Aktivisten der Letzten Generation wollen am Dienstagmorgen in Ludwigsburg den Berufsverkehr lahm legen. Doch diesmal ist die Polizei schneller.

Sie wollten die B 27 in Ludwigsburg lahmlegen – aber diesmal hat es nicht geklappt. Die Polizei hat am frühen Dienstagmorgen gegen 7.30 Uhr eine Blockadeaktion von Klimaaktivisten der Letzten Generation verhindert. Die Gruppe unternahm jedoch gegen 10.15 Uhr an der Schwieberdinger Straße einen zweiten Versuch, diesmal mit Erfolg.

 

Zum allerersten Mal hatte die Letzte Generation am 15.  Dezember zugeschlagen. Damals war die B 27 auf Höhe des Forums das Ziel, der Berufsverkehr erlahmte. Die Uhrzeit 7.30 Uhr war diesmal die gleiche – nur der Ort änderte sich. Es war der Abschnitt der Bundesstraße am Heilbronner Tor vor Schloss Favorite: ein empfindliches Nadelöhr, das bereits bei normaler Auslastung im Berufsverkehr immer ein Staurisiko birgt.

Die Beamten sind nach Angaben des Polizeipräsidiums Ludwigsburg auf solche Einsätze vorbereitet. Normalerweise aber müssen sie reagieren, wenn es quasi zu spät ist, die Aktivisten sich also bereits auf die Straße geklebt haben. Am Dienstag allerdings hatte eine Streife ein Kamerateam gegen 7.20 Uhr in der Nähe des Marstallcenters erspäht, teilte ein Sprecher des Präsidiums mit. Daraufhin rückte die Polizei rechtzeitig mit einer relativ großen Zahl an Streifenwagen an, bewachte die Kreuzung und stellte sich den vier Aktivisten in den Weg.

Die Beamten verlangten die Ausweise der jungen Leute. Wegen der Polizeiaktion kam es vor Ort zwar zu einigen Verkehrsbehinderungen, aber weit weniger, als wenn die Bundesstraße von dem Klimaklebern komplett blockiert worden wäre.

Die Gruppe versprengte sich zunächst, formierte sich aber wieder und startete gegen 10.15 Uhr an der Schwieberdinger Straße einen zweiten Versuch. Ein Aktivist klebte sich auf der Abbiegespur zur MHP-Arena fest, andere schwenkten Transparente der Letzten Generation. Die Feuerwehr entfernte gegen 11 Uhr den jungen Mann, den die Polizei kurzzeitig in Gewahrsam nahm.

Mit ihren Aktionen will die Letzte Generation die Oberbürgermeister in deutschen Städten dazu bewegen, ihre Forderungen an die Fraktionen im Bundestag zu stellen. Dazu zählen Tempo 100 auf Autobahnen, das Neun-Euro-Ticket für den ÖPNV sowie ein Gesellschaftsrat mit Bürgern, der Maßnahmen zum Klimaschutz wissenschaftlich begleitet in die Politik tragen soll.

Zuletzt hatte der Hannoveraner Oberbürgermeister Belit Onay mit der Letzten Generation ein Abkommen geschlossen. Er unterstützt ihre Forderungen auch inhaltlich. Die Aktivisten verzichten nun auf weitere Aktionen in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Onay wird allerdings auch vorgehalten, er gebe dem Druck der Bewegung nach und lasse sich erpressen.

Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Matthias Knecht ist zwar gesprächsbereit, lehnt aber die Blockaden der Letzten Generation ab: „Dort, wo Bürgerinnen und Bürger in der Ausübung ihrer privaten oder dienstlichen Tätigkeiten gestört werden und geltendes Recht verletzt wird, hat unser Verständnis Grenzen.“ Die massiven Störungen würden zu Unverständnis und letztlich zu einer Spaltung der Gesellschaft führen. Gespräche seien nur in einem vertrauensvollen Klima möglich. Das setze laut Knecht voraus, dass beide Seiten konstruktiv an einer Lösung für die Stadt Ludwigsburg arbeiteten, „die Kompromisse erfordert und trotzdem im Ergebnis Akzeptanz findet“. Die Stadt wirke darauf hin, auf jeden Fall bis 2035 klimaneutral zu werden.