Schwester Theresa Zukic predigt und albert. Fernseh-Talker lieben sie, und ihre Vorträge bucht Obi genauso wie die Bundeswehr.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Sindelfingen/Böblingen - Gottes Dienerin hörte Guns’n’Roses, als ihr Showtalent entdeckt wurde. Es war während einer Bahnfahrt, als zwei Männer Schwester Teresa Zukic ansprachen. Die Dame in Ordenstracht mit Kopfhörern in den Ohren hatte zu den Klängen der Hardrocker ein wenig getanzt. Später steppte sie für die Männer, die mehr von ihr und ihrem Orden wissen wollten. Das war ihre Eintrittskarte zur Prominenz.

 

Die Herren gehörten zum Fernsehteam um die Moderatorin Margarete Schreinemakers. Nach ihrem Fernsehauftritt kam Schwester Teresa mal als Skateboard fahrende Nonne in die Schlagzeilen, mal als Mehrkämpferin Gottes. 1992 war das. Sie gab Interviews in Serie. Wieland Backes lud sie genauso ein wie Markus Lanz.

Schlagzeilen sind flüchtig, aber ein Teil ihrer Prominenz haftet bis heute an der Ordensfrau. An ziemlich genau jedem zweiten Tag des Jahres ist sie zu Vorträgen eingeladen. Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter genauso an Schwester Teresas Erkenntnissen teilhaben lassen wie Landfrauenverbände ihre Mitglieder. Bei Obi teilte sie ihre Glaubenssätze mit und bei der Bundeswehr. Am Montag tritt sie in Sindelfingen auf, am Dienstag in Böblingen.

Von der Kunst, seine Mitmenschen zu ertragen

Anlass sind die Gesundheits- und Sportwochen der Städte. Das Thema der Ordensfrau lässt Humor genauso erkennen wie Selbstvermarktungstalent. „Jeder ist normal, bis du ihn kennst“, ist ihr Vortrag überschrieben. Die Unterzeile mahnt zur „spirituellen Kraft, Menschen zu (er)tragen“. Ware mit Schönheitsfehlern lasse sich umtauschen, mangelhafte Menschen nehme niemand zurück. Die Botschaft hinter den plakativen Zeilen ist eine Mahnung zur Güte und Gelassenheit. Vom Segen, Fehler zu verzeihen, predigt Schwester Teresa seit Jahrzehnten. Oder, um die Bibel zu zitieren: „Wer irgend dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch die andere hin.“ Die Bergpredigt zählt zu Schwester Teresas Lieblingspassagen in der Heiligen Schrift.

Der Lebenslauf der Katholikin liest sich wie von Gottes Hand geschrieben, und es gliche einem Wunder, würde sie bei ihren hiesigen Auftritten daraus nicht mindestens erzählen, wie sie zum Glauben kam. Geboren wurde sie 1964 in Kroatien. Die Familie wanderte nach Deutschland aus. Die junge Frau fiel nicht durch Gottesfurcht auf, sie war nicht einmal getauft. Herausragend war ihr sportliches Talent. Sie siegte bei den hessischen Meisterschaften am Schwebebalken, war badische Mehrkampfmeisterin, im Sportgymnasiums hoffte sie auf eine Profikarriere.

Die Schwester vermarktet ihre Werke im Internet

Zufällig schlug sie in einer schlaflosen Nacht die Bibel auf. Aus der Bergpredigt hörte sie Gott sprechen. Sie ließ sich taufen, wurde Nonne, sagte dem Sport Lebwohl, was heute schon allein ihre Leibesfülle offenbart. Inzwischen ist Schwester Teresa vieles. Sie schreibt Bücher, malt Gemälde, komponiert Musicals. Ihre Werke vermarktet sie im Internet – nicht für sich, für die Bedürftigen, denn noch heute gilt der Satz, den sie sagte, als Schreinemakers sie um eine Tanzeinlage bat: „Was tut man nicht alles für Gott.“