sagen, ob es bei Prokon ein Schneeballsystem gegeben habe, bei dem typischerweise die Erträge der Anleger aus Neuanlagen bezahlt werden. „Das hätte erhebliche zivil- und strafrechtliche Konsequenzen“, sagte Penzlin.

Zur Finanzierung von Windkraftanlagen hatte Prokon bewusst auf Kredite von Banken verzichtet, sich stattdessen das Geld von Kleinanlegern geholt und sogenannte Genussrechte ausgegeben. Dabei handelt es sich um kurzfristig kündbare Anlagen mit entsprechendem Ausfallrisiko. Prokon geriet wegen Kapitalkündigungen in eine Liquiditätsklemme und meldete am Mittwoch Insolvenz beim Amtsgericht Itzehoe an.