Kondome schützen vor Krankheiten, agumentiert Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer – und will sie im Rotlichtmilieu vorschreiben. Die Landesregierung hält dagegen: Dies würde die Prostituierten kriminalisieren.

Stuttgart - Beim Thema Kondompflicht für Prostituierte scheiden sich die Geister: Stuttgart hätte eine solche Pflicht gern, doch Sozialministerin Katrin Altpeter lehnt diese strikt ab. Ein weiterer Konflikt ist dadurch entstanden, dass sich Altpeter von Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer unzureichend wiedergegeben fühlt. Im städtischen Gleichstellungsbeirat hatte Fezer von ihrem erfolglosen Vorstoß bei der Sozialministerin berichtet, eine Kondompflicht für Prostituierte und deren Kunden einzuführen.

 

Fezer hatte im Beirat erklärt, die Sozialministerin habe ihre Meinung damit begründet, dass ein Kondom auch nicht gegen Krankheiten helfe, die durch Sex übertragen würden. Diese Begründung sei jedoch verkürzt und somit falsch, schrieb die Sozialministerin daraufhin an Fezer. Einem Sprecher des Ministeriums zufolge habe die in der StZ wiedergegebene Begründung bereits Irritationen ausgelöst, etwa in Ärztekreisen.

Die Sozialministerin habe Fezers Darstellung per Brief korrigiert und auf ihr Schreiben vom 28. Juni an Fezer verwiesen, in dem sie ihre Haltung bereits ausführlich begründet hatte. Es stimme zwar, dass Altpeter gegen eine Kondompflicht sei. Denn diese schützten nicht gegen alle sexuell übertragbaren Krankheiten, etwa Syphilis. „Dies kann insbesondere bei bildungsfernen Frauen zu Verunsicherung und Stress führen, wenn sie trotz Nutzung von Kondomen eine sexuell übertragbare Krankheit erleiden“, so Altpeter.

Klare Signale aus den Reihen der Prostituierten

Vor allem aber lehne sie eine Kondompflicht ab, „weil damit einseitig nur Prostituierte verfolgt und kriminalisiert werden – die Freier hingegen blieben ungeschoren“. Denn deren Verstöße könnten in der Regel nicht kontrolliert werden, Prostituierte hingegen sehr wohl – durch Scheinfreier der Ordnungsämter. Deshalb setze Altpeter statt einer Kondompflicht auf den Ausbau der Aidsprävention. Die Ministerin begrüßt aber „das Bestreben der Stadt Stuttgart, die Situation von Menschen, die der Prostitution nachgehen, zu verbessern und die Zuhälterei zurückzudrängen“.

Fezer räumte ein, sie habe Altpeters Position wohl etwas verkürzt wiedergegeben. Das ändere aber nichts an ihrer Haltung. „Wir haben klare Signale aus den Reihen der Prostituierten, dass diese sich eine Kondompflicht wünschen“, betont Fezer. Und dafür werde sie sich weiterhin einsetzen, da es dazu führen würde, dass mehr Kondome benutzt und somit Krankheiten wie Tripper oder Aids seltener übertragen würden. Fezer sagt aber auch: „Wir haben nicht vor, die Prostituierten zu kriminalisieren.“ Wie so etwas praktisch umzusetzen sei, müsse man noch entwickeln.