Sein neues Programm „#Voll-OP“ spielt in einer Schönheitsklinik. In Stuttgart hat Comedian Oliver Pocher am Freitagabend in einer leerstehenden Villa mit 300 Gästen dafür trainiert – neben echten Chirurgen und falschen Brüsten.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Sagt der Schönheitschirurg bei der Gesichtsoperation zum Assistenten: „Kannst du mal die Fresse halten!“

 

Einer wie Oliver Pocher kann das nicht. Für seine vorlaute Klappe wird der Comedian schließlich bezahlt. Bestimmt nicht zu knapp, wenn er im Auftrag des Beauty-Docs Christian Fitz nach Stuttgart reist und seine Ärztewitze reißt. Aber wer weiß, vielleicht war’s nicht allein das Geld, das ihn in diesem Fall gereizt hat. Denn sein neues Live-Programm „#Voll-OP“ spielt in der B-Promi-Liga einer Schönheitsklinik. Also fast dort, wo Pocher in der Nacht zum Samstag im Arztkittel moderiert hat. Da Gastgeber Fitz unmöglich 300 Gäste in seiner Klinik untergebracht hätte, feierte er nebenan in einer leerstehenden und kürzlich für vier Millionen Euro verkauften Villa. Auf der Straße gab’s zeitweise kein Durchkommen, weil sich Stretch-Limousinen, Porsche-Panamera und S-Klassen gegenseitig im Weg standen. .

Kleines Gummiboot fürs Gesicht

Lieber Herr Pocher, passt der ganze Stoff, den Sie in Stuttgart sammeln konnten, in ihre Bühnenshow? Etliche Menschen kamen, die zu ihren körperlichen Korrekturen stehen. Zwischen mimiklosen Botox-Gesichtern, expandierten Vorderbauten und aufgefüllten Höckerwangen tummelten sich Frauen, die ein kleines Gummiboot unter der Nase trugen, als Mund getarnt.

Wenn man Sie, Herr Pocher, fragt, was Sie in Stuttgart gemacht haben und wo Sie waren, sollten Sie ehrlich sein. Sie waren beim Schönheitschirurgen, und das ist gut so! Dieser Dialog ließe sich im Voll-OP-Programm einbauen. Brüller! Erzählt der Oli: „Ich war in Stuttgart beim Schönheitschirurgen.“ Prompt wird ihm staunend erwidert: „Und warum biste nicht drangekommen?“

Erst Brust-OP ist bei Sarah Nowak missglückt

Drangekommen ist Model, Playmate und Big-Brother-Teilnehmerin Sarah Nowak. Via You Tube hat sie sich beim Stuttgarter Doc in den höchsten Tönen bedankt. Nach ihrer ersten, missglückten Busenvergrößerung entfernte der Chefarzt von der Karlshöhe die alten, verrutschten Implantate und setzte neue ein. Mit „Playboy“-Kollegin Ramona Bernhard feierte sie in bester Stuttgarter Halbhöhe – und stimmte ein Hoch auf Schönheitsoperationen an. Immer nur teure Cremes würden nichts bringen, ein Skalpell erreiche mitunter mehr. „Man sollte es nur nicht übertreiben“, findet sie. Groß outen muss sich das Playmate gar nicht, dass es Silikon trägt. Jeder sieht’s auch so.

Die international renommierte DJane Alegra Cole, die bei der Fitz-Party für Gäste wie Designer Harald Glööckler, Rapper Kay One, Dschungelkönig Marc Terenzi, Autorin Gaby Hauptmann, die Luxusautohändler Sven und Michael Kanz, Model Nico Schwanz, aufgelegt hat, lehnt bereits Botox ab. „Seit ich als Kind geimpft wurde, habe ich ’ne Spritzenphobie“, sagt sie. Selbst bei einer Blutabnahme müsse sie auf die Liege und der Arzt erst mal ihren Puls messen. Wie jede Frau ist auch sie mit ihrem Aussehen nicht zufrieden. Ihre Ohren und Füße hält Alegra für zu groß. „Aber da lässt sich wohl nichts machen“, vermutet sie. Weiß man’s? Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

Sascha Gerecht würde sich die Augenlider straffen lassen

Der einstige N-Pir-Chef Sascha Gerecht alias DJ Pate No 1, der in TV-Shows in den USA zum „German Tank“ geworden ist, hat „noch nie was machen lassen“, schließt dies aber für die Zukunft nicht aus. Offen sei er dafür, seine Augenlider zu straffen oder „was mit den Haaren“ zu richten.

So denken wohl immer mehr Menschen. Die Zahl der Schönheitsoperationen ist, wie zwei Vereinigungen der ästhetisch-plastischen Chirurgen mitgeteilt haben, im vergangenen Jahr in Deutschland um neun Prozent gestiegen. Bei Frauen sei der häufigste Eingriff die Brustvergrößerung – vor Fettabsaugen und Oberlidstraffung.

Und was steht bei Männern an erster Stelle? Die Brustvergrößerung sicher nicht. Nein, es ist das Gegenteil davon. Die meisten Kerle, die sich für die Schönheit unters Messer legen, lassen sich zu große, ja feminine Männerbrüste entfernen.

Der Chirurg sagt: „Wir steigern das Selbstwertgefühl“

Christian Fitz betont, dass der Anstieg seiner Operationen weit über den neun Prozent, dem Bundesschnitt, liegen. Seit fünf Jahren befindet sich seine Klinik auf der Karlshöhe, davor war diese in Neuhausen auf den Fildern. Im Internet wird er von seinen Patienten überwiegend positiv bewertet. Doch sind’s überhaupt Patienten? Denn die meisten sind gar nicht krank. Kritisiert wird er im Netz unter anderem dafür, dass er 50 Euro für ein Beratungsgespräch kassiert. „Das verlangt die Ärzteordnung“, entgegnet der partyfreudige Klinikchef.

Bei der Schönheitsreparatur eines Autos verhält sich’s halt anders. Da wird erst gezahlt, wenn sich Kunde und Autohändler einig sind. Ein makelloses Auto macht den Fahrer zufrieden – und ein makelloser Körper die Kunden von Herrn Fitz: „Wir steigern das Selbstwertgefühl.“ Mit Promipartys will er seinen Marktwert selbst steigern und in die Professor-Mang-Liga aufsteigen. Vor drei Jahren hatte Designer Harald Glööckler zwar erklärt, mit Schönheitsoperationen fertig zu sein. Doch in Stuttgart meinte er, es sich noch einmal zu überlegen. „Vielleicht sollte ich mir die Oberweite vergrößern“, sagte er. In der Villa, in der zuletzt hochbetagte Schwestern gewohnt hatten, traf er Michael Kanz, den Auto-Luxushändler von der Schwäbischen Alb. Kanz wird immer wieder mit Glööckler verwechselt. Doch jetzt gibt’s einen klaren Unterschied: Der gut gelaunte Designer trägt neuerdings blond auf der Oberpartie seiner Haare.

Der Wunsch, schöner zu sein, als von der Natur erlaubt, wächst. Angeborene Schönheit ist kein gerecht verteiltes Geschenk. Soll jeder tun, was ihm gut tut. Es mag abgedroschen klingen, aber ohne innere Werte wären wir leer. Was ist jemand, der nur sein Äußeres aufpäppelt? Schön bekloppt!