In Mannheim berät der Südzucker-Aufsichtsrat, ob die Werke im westfälischen Warburg und im brandenburgischen Brottewitz geschlossen werden. 350 Mitarbeiter protestierten vor der Konzernzentrale.

Mannheim - Der Aufsichtsrat des Südzucker-Konzerns ist am Montag in Mannheim zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um über die Zukunft der Werke in Brottewitz und Warburg zu entscheiden. Vor der Mannheimer Südzucker-Zentrale fanden sich etwa 350 Mitarbeiter und Landwirte ein, um gegen die drohende Schließung der Werke in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen zu protestieren.

 

Beschäftigte der bedrohten Zuckerfabriken werfen dem Südzucker-Vorstand vor, das Unternehmen handle voreilig und nehme sich nicht ausreichend Zeit zur Erarbeitung anderer Konzepte. Seit Ende der EU-Zuckermarktordnung 2017 muss der Mannheimer Konzern auf sinkende Zuckerpreise reagieren. Wegen eines drastischen Abfalls der Preise rechnet Europas größter Zuckerproduzent im Geschäftsjahr 2018/19 mit einem Umsatzrückgang von 100 bis 200 Millionen Euro. Daher sollen die Werke Warburg und Brottewitz geschlossen werden.

Schließung komme laut Arbeitnehmervertreter zu früh

Die Mitarbeiter zeigten sich vor der Konzernzentrale in Mannheim mit gelben Westen, Trillerpfeifen und Transparenten. Auf einem dieser Plakate hieß es etwa, „Werkschließungen sind die letzte, nicht die erste Alternative“. Nach Angaben von Südzucker sind am Standort Brottewitz 90 Mitarbeiter beschäftigt. Im Südzucker-Werk Warburg arbeiten demnach 60 Menschen.

Franz-Josef Möllenberg, Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der Südzucker, mahnte in Mannheim die Konzernspitze zur Loyalität. „Die Agrarpolitik darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten und der Regionen ausgetragen werden“, sagte er. Möllenberg, der früher Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) war, forderte die Einberufung eines Gremiums nach Vorbild der Kohlekommission. Eine solche Kommission könne Möglichkeiten prüfen, mit denen sich der Strukturwandel bewerkstelligen lasse. Mit Blick auf die geplante Schließung der beiden Werke sagte der frühere Gewerkschafter, dieser Schritt komme zu früh. „Wir brauchen mehr Zeit um alternative Konzepte zu entwickeln.“

Demonstranten reagierten mit Pfeifkonzert

Vorstandschef Wolfgang Heer trat ebenfalls vor die Mitarbeiter und sagte, der Vorstand müsse auf die drohenden Verluste mit rationalen Entscheidungen reagieren. „Erste Pflicht“ des Vorstands sei es dafür zu sorgen, dass Südzucker wieder wettbewerbsfähig wird. „Es ist nicht die Zeit für Emotionalität“, fügte er hinzu. Die Demonstranten reagierten mit einem Pfeifkonzert. Ob die Entscheidung zu möglichen Werkschließungen am Montag fällt, war zunächst unklar.