Protest in Stuttgart Fridays for Future demonstrieren gegen Lokalpolitik

Bis zum Jahr 2035 will Stuttgart klimaneutral werden. Dafür werde bisher zu wenig getan, sagen Klimaaktivisten. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Klimaaktivisten sind überzeugt, dass zu wenig dafür getan werde, damit Stuttgart bis 2035 klimaneutral wird. Deshalb haben sie am Mittwoch demonstriert. Einzelne Lokalpolitiker werden dabei als „Clown“ bezeichnet.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Kurz werden die Plakate zu Regenschirmen umfunktioniert. Als die mehr als hundert Demonstranten am Mittwochnachmittag vom Schlossplatz zum Marktplatz marschieren, regnet es in Strömen. Für einige Teilnehmer des Protests von Fridays for Future (FFF) und der Mobilitätskampagne 365 Stuttgart dürfte die graue Szenerie jedoch zu ihrer Stimmung passen. Ihnen geht es um den vor einem Jahr gefällten Gemeinderatsbeschluss, dass Stuttgart bis 2035 klimaneutral werden will. Und aus ihrer Sicht hat sich seitdem viel zu wenig getan. Deshalb haben sie am Tag der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause demonstriert.

 

„Die Stadt strengt sich nicht einmal an, ihre Ziele im Ausbau der Photovoltaik zu erreichen, sondern schraubt ihre Ziele einfach herunter“, kritisierte Oskar Otto von FFF Stuttgart. Im Frühjahr war das Solarziel in Stuttgart um 75 Prozent nach unten korrigiert worden. Und im Bereich der Heizungen sei es eigentlich nötig, 3500 Wärmepumpen pro Jahr zu installieren, derzeit wären es aber nur 100 pro Jahr, sagte Oskar Otto. „Es fehlt an Strategien und am politischen Willen.“

Peter Pätzold wird als „Clown“ bezeichnet

Einzelne Lokalpolitiker wurden auch namentlich diskreditiert. Dennis Landgraf von FFF bezeichnete den Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) als „fucking clown“, also als verdammten Clown, als er über die Agrarpolitik in Stuttgart sprach. Er forderte, dass es in der Kantine im Rathaus standardmäßig vegane Gerichte geben müsse und dass die Bebauung des Rosensteinviertels mit Grünflächen und Entsiegelung ausgeglichen werden müsse.

Jule Müller von dem Bürgerbegehren 365 Stuttgart, das ein 365-Euro-Ticket fürs Jahr fordert, kritisierte die „sehr überschaubaren Erfolge im Gemeinderat trotz der ökosozialen Mehrheit“. Man müsse „weg vom autolastigen Individualverkehr“, hin zu mehr Radwegen sowie besserem ÖPNV. Dazu gehörten auch höhere Löhne für Bus- und Bahn-Mitarbeiter. Die derzeitigen Gehälter seien eine „Frechheit für so einen systemrelevanten Job“, sagte Alja Salatovic von FFF.

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