Ein mehrfacher Weltmeister aus Esslingen, ein bartloser Funktionär, ein todtrauriger Olympionike oder ein Frauenschwarm wider Willen: Beim Golf-Turnier und Charity-Abend des Esslinger Vereins Herzklopfen war die Promi-Dichte sehr hoch. Ein paar VIPs plauderten aus dem Nähkästchen.
VfB-Schal. VfB-Mütze. VfB-Quietscheentchen. Manchen hätte das gefreut. Doch dieser Tombola-Gewinner eines VfB-Fan-Sets schaute verdutzt-amüsiert drein. Manfred Haas, von 2000 bis 2003 Präsident des Stuttgarter Fußball-Bundesligisten, mag das eine oder andere Teil bereits in mehrfacher Ausfertigung zu Hause haben. Zusammen mit anderen Promis hatte er am Samstagmorgen beim Charity-Turnier auf dem Platz des Clubs Hohenstaufen in der Nähe von Donzdorf im Kreis Göppingen den Golfschläger geschwungen. Nun ließ er den Tag beim Gala-Empfang in einem Esslinger Event-Lokal ausklingen. Der Erlös aus dem Turnier und der Tombola an diesem Abend ging an Herzklopfen, den Förderverein des Klinikums Esslingen, unter dem Vorsitzenden Wolfgang Haußmann.
Getanzt wurde beim Gala-Empfang nicht. Sehr zum Leidwesen von Sven Blaum, dem mehrfachen Weltmeister im Standard-Tanzen. Der in Esslingen Lebende wurde im Alter von acht Jahren von Nachbarn zu einem Kindertanzkurs mitgenommen, und ab diesem Zeitpunkt führte er ein Leben im Dreivierteltakt. Hätte es dumme Bemerkungen von Fußball spielenden Mitschülern gegeben, sagt er, hätte er sie aus Zeitmangel gar nicht gehört. Für ihn gab es viele Jahre nur das Tanzen. Da er also ohnehin seine ganze Freizeit mit seiner Tanzpartnerin verbrachte, hat er sie geheiratet. Den Brautwalzer am Hochzeitstag absolvierte er mühelos. Doch als die beiden Kinder kamen, gab das Paar den Leistungssport auf. Aber, so räumt Sven Blaum ein, gute Tänzer hätten schon generell gute Karten bei Frauen.
Frauenschwarm wider Willen
Die wurden auch Maurizio Gaudino nachgesagt, der während seiner Zeit beim VfB Stuttgart als eine Art kickender Leonardo DiCaprio galt. Doch der Ex-Spieler, der nun auch seine eigene Kaffeerösterei Mauri e Peppe in Leinfelden-Echterdingen betreibt, hört das Wort „Frauenschwarm“ nicht so gern: Ob es mehr männliche oder mehr weibliche Fans waren, habe er nie gezählt. Sein nach außen hin sehr selbstbewusstes Auftreten während seiner aktiven Zeit sei auch der Selbstschutz eines jungen Spielers gewesen, der seinen Platz im Leben noch finden musste.
Ihren Platz im Leben hatte Cornelia Hanisch dank elterlicher Hilfe schnell gefunden. „Höre endlich auf, mit den Jungs draußen Fußball zu spielen“, hatte die Mutter geschimpft, als sie wieder einmal mit zerrissener Hose nach Hause kam. Das Fechten schien der solidere Sport für die mehrfache Weltmeisterin zu sein. Alexander Pusch, so erzählt er beim Gala-Abend, konnte diesen teuren Sport nur ausüben, weil seine Mutter nachts gekellnert hat. Bei seinen großen Turnieren sei sie so nervös gewesen, dass sie ihm weder live noch im Fernsehen bei seinen Kämpfen zuschauen konnte. Doch auch ohne diesen mütterlichen Support wurde er Olympiasieger im Degenfechten. An die Spiele in Montreal im Jahr 1976 erinnert er sich aber auch, weil es ein Olympisches Dorf für Frauen und eines für Männer gab: „Zum Glück lagen sie nur ungefähr 500 Meter auseinander.“
Verhinderter Olympionike
Für Gerhard Hennige, ebenfalls Teilnehmender am Charity-Golf-Turnier, war der olympische Traum ein Traum mit Unterbrechungen. 1964 in Tokio konnte er wegen einer Lebensmittelvergiftung nicht teilnehmen, vier Jahre später in Mexiko-Stadt gewann er auch die Silbermedaille in 400 Meter Hürden. 1972 sollte Olympia vor heimischem Publikum in München seine Spiele werden. Eine Verletzung knockte ihn vier Wochen vor den Spielen aus. Jahrelang habe er aus Enttäuschung gar nicht über seinen Ausfall reden können, sagt der 1940 in Karlsruhe Geborene. Heute sei ihm das möglich.
