Auf dem Stauffenbergplatz hat am Freitagabend die Chinesische Community ihre Solidarität mit den Demonstranten in China gezeigt und gegen Null-Covid-Strategie, Unterdrückung von Meinungs- und Pressefreiheit protestiert.

„Freedom!“ Laut schallt es über den Stauffenbergplatz am Alten Schloss. Über 80 Menschen fordern Freiheit, nachdem sie leidenschaftlich „Do you hear the people sing?“ aus dem Musical „Les Misérables“ gesungen haben. Sie demonstrieren unter dem Motto „Leeres Blatt“ gegen die Zensur und Unterdrückung der Meinungs- und Pressefreiheit in China. Einige weiße Blätter werden hochgehalten, wie just in chinesischen Millionenstädten.

 

In Shanghai, Peking, Wuhan, Chengdu, Chongqing, Nanjing, Xi’an und Guangzhou gehen Menschen auf die Straße, um gegen wiederholte Lockdowns, Corona-Massentests und Zwangsquarantäne zu protestieren. Die Demonstrationen sind die größten in China seit der Demokratiebewegung 1989, die das Militär gewaltsam niederschlug: Studierende hatten den „Platz am Tor des Himmlischen Friedens“ besetzt, als Tian’anmen-Massaker ging es in die Geschichte ein.

Protestanten bezeichnen Null-Covid-Strategie als Vorwand

Beim Stuttgarter Protest der chinesischen Community, deren Mitglieder aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen, wird die Null-Covid-Strategie als Vorwand bezeichnet, um die Bevölkerung systematisch zu kontrollieren. Den Opfern der Maßnahmen und des totalitären Regimes gedenken sie mit Reden, dem chinesischen Abschiedslied „Songbie“ und einem Banner zur „Solidarität mit den Demonstranten in China“ – vor Kerzen, die die Wörter „Ürümqi 1124“ bilden.

In der Stadt starben am 24. November zwölf Menschen bei einem Hochhausbrand. Die Rettung sei durch die Barrikaden der Corona-Maßnahmen behindert worden, wird moniert. Ürümqi liegt in der nordwestchinesischen Region Xinjiang, wo viele Uiguren leben. Deren massenhafte Internierung in Lagern thematisieren dann auch die Redner, fordern die Unabhängigkeit der Republik Ostturkestans, die zu Xinjiang gehört, bevor das uigurische Lied „Sad Song for Sad Times“ erklingt und auf Chinesisch wie Englisch skandiert wird: „Wir brauchen Essen und Reformen“, „Entlasst die Demonstranten aus der Haft“ – oder „Es ist unsere Pflicht“. Das hatte 1989 ein junger Mann bei den Tian’anmen-Protesten erklärt. „Das treibt uns heute an“, betont eine Stuttgarter Demonstrantin. „Unsere Pflicht, soziale Verantwortung zu übernehmen!“