Protest bei Putzmeister Putzmeister-Beschäftigte kämpfen für faire Abfindungen

Hunderte sind zur Protestaktion vor die Putzmeister-Zentale in Aichtal gekommen, um für eine Sozialtarifvertrag zu kämpfen. Foto: IG Metall

Beim Betonpumpenspezialisten Putzmeister, bei dem Beschäftigte seit Wochen gegen das Aus von zwei Standorten kämpfen, spitzt sich der Konflikt zu. Hunderte kamen zur Protestaktion vor die Firmenzentrale nach Aichtal – direkt Betroffene sind unbefristet im Ausstand.

Wirtschaft: Imelda Flaig (imf)

Rund 250 Beschäftigte des Putzmeisterwerks im hessischen Gründau befinden sich bereits seit einer Woche im unbefristeten Streik. Sie zeigen Kampfeswillen: Wenn man das Werk nicht retten könne, wolle man wenigstens faire Abfindungen.

 

Mit vier Bussen sind sie an diesem Dienstag aus Gründau vor die Firmenzentrale nach Aichtal (Kreis Esslingen) gekommen, die Solidarität ihrer hiesigen Kollegen und der angereisten Putzmeister-Beschäftigten aus Heimertingen (bei Memmingen) ist ihnen sicher. Mit einem gemeinsamen Solidaritäts-Warnstreik aller Beschäftigten der deutschen Putzmeister-Standorte wolle man ein deutliches Zeichen für die Durchsetzung der Forderung nach einem Sozialtarifvertrag setzen, sagt Allessandro Lieb von der IG Metall Esslingen.

Nach Angaben der Gewerkschaft hat das Management in sämtlichen Verhandlungsrunden keine Bereitschaft gezeigt, auch nur ansatzweise über mögliche Fortführungsszenarien für die Standorte Gründau (Hessen) und Heimertingen (Bayern) zu sprechen.

Im Februar hatte die Unternehmensleitung angekündigt, das Werk in Gründau Ende 2024 zu schließen und die Produktion von Stahlkomponenten an den Putzmeister-Standort Çerkezköy in der Türkei zu verlagern. Betroffen sind davon rund 250 Beschäftigte. Auch die Aktivitäten am Standort Heimertingen bei Memmingen sollen ins Ausland verlagert werden – nach Kočevje in Slowenien, was den Abbau von 30 Jobs bedeutet. Begründet wurden die Verlagerungen mit steigendem Kostendruck.

Das vom Betriebsrat vorgelegte Alternativkonzept sei keine wirtschaftlich tragfähige Alternative zu den im Februar 2024 vorgestellten Schließungsplänen, sagte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage unserer Zeitung und begründete dies mit einer sehr hohen Komplexität vieler Einzelmaßnahmen und deren Abhängigkeiten. „Unser Anliegen ist nun, schnellstmöglich Klarheit für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen.“ Man werde im Rahmen der am 24. Oktober gestarteten Einigungsstelle die Gespräche mit dem Betriebsrat zielorientiert fortführen.

Gründauer Beschäftigte sind im unbefristeten Streik

Arbeitnehmervertreter reden hingegen von „platt machen“ . Die Gewerkschaft will die Werksschließung gerichtlich verbieten lassen. Es gebe einen Standortsicherungsvertrag, der auch für das Werk in Gründau gelte. Gerichtsverfahren über die Einhaltung des Standortsicherungstarifvertrages und die Rechtmäßigkeit der Einigungsstelle finden laut Gewerkschaft Ende November beziehungsweise Anfang Dezember statt.

Vor der Firmenzentrale geben sich die Beschäftigten an diesem Novembertag kämpferisch. „Sind das die Unternehmenswerte von Sany und Putzmeister?“, steht auf einem Transparent geschrieben. Nachdem das Management alle Lösungsvorschläge zum Erhalt des Standortes vom Tisch gewischt habe, arbeite man jetzt an der Durchsetzung des geltenden Standortsicherungstarifvertrages. Parallel betreibe man Sozialtarifverhandlungen, um ein soziales Auffangnetz für den „Worst Case“ zu schaffen, sagte Mathias Ebenau von der für Gründau zuständigen IG Metall in Hanau-Fulda. Die Beschäftigten des Gründauer Werks sind bereits seit einer Woche im unbefristeten Ausstand, etwa zehn halten seither auch eine Mahnwache vor der Firmenzentrale in Aichtal.

Putzmeister hat in Deutschland mehr als 1350 Beschäftigte, gehört seit zwölf Jahren zum chinesischen Baumaschinenkonzern Sany und stellt unter anderem Betonpumpen, Mörtel- und Verputzmaschinen her.

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