Streit um Busbuchten und Linienführung: Die Ludwigsburger Verwaltung möchte mit einem veränderten ÖPNV-Konzept den großen Wurf machen, scheitert aber am Protest von Anwohnern in Neckarweihingen und Poppenweiler.

Ludwigsburg - Entweder die Bürger begehren auf oder die Stadträte: In Ludwigsburg knirscht es beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. In Poppenweiler geht es um den Umbau einer Bushaltestelle und in Neckarweihingen um die Route, die die Linie 421 künftig nehmen soll. Im ersten Fall haben die CDU und die Freien Wähler im Gemeinderat einen schon gefassten Beschluss platzen lassen, im zweiten haben Bürger Unterschriften für einen eigenen Busfahrplan gesammelt.

 

Kleiner Anlass, großer Aufstand

Die Anlässe mögen aus gesamtstädtischer Perspektive klein sein, der Aufstand dagegen ist umso größer. „Ich habe mich in letzter Zeit um keine Sache mehr gekümmert, als um die Busbucht an der Hochdorfer Straße in Poppenweiler“, sagte Bürgermeister Michael Ilk in einer Sitzung des Bauausschusses im Juni. In der Nähe des Friedhofs im Ludwigsburger Teilort soll eine Haltestelle barrierefrei ausgebaut werden. Dazu ist die Stadt verpflichtet. Bisher sind 167 der insgesamt 224 Stopps in der Stadt umgebaut. An der 168. droht alles zu scheitern.

Das Problem: Die Stadt möchte statt einer kompletten Busbucht nur eine Haltestelle am Straßenrand einrichten, weil für einen barrierefreien Ausbau schlicht der Platz fehlt. Bäume müssten gefällt, eine Litfaßsäule abgebaut und die Zufahrt zu einem Anwesen verlegt werden. Selbst dann aber, so Ilk, sei der Platz so knapp, dass der Bus zur Weiterfahrt bis zur Gegenfahrbahn ausscheren müsste, was er nicht darf.

„Bürger wollen eine Busbucht“

Der Bürgermeister verweist auf die Situation an der Aldinger Straße in der Südstadt, wo der Bus ebenfalls an der Straße hält: „Dort fahren täglich 20 000 Autos und der Bus hält 18 Mal pro Stunde. Durch die Hochdorfer Straße in Poppenweiler fahren 5400 Autos und es halten nur zehn Busse pro Stunde.“ Warum also sollte in Poppenweiler nicht funktionieren, was an der Aldinger Straße und an vielen andern Stellen in der Stadt sehr wohl funktioniert? Freie Wähler und CDU halten dagegen: Egal was sonst allgemeine Praxis sei, an dieser Stelle ist sie unzumutbar: „Die Bürger wollen eine Busbucht haben“, sagt Andreas Rothacker (FW).

Ein im Bauausschuss gefasster Beschluss im Sinne der Verwaltung wurde im Gemeinderat abgeschmettert. Wie es weiter geht, ist offen, die Bauarbeiten ruhen. Ilk sagt: „Wir können nicht wegen jeder Busbucht vier Mal in die Gremien.“

In Sachen Buslinie 421 war die Verwaltung nicht nur im Bauausschuss und im Gemeinderat, sondern auch vor Ort in Neckarweihingen, um das Thema im Stadtteilausschuss und einer eigens dafür einberufenen Bürgerinformation zu diskutieren. Doch wie es scheint, ist auch hier eine Lösung nicht in Sicht. Knackpunkt ist der Plan, die Gebiete Au und Neckarterrassen – und später, wenn das Gebiet aufgesiedelt ist – Schauinsland besser anzubinden.

Neckarweihinger misstrauen der Verwaltung

Dafür hatte die Stadt im April gemeinsam mit den Ludwigsburger Verkehrs-Linien (LVL) drei verschiedene Varianten zur Diskussion gestellt. Im Kern geht es darum, ob und wie künftig die Schwarzwaldstraße sowie die bisher noch nicht angebundene Immanuel-Dornfeld-Straße angefahren werden soll.

„Nachdem eine Mehrheit im Stadtteilausschuss für Variante Drei stimmte, wollten wir diese auch weiter verfolgen“, sagt Bürgermeister Ilk. Doch dann hagelte es Proteste per E-Mail und diversen offenen Briefen: Die Informationsveranstaltung sei nur auf Druck der Bürger zustande gekommen und dann als eine Farce über die Bühne gegangen, schimpften etwa die Stadtteilbewohner Anne Fuhrmann und Uwe Preibisch: „Auf eine von der Bürgerschaft erarbeitete Variante Vier, welche für uns einen guten Kompromiss darstellt, wurde gar nicht eingegangen.“

Die Neckarweihinger fürchten, die Stadt baue die Linie gegen ihren Willen aus und haben eine Initiative gegründet. „Offenbar gibt es ein großes Misstrauen gegen die Verwaltung“, sagt Ilk und versichert, es sei unbegründet. Mittlerweile hat die Bürgerinitiative 1000 Unterschriften gesammelt, die sie Ilk überreichen will.