Hundert Menschen haben sich am Dienstagabend im Stuttgarter Nordbahnhofviertel versammelt, um gegen ihren Vermieter Vonovia auf steigende Mieten aufmerksam zu machen.

Stuttgart - Das Immobilienunternehmen Vonovia sorgt in diesen Tagen für Schlagzeilen: Zahlreiche Wohnungen in Stuttgart und der Region sollen saniert werden, danach sollen die Mieten steigen. Nun protestieren die Mieter. Fast hundert Leute haben sich am Dienstagabend vor dem Gebäude Friedhofstraße 11 im Nordbahnhofsviertel positioniert, um mit Transparenten gegen die Mieterhöhung und die Sanierungsmaßnahmen zu protestieren. Sanierungsmaßnahmen, die in den Augen der Mieter überflüssig sind: „Die Sanierungen die gemacht werden sind unnötig, eine neue Haustür oder Rollläden brauche ich nicht,“ sagt eine Mieterin aus dem Hochhaus an der Friedhofstraße. Modernisierungen, die in ihren Augen wirklich notwendig wären, würden hingegen nicht umgesetzt, so die Rentnerin weiter: „Neue Heizkörper kommen nicht, nur Ventile. Auch Wasserzähler wären dringend nötig, damit die Abrechnungen gerechter werden.“

 

Auch die Mieter aus anderen Häusern der Vonovia in Stuttgart und Esslingen sind mit solchen Problemen konfrontiert und deshalb am Abend gekommen, um ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen. „Ich weiß nicht, wie ich eine Mieterhöhung von über 250 Euro packen soll. Damit werde ich ja trotz guter Rente zum Sozialfall, “ sagt eine Frau aus einem Vonovia-Gebäude in Münster. Ein anderer Mieter aus Oberesslingen ergänzt: „Wir sind erschöpft, 40 Prozent mehr Miete sind einfach zu viel. Was Vonovia da macht ist Willkür!“

Mieterhöhungen wie diese haben für den jungen Mann aber nicht nur Folgen für die Mieter, sondern auch für die Gesellschaft: „Wie viele Menschen gehören in Deutschland der reichen Schicht an, um sich solche Mieten leisten zu können? Die Mittelschicht stirbt so immer mehr aus.“

Es gehe um mehr als nur die Betroffenen, findet auch Ursel Beck von der Vonovia-Mieterinitiative, die sich per Megafon an die Anwesenden wendet: „Es geht heute für alle Stuttgarter Mieter um die Frage, wer es sich noch leisten kann, hier zu wohnen. Nur die Spitzenverdiener? Dagegen müssen wir uns wehren, deshalb sind wir heute hier“. Ihre Lösung: „Wenn sich alle zusammenschließen, sind auch die Mieter eine Macht.“

Auch der Landesvorsitzende des Deutschen Mieterbunds Rolf Gaßmann ist sich sicher, dass die Vonovia nach den Protesten in Stuttgart und anderen Städten reagieren muss: „Die Vonovia reagiert nur auf Druck, den versuchen wir heute zu machen.“ Um die generellen Missstände zu bekämpfen, müsse allerdings die Politik handeln. „Die Gesetze müssen besser werden, beispielsweise muss das Gesetz zur Modernisierungsumlage weg.“