Klaus Wolfermann dagegen war in München mit dabei. Der Goldmedaillen-Gewinner im Speerwurf lebte nicht im olympischen Dort, sondern bei seinen Schwiegereltern, die in der bayerischen Hauptstadt wohnten. Von dem Anschlag auf die israelischen Athleten, sagt er, habe er erst am nächsten Morgen von seinem Schwiegervater erfahren. Lorbeeren hat er später auch als Viererbob-Fahrer geerntet. Sogar Deutscher Vizemeister ist er 1979 mit dem Team geworden.
Schwäbisch-badische Rivalitäten
Auch mit Rainer Schütterle sind die Fans Schlitten gefahren. Seinen Wechsel vom badischen Karlsruher SC zum schwäbischen Erzrivalen VfB Stuttgart nahmen ihm viele übel. „Schütterle raus“, tönte es nach seiner Rückkehr zum KSC von den Rängen. Zum Glück, sagt er, habe er viele Tore geschossen. Die Fans hätten dann zur Melodie von „Sierra Madre“ seinen Namen gesungen, berichtet er am Charity-Abend: „Da wusste ich, dass sie mir verziehen haben.“
Verzeihen konnte sich aber Manfred Haas als VfB-Präsident nicht seine voreilige Antwort bei einem Interview mit „Sport im Dritten“. Er wurde gefragt, was denn passieren müsse, damit er seinen prächtigen Schnauzer abrasiere. „Der VfB muss in der Champions League spielen“, lautete seine Antwort im Glauben, das würde nie passieren. Doch es passierte. Und der Bart musste weg. An die bleiche Stelle unter seiner Nase erinnert er sich heute noch voller Unbehagen.
Geld für den guten Zweck
Keinen Bart hat aber das Golf-Charity- Turnier laut Herzklopfen-Chef Wolfgang Haußmann. Mehr als 20 000 Euro seien für den guten Zweck, die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Klinikums Esslingen, zusammengekommen.
Charity Golf-Turnier
Eröffnung
Gestartet ist das Golf-Turnier am Samstagmorgen gegen 9.30 Uhr, nachdem der ehemalige Weltklasse-Turner und Reck-Spezialist Eberhard Gienger mit dem Fallschirm auf dem Gelände des Golf-Clubs Hohenstaufen bei Donzdorf im Landkreis Göppingen abgesprungen war. Nach seinem Flug überreichte er den ersten Golfball des Wettbewerbs an die Teilnehmenden. Laut Wolfgang Haußmann, dem Vorsitzenden des Vereins Herzklopfen, war es sein 5870. Absprung mit dem Fallschirm gewesen.
Sportarten
Im Olympia-Jahr 2024 nahmen laut Wolfgang Haußmann viele Sportlerinnen und Sportler aus olympischen Disziplinen an dem Charity-Golfturnier teil. Sonst liege der Fokus mehr auf Leistungsträgern im Bereich Fuß- und Handball. Die Kontakte zu den Promis habe er in der Zeit knüpfen können, als er das Esslinger Stadtfußball-Turnier mit vielen Sportgrößen mitausgerichtet habe. Diese Bekanntschaften kämen ihm heute noch für den Förderverein Herzklopfen zu Gute.
Musik
Auch der Bereich leichte Muse war vertreten. Albert Oberloher golfte und feierte mit. Er war Mitglied der Band „Wind“ gewesen, die in verschiedenen Besetzungen dreimal beim Eurovision Song Contest aufgetreten und zweimal den zweiten Platz belegt hatte. Als er in Esslingen auf die Bühne gerufen wurde, meinte er zum Publikum: „Keine Angst, ich singe heute nicht.“
Absagen
Ein paar Promis konnten aus Zeit- oder gesundheitlichen Gründen nicht an dem Charity-Golf-Turnier und dem Gala-Abend teilnehmen. Heiner Brand etwa, der als Spieler und später 2007 als Trainer Handball-Weltmeister der Herren wurde, musste wegen einer Verletzung in der Schulter absagen. Und auch der ehemalige Handballspieler und -trainer Christian „Blacky“ Schwarzer stand wegen eines anderen Termins nicht zur Verfügung.