Die Empörung über die Planungen für den Enzpark in Besigheim (Kreis Ludwigsburg) hat sich in einer Demo vor dem Rathaus entladen. Etwa 100 Bürger nahmen teil.
Ordner in gelben Westen, Plakate mit der Aufschrift „Hände weg von unseren Bäumen“ – und vor dem Rathaus in Besigheim eine stattliche Menge von rund 100 Bürgern an einem Dienstagnachmittag um 17 Uhr. Das hat die beschauliche 13 000-Einwohner-Stadt am Neckar selten so gesehen. In der Stunde vor der Gemeinderatssitzung protestiert die Menge gegen den bisherigen Kurs der Stadt in der Planung des Enzparks. Insbesondere der drohende Verlust von neun Bäumen im Nordpark empört die Bürger.
Zuletzt war der Bürgermeister Florian Bargmann zurückgerudert. Er versprach in einer Mitteilung, den bisherigen Beschluss noch einmal auf den Prüfstand zu stellen und die Bäume zu retten. Die Planer hatten die Bäume opfern wollen, damit ein Radweg gerade durch den Park führen könne. Als dies bekannt wurde, entstand eine Protestwelle mit einer Demo im Nordpark und zahlreichen Leserbriefen.
Angeführt wurde die Demo von Reinhold Reuschle und Alfred Gramling, die mit einem Megafon das Wort ergriffen. Die beiden Urgesteine wollen keine Schuldzuweisungen in Richtung Gemeinderat. „Es ist keine Schande und nicht strafbar, wenn man seine Meinung ändert“, sagte Reuschle, der den Wert der alten Bäume hervorhob und an eine veränderte Planung an einer Besigheimer Schule vor Jahrzehnten erinnerte. „Damals wurde um den Baum herum geplant – er steht heute noch gesund da.“
Auch Gramling schlug die Brücke zum Gemeinderat. „Es wird nun höchst Zeit für einen sachlichen Bürgerdialog, um die Bäume zu retten.“ Auch künftig sollte ein offener Dialog gepflegt werden, um die Bürgerwünsche im Nordpark zu integrieren. Die Wünsche des Arbeitskreises Enz Ufer sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Mit dem Aufruf zur Demo „wollen wir zeigen, dass wir bereit sind, Lösungen gemeinsam zu finden“. Notwendig sei aber auch eine verbesserte Information aus dem Rathaus heraus, auch über die neuen Medien, „ohne große Sucherei“. Im Bürgerdialog sei eine fraktionsübergreifende Zusammenarbeit wichtig.
Gramling: Selbst ein kranker Baum kann noch 25 Jahre Schatten spenden
Gramling, der Vater des CDU-Bundestagsabgeordneten Fabian Gramling, erinnerte auch daran, dass Besigheim als einzige Kommune zum staatlich anerkannten Erholungsort im Landkreis Ludwigsburg nominiert worden sei. Der Nordpark habe mit seinem Baumbestand sicher einen Beitrag dazu geleistet. „Selbst ein kranker Baum kann noch 25 oder mehr Jahre Schatten spenden, auch ohne Pflege. Und das wissen viele nicht.“
In weiteren Wortbeiträgen kam die Sorge zum Ausdruck, dass sich zu wenig um Bäume gekümmert werde und ihr Stellenwert zu wenig bewusst sei. Im Südpark, der zuvor verändert worden war, seien Bäume gefällt worden, und es gebe zu wenig Schatten, monierte eine Bürgerin. „Wir müssen um jeden Baum dankbar sein – und wir müssen jeden Baum hegen, pflegen und erhalten.“
Der Bürgermeister betont: „Es liegt ein besonderer Fall vor“
Eine Bürgerin äußerte sich selbstkritisch, was die Informationen angehe. „Wir Bürger sollten öfter in die Gemeinderatssitzungen gehen.“ Sie fasse sich da auch an die eigene Nase. Zum Schluss meldete sich der Bürgermeister Florian Bargmann zu Wort. „Bürgerbeteiligung ist wichtig – der Protest ist bei uns angekommen.“ Das Thema werde im Gemeinderat noch einmal aufgerufen, es gebe keine Eile, man stehe nicht unter Zeitdruck. Bargmann versprach: „Es wird keiner der Bäume gefällt, für die Sie sich einsetzen.“ Dann machte er deutlich: Nicht jede Gemeinderatsentscheidung werde rückgängig gemacht, wenn Bürger demonstrierten. In dieser Frage sei jedoch das breite Interesse aus der Bevölkerung erkennbar gewesen, und es liege „ein besonderer Fall“ vor.