In seiner Sonderverwaltungszone Hongkong spielt China brutal seine Macht aus – und der Westen schaut stumm zu. Seit Jahren engt die Volksrepublik den Freiheitsspielraum der demokratischen Metropole ein, kritisiert Christoph Link.

Stuttgart - Es sind Szenen der Verzweiflung und des Mutes, die sich auch am Mittwoch in Hongkong abspielten: „Haut ab, das ist unser Parlament“, rief ein Demonstrant schwer bewaffneten Polizisten zu, die das Parlament der Stadt, den Legislativrat, quasi als Einsatzzentrale besetzt hielten. Die Lage in der ehemaligen britischen Kronkolonie – heute Sonderverwaltungszone Chinas mit halbautonomen Status – eskaliert. Die jetzt vorgenommene Verschiebung einer Abstimmung über das strittige Gesetz über Auslieferungen von Hongkong nach China, das bis zu eine Million Bürger der Stadt auf die Straße getrieben hat, kann dem Protest allenfalls zeitweise die Luft nehmen. Denn der Grundkonflikt bleibt. Und die ferne Zentralregierung in Peking sitzt am längeren Hebel. Sie hat Zeit, sie hat die Macht – und sie hat in der Hongkonger Regierungschefin Carrie Lam eine Politikerin, die viele Hongkong-Chinesen als „Marionette Pekings“ ansehen.