„Big is beautiful“ ist eigentlich eine tolle Botschaft. Zur Selbstvermarktung – siehe Lady Gaga und Christina Aguilera – eignet sie sich aber nicht, findet unsere Kolumnistin Nadia Köhler.

Nachrichtenzentrale: Nadia Köhler (nl)

Hollywood – Fett lautet das neue It-Wort. Da hat man den Kindern gerade mühevoll beigebracht, dass man „fett“ höchstens zu Tieren, aber auf gar keinen Fall zu Menschen sagt. Prompt erklärt die ehemalige „Mickey Maus“-Moderatorin Christina Aguilera öffentlich, sie sei jetzt übrigens „fett“. Wenige Tage vorher hatte ihre – bei Kindern auch sehr beliebte – Kollegin Lady Gaga ihre Fans via Facebook und Twitter aufgefordert, Bilder zu posten, die eigene körperliche Unzulänglichkeiten schonungslos offenbaren. Die Lady selbst machte mit einem Bikinifoto den Anfang.

 

Im Prinzip ist es natürlich total löblich, wenn sich Stars öffentlich gegen den Schlankheitswahn stellen. Doch dieses gerade schwer angesagte Kokettieren mit dem angeblichen Übergewicht stößt auf. Vielleicht deshalb, weil bei der ach so fetten Christina Aguilera der Body-Mass-Index (BMI) nur knapp über dem Wert liegt, der angesichts ihres Alters noch als wünschenswert durchgeht. Und vielleicht weil man bei Lady Gagas Bikinibild ein wenig ratlos nach der augenfälligen körperlichen Unzulänglichkeit sucht.

„Big is beautiful“ ist eine tolle Botschaft, die – und das hat etwa Adele bewiesen – nur dann glaubwürdig ist, wenn der Sender auch „big“ ist. Wer auf rundlich macht, um aufzufallen, der setzt sich dem Vorwurf aus, angebliche Gewichtsprobleme zur Selbstvermarktung zu missbrauchen. Eine neue Haarfarbe hätte es vielleicht getan. Vielleicht aber auch nicht: denn Lady Gaga hat, seit die Fotoaktion läuft, bei Twitter nun als erster Mensch überhaupt die Marke von 30 Millionen Abonnenten geknackt